Amselsterben: Immer mehr Vögel verenden am Usutu-Virus
Wie der NABU erklärt, sterben immer mehr Amseln und andere Vögel durch das sich ausbreitende Usutu-Virus. Welche Folgen das hat und was wir selbst gegen das Problem tun können, lesen Sie hier.
Falls Sie auch schon bemerkt haben, dass sich in Ihrem Garten weniger Amseln tummeln als in vorigen Jahren, könnte das an einer gefährlichen Virusinfektion liegen, die immer weitere Kreise zieht. Bereits 2011 verzeichnete der Naturschutzbund Deutschland (NABU) erstmals ein Vogelsterben, das durch das ursprünglich tropische Usutu-Virus ausgelöst wurde - doch so hoch wie 2018 war die Zahl der erkrankten und verendeten Tiere noch nie. Für 2019 sehen die Prognosen sogar noch schlechter aus.
2019 könnte ein neuer Höchststand erreicht werden
Dem NABU wurden seit Jahresbeginn bereits mehr als 1.300 Verdachtsfälle mit über 2.500 kranken (oder sogar schon toten) Vögeln gemeldet, 2018 war es im gleichen Zeitraum mit 800 Meldungen etwas weniger als die Hälfte der aktuellen Zahl. Die Gesamtzahl der Verdachtsmeldungen lag 2018 bei 13.420 mit 27.565 erkrankten oder bereits verendeten Vögeln. Die Hälfte dieser Meldungen, die vor allem Amseln betraf, wurde als tatsächlich möglicher Usutu-Fall eingestuft (6.596 Meldungen mit 14.495 kranken oder toten Vögeln). Die Dunkelziffer dürfte allerdings noch weitaus höher sein.
Die Experten des NABUs und des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNITM) gehen davon aus, dass die Zahlen von 2019 die des vergangenen Jahres noch übersteigen könnten. Grund für diese Annahme ist, dass bereits der trockene Hitzesommer 2018 günstige Bedingungen für die Ausbreitung des Virus geschaffen haben dürfte und der Sommer 2019 nicht nur ebenso warm, sondern auch noch feuchter und deshalb mückenreicher sei. Dadurch gibt es auch mehr potenzielle Überträger des Virus. Der Höhepunkt der Usutu-Saison ist im (Spät-)Sommer, ab etwa Ende September kann wieder mit sinkenden Zahlen gerechnet werden.
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Amselsterben ist jetzt ein bundesweites Phänomen
Das Usutu-Virus tritt mittlerweile fast in ganz Deutschland auf - nur wenige höher gelegene Regionen meldeten bisher keine Verdachtsfälle. Die Krankheit breitet sich also immer weiter aus: 2011 und in den Folgejahren war in erster Linie das Rhein-Neckar-Gebiet betroffen, später dehnte sich das Virus nach Nordrhein-Westfalen und Bayern sowie in den Norden aus (mit weiteren Ausbrüchen in Berlin und Leipzig). 2018 waren erstmals und dabei besonders Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern sowie die Region um Nürnberg stark betroffen. Heute gibt es laut NABU neue Schwerpunkte um Berlin und München.
Wie Ornithologen und Tropenmediziner festgestellt haben, werden übrigens immer dort geringere Todesraten festgestellt, wo das Virus schon länger vorkommt - was im Umkehrschluss bedeutet, dass in jenen Regionen, in denen Usutu erstmals auftaucht, besonders viele Vögel daran sterben. Den Experten zufolge könne das daran liegen, dass viele Tiere bereits im Vorjahr verendet seien und überlebende Vögel vermutlich immun gegen die Krankheit geworden sind.
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Wie wird sich das Usutu-Virus langfristig auswirken?
Das von Stechmücken auf Vögel übertragene Virus ist nicht behandelbar und führt bei Arten wie Amseln, Singdrosseln, Finken oder Meisen innerhalb weniger Tage zum Tod. Wie sich die Vogelpopulation, beziehungsweise insbesondere die Amselpopulation, durch die Viren-Bedrohung verändern wird, ist momentan nicht abschätzbar. "Bisher ist noch völlig unklar, ob sich betroffene Bestände wieder vollständig erholen können, dauerhaft reduziert bleiben oder gar immer weiter abnehmen werden", erklärt der NABU. Genaue Prognosen können die Experten noch nicht treffen.
NABU ruft erneut zu großer Meldeaktion auf
Um die Virus-Erkrankungen weiter zu beobachten und die Ausbreitung der Erreger zu erforschen, ruft der NABU auch dieses Jahr wieder dazu auf, kranke oder vermutlich an Usutu verendete Amseln online zu melden. Erkrankungen können sich unter anderem durch apathisches Verhalten oder zerzaustes, struppiges Gefieder äußern. Bereits verendete Vögel schicken Sie bitte an das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Die Tiere sollten mit Handschuhen oder einer umgestülpten Plastiktüte gegriffen werden, bevor sie verpackt werden. Weitere Informationen stellt der NABU unter www.nabu.de/usutu zur Verfügung.
Kann das Usutu-Virus auch für Menschen gefährlich werden?
Theoretisch kann das Virus die Gesundheit des Menschen beeinträchtigen, wie Dr. Renke Lühken vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin sagt. Das BNITM erklärt aber, dass bisher erst zwei Usutu-Infektionen entdeckt worden seien, die auch keine Erkrankung (mit Fieber, Kopfschmerz und Hautausschlägen sowie in seltenen Fällen einer Gehirnentzündung) ausgelöst hätten. "Eine Infektion mit dem Usutu-Virus scheint also in Deutschland möglich, ist aber noch kein Grund zu Sorge und wird von Blutspendezentren gemeinsam mit wissenschaftlichen Institutionen weiter beobachtet."
Neben dem Usutu-Virus breitet sich in Deutschland auch das ebenfalls durch Mücken übertragene West-Nil-Virus (WNV) weiter aus, das 2018 erstmals bei Vögeln und Pferden nachgewiesen wurde. Dazu schreibt das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI): "Pferde und Menschen sind Fehlwirte für WNV. Beim Menschen verlaufen 80 Prozent der Fälle ohne Krankheitssymptome, nur etwa 20 Prozent der Infizierten zeigen leichte Krankheitssymptome wie Fieber und grippeähnliche Erscheinungen. In weniger als einem Prozent der Fälle kann ein schwerer, hoch fieberhafter Krankheitsverlauf mit Meningitis oder Enzephalitis auftreten [...]." Weitere Informationen dazu erhalten Sie auf der Homepage des FLI.
Wie Dr. Lühken vom BNITM gegenüber dem NABU erklärt, werden alle toten Vögel sowohl auf das Usutu-, als auch das West-Nil-Virus getestet.
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