Ein erfülltes Sexleben trotz Harninkontinenz
Inkontinenz kann zur Hemmschwelle für das Zulassen von Intimität mit dem Partner werden. Diese Tipps helfen, das Liebesleben trotz Inkontinenz zu genießen.
In Deutschland leiden rund sechs bis acht Millionen Menschen an einer Harninkontinenz - und die Wahrscheinlichkeit, daran zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. Neben alltäglichen Beeinträchtigungen, wie dem häufigen Drang zur Toilette zu gehen, hat die Kondition besonders negativen Einfluss auf das Liebesleben Betroffener: Häufig belastet sie der Gedanke, beim Geschlechtsverkehr Urin zu verlieren und vor Scham kann der Akt häufig nicht so genossen werden, wie es ohne Harninkontinenz möglich wäre. Die innere Anspannung mindert außerdem die Wahrscheinlichkeit, dass Betroffene einen Orgasmus erleben, weil sie die Sorgen nicht loslassen können - und sich selbst und den Partner dadurch unweigerlich unter Druck setzen.
Zum Weiterlesen: Die besten Sexstellungen im Alter
Neben der psychischen Belastung spielen auch körperliche Beeinträchtigungen durch Harninkontinenz eine Rolle im Sexleben: Eine schwache Beckenbodenmuskulatur lässt das Gewebe der Scheide erschlaffen, weshalb Frauen weniger Reibung beim Geschlechtsverkehr empfinden. Dadurch kann es vorkommen, dass die Scheidenschleimhäute weniger gut durchfeuchtet werden - was zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen kann.
Aufgrund der vielfältigen Belastung, die Betroffene durch Harninkontinenz verspüren, ist für ein erfülltes Sexleben besonders eines notwendig: ein verständnisvoller Partner. Offenheit und Vertrauen sollten die Basis für Gespräche über das vermeintlich peinliche Thema Inkontinenz bilden - nur so können Sie gemeinsam einem erfüllten Sexleben entgegenarbeiten.
Übungen für den Beckenboden, um Inkontinenz entgegenzuwirken
"Arbeiten" ist hier das richtige Stichwort, denn: Einer (leichten) Harninkontinenz kann durch gezieltes Training der Beckenbodenmuskulatur entgegengewirkt werden. Einmal täglich sollten Sie die Übungen durchführen, die wir Ihnen oben im Video zeigen.
Auch interessant: Beckenbodensenkung - Ursachen, Beschwerden & Therapien
Kleine Helfer für mehr Entspannung beim Sex: Liebeskugeln
Die Trainingserfolge können Sie durch das Tragen von Vaginalkonen verbessern. Sie sind besser bekannt als "Liebeskugeln" und werden zur Stimulation der Beckenbodenmuskulatur in die Scheide eingeführt und - je nach Empfingen - für eine Weile dort getragen. Die Muskulatur muss nun arbeiten, um die Konen zu halten, was den Beckenboden von Innen trainiert. Entgegen eines üblichen Irrtums sollten Frauen im reifen Alter und besonders Mütter nicht zu größeren Modellen greifen; im Gegenteil: Je kleiner die Kugel, desto intensiver wird die Muskulatur beansprucht. Beginnen Sie dennoch nicht mit der kleinsten Größe, also dem höchsten Schwierigkeitsgrad, sondern steigern Sie sich langsam in Ihrem Training, um Scheidenkrämpfe zu vermeiden. Getragen werden die Liebeskugeln je nachdem, wie es die Trägerin für angenehm empfindet: Zum Beispiel jeden Morgen beim Duschen, einige Male die Woche bei der Hausarbeit oder - für Fortgeschrittene - beim Einkaufen oder im Büro. Tipp: Sollten Sie es als unangenehm oder gar schmerzhaft empfinden, die Kugeln einzuführen, weil die Schleimhäute nicht ausreichend feucht sind, empfiehlt sich die Verwendung eines Gleitgels.
Störende Gedanken loslassen durch Vorsichtsmaßnahmen
Um sich beim Sex mehr zu entspannen hilft es Betroffenen, wenn sie eine Inkontinenzauflage auf dem Bett verwenden und Handtücher griffbereit legen. Diese Vorsichtsmaßnahmen nehmen die Angst davor, im Falle des Falles unbekleidet Handtücher aus der Wäschekammer zu holen - was zu mehr Schamgefühl führen kann.
Eine leere Blase schafft Entspannung
Bevor Sie mit dem Liebesspiel beginnen sollten Sie Ihre Blase weitestgehend entleeren - auch wenn Sie nicht direkt das Bedürfnis verspüren. Das Wissen, dass die Blase leer ist, gibt zusätzlich Sicherheit und ermöglicht, sich mehr zu entspannen und auf das Liebesspiel einzulassen.
Die richtige Position, um die Blase nicht zusätzlich zu belasten
Wählen Sie eine Position, in der kein zusätzlicher Druck auf die Blase ausgewirkt wird. Viele Betroffene fühlen sich zudem weniger wohl, wenn Sie beim Liebesakt oben sind - da sie befürchten, Urin auf ihrem Partner zu verlieren.
Diese Positionen sind empfehlenswert:
- Hündchen-Stellung: Knien Sie vor Ihrem Partner auf dem Bett und lassen Sie ihn von hinten in Sie eindringen.
- Esstisch zweckentfremden: Legen Sie sich in Rückenlage auf den Esstisch - so kann Ihr Partner vor Ihnen stehen und übt mit seinem Körper keinen Druck auf Ihre Blase aus.
- Großes und kleines Löffelchen: Legen Sie sich auf die Seite und lassen Sie Ihren Partner sich an Ihren Rücken schmiegen und von hinten eindringen.
Lesen Sie mehr zum Thema Blasenschwäche: