Mehr Respekt und Verständnis

Beziehungsprobleme lösen: 5 Tipps für eine glückliche Partnerschaft

Um eine gute Partnerschaft zu führen, müssen wir manchmal lernen, uns wieder besser zu verstehen. Was Ihnen dabei hilft, Ihre Beziehungsprobleme zu lösen.

Beziehungsprobleme lösen: 5 Tipps für eine glückliche Partnerschaft
Gerade im Laufe einer langjährigen Partnerschaft kann es vorkommen, dass wir uns zunehmend an Verhaltensweisen des anderen stören und ihm Vorwürfe machen. Wie lassen sich diese Beziehungsprobleme lösen? Foto: kupicoo / iStock
Auf Pinterest merken

Er lässt immer die Socken auf dem Boden liegen. Weil es ihm egal ist, dass sie sich über seine Nachlässigkeit ärgert. Und er darf nie die Zeitung in Ruhe zu Ende lesen. Weil sie es ihm nicht gönnt, dass er auf dem Sofa sitzt, während sie den Haushalt macht.

Viele Paare erschaffen sich eine Vorwurfswelt des „Immer-nie“, aus Verzweiflung darüber, dass sich der Partner nicht an das hält, was selbstverständlich sein sollte. Man sollte aber, so Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer, fein unterscheiden zwischen Respektlosigkeit gegenüber dem Partner und Marotten, über die der andere großzügig hinweggucken sollte.

Im Paar-Coaching geht es darum, Unterschiede wahrzunehmen, den Ängsten des anderen zu begegnen, aber auch darauf zu achten, dass die eigenen Gefühle nicht entwertet werden. Denn nicht Beziehungsdebatten, sondern das Einfühlungsvermögen festigt die Liebe. Fünf Fälle aus der Praxis.

Fehlende Anerkennung: „Zähle ich denn gar nicht? “

Bettina* ist maßlos enttäuscht: Nachdem ihr geliebter Sohn Lars* nach dem Abitur zum Studieren in eine andere Stadt gezogen ist, macht er sich rar: Die Mutter solle ihn in Ruhe lassen, er würde sich wieder melden. Ehemann Paul* sieht, wie sehr seine Frau leidet. Er bringt ihr Blumen, küsst sie, sagt, sie habe doch ihn. Bettina reagiert abweisend, und Paul fragt sich: Zählt er denn gar nicht?

Dazu der Experte: Der ruppige Ton ihres Sohns deprimiert Bettina. Das erkennt ihr Mann Paul richtig, aber er sollte wissen: Um seiner Frau zu helfen, darf er ihre Traurigkeit nicht anzweifeln oder gar Vorhaltungen machen, er sei ihr nicht wichtig. Sie wird die Trennung vom Sohn verkraften – mit den liebevollen Aufmerksamkeiten und Ablenkungen ihres Mannes.

Neue Zeit zu zweit – oder nicht? Reisen kontra Job

Die Kinder sind aus dem Haus, Lisa* arbeitet halbtags als Apothekerin, Max* ist Arzt. Sie beklagt sich, er habe zu wenig Zeit für sie. Denn sie möchte mehr reisen – und zwar mit ihm. Er hält ihr Jammerdepression vor, sie ihm Arbeitssucht.

Dazu der Experte: Um diese Krise zu überwinden, müssen beide aufhören, die Einstellung und Persönlichkeit des anderen zu entwerten. Anerkennung und Aufmunterung hingegen fördern die Motivation, etwas dafür zu tun, dass wieder ein neuer, guter Geist in die Beziehung einzieht.

Video Platzhalter

Beziehungsproblem Eifersucht lösen: „Er hat mein Handy kontrolliert“

Rita* lässt ihr Smartphone auf dem Tisch des Lokals liegen, als sie zur Toilette geht. Ihr Freund Harry* will prüfen, ob das WLAN im Restaurant funktioniert, und findet dabei eine Nachricht von Ritas Ex. Hat sie die Verbindung etwa doch nicht abgebrochen? Harry verlangt, den kompletten E-Mail-Wechsel zu sehen. Rita findet das übergriffig, überlegt aber, doch nachzugeben, weil sie ja nichts zu verbergen hat.

Dazu der Experte: Wer Eifersüchtige darin unterstützen möchte, ihre Verlustängste zu überwinden, sollte nicht nachgeben, sondern sich dem Kontrollanspruch widersetzen. Denn sonst werden sie in ihrer Fantasie bestärkt, sie hätten ein Recht auf Infos, die sie nichts angehen. Eine Beziehung kann nur auf Vertrauen basieren, das muss Harry begreifen.

Auf Sex verzichten: „Plötzlich hat er Versagensängste“

Nach einer Prostataoperation hat der 67-jährige Ralf* Erektions-Probleme. Seine gleichaltrige Partnerin Evi* möchte ihm den Druck nehmen und schlägt vor, ganz auf Intimitäten zu verzichten, sie könnten doch auch so miteinander glücklich sein. Ralf versteht das nicht. Sex ist doch immer wichtig, und nie würde jemand freiwillig darauf verzichten. Warum also macht Evi einen solchen Vorschlag?

Dazu der Experte: Evi hofft, Ralf mit dem Sex-Verzicht zu entlasten, erreicht aber das totale Gegenteil. Zärtlichkeiten wurden in der langen Ehe zu einem lieb gewonnenen Ritual, das Evi und Ralf auch weiterhin genießen sollten.

Wenn er vor ihr in Rente geht, kann das zu Beziehungsproblemen führen

Gerda* startet mit 60 noch mal durch, übernimmt eine Abteilung in einer Bank. Ulrich* wird als Beamter vier Jahre vor ihr pensioniert. Zwar sagt er, er sei froh, wenn er das Büro nicht mehr sehe, aber insgeheim beneidet er seine Frau. Um ihn aufzuheitern, sagt sie: „Es hat doch auch etwas Gutes. Jetzt kannst du mir ein bisschen Hausarbeit abnehmen.“ Seine Reaktion ist heftig: „Ich habe von einem Wohnmobil geträumt, ich bin doch nicht dein Sklave!“

Dazu der Experte: Gerda möchte ihrem Mann aus dem Gefühl der Nutzlosigkeit heraushelfen. Ulrich hingegen fürchtet sich insgeheim vor der Überlegenheit seiner Frau. Anknüpfungspunkt für beide, um dieses Beziehungsproblem zu lösen, könnte das Projekt mit dem Wohnmobil sein. Gerda wäre dort sein Gast – so, wie Ulrich sich bisher als Gast in Gerdas Haushalt verstanden hat.

Buch-Tipp: Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer beschreibt in „Coaching in der Liebe – Neue Spielregeln für ein Leben zu zweit“, wie wir der Vorwurfswelt aus „Immer-nie“ entkommen. Kreuz Verlag, 19,99 Euro.

* Namen von der Redaktion geändert.

Quelle: Tina