Hormonspirale: Harmlose Verhütungsmethode oder nicht?
Forscher warnen: Die Hormonspirale, das bei Frauen über 40 beliebte Verhütungsmittel, stört möglicherweise das seelische Gleichgewicht. Gynäkologin Dr. Verena Breitenbach weiß mehr darüber.
Panikattacken, Ängste, Schlafstörungen und Aggressionen – die Hormonspirale steht aktuell in der Diskussion, psychische Probleme als Nebenwirkung zu verursachen. Der vermeintliche Grund ist das hoch dosierte Hormon Levonorgestrel. Forscher der renommierten Universität Rotterdam stellten fest, dass die Ausschüttung des Hormons unser Stresslevel steigern kann. Die Europäische Arzneimittel-Agentur prüft nun, ob diese Nebenwirkungen in den Produktinformationen aufgeführt werden müssen. Aber wie sieht es tatsächlich in der Praxis aus? Ist die Hormonspirale wirklich gefährlich oder werden die Ängste der Frauen unnötig geschürt? Wir haben die Gynäkologin Dr. Verena Breitenbach aus Ehingen nach ihren Erfahrungen gefragt.
Die Resonanz von Frauen mit Hormonspirale ist positiv
Eines stellt die Expertin gleich zu Beginn klar: "Ich würde meinen Patientinnen nichts empfehlen, womit ich keine guten Erfahrungen gemacht habe." Und diese widersprechen den Schlagzeilen. So berichtet die Frauenärztin mit dem Schwerpunkt Naturheilkunde: "Im Vergleich zu anderen Verhütungsmitteln beobachte ich bei der Hormonspirale die geringsten Nebenwirkungen. Es gibt viel mehr Patientinnen, die die Pille absetzen oder wechseln müssen, weil sie diese nicht vertragen."
Wie wirkt die Hormonspirale?
Die Hormonspirale gehört zu den sogenannten Langzeitkontrazeptiva und kann demnach bis zu fünf Jahre in der Gebärmutter verbleiben. Dort gibt sie das künstlich hergestellte Hormon Levonorgestrel ab, welches dem körpereigenen Gelbkörperhormon ähnelt. Dieses verhindert den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. Gleichzeitig wird ein Schleimpfropf gebildet, der die Spermien aufhält. Zudem wird der Eisprung verhindert. Oft hat die Patientin keine Menstruation mehr, die Blutungen bleiben aus.
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Hilfreich in den Wechseljahren
"Die Hormonspirale eignet sich gut für Frauen, die ihre Familienplanung abgeschlossen und schon Kinder geboren haben. Dann ist das Legen der Spirale wenig aufwendig und nicht schmerzhaft", erklärt Frau Dr. Breitenbach. "Die Frauen sind für die Hormonspirale sehr dankbar, weil sie nicht mehr über die Verhütung nachdenken müssen." Zudem kann sie Frauen den Übergang in die Menopause erleichtern: "Kurz vor den Wechseljahren kann die Hormonspirale ausgleichend wirken, wenn der Zyklus unregelmäßig wird oder starke Blutungen auftreten." Vorsichtig ist die Medizinerin hingegen bei jungen Mädchen. Da der Muttermund beim Einlegen der Spirale gedehnt werden muss, kann diese Prozedur sehr schmerzhaft werden.
So finden Sie das passende Verhütungsmittel für sich
"Wichtig ist in jedem Fall ein ausführliches Patientengespräch, um herauszufinden, welches Verhütungsmittel zu der Patientin passt – hinsichtlich des Lebensstils und möglicher Vorerkrankungen. Wenn mir eine Patientin schon im Vorhinein von psychischen Problemen erzählt, gehe ich zum Beispiel vorsichtig vor." In so einem Fall testet die Ärztin mit Gabe der Minipille, ob die Hormone überhaupt vertragen werden, bevor die Patientin die Kosten für die Spirale aufbringen muss. Wenn das gut klappt, wird in der Regel auch die Hormonspirale gut vertragen. Und die Ärztin gibt einen entscheidenden Tipp: "Ich sage meinen Patientinnen immer: Hören Sie auf Ihren Körper – auch hinsichtlich der Verhütungsmethode. Wenn Sie bei einer Methode ein gutes Gefühl haben und Ihr Körper sagt Ja, dann ist es richtig. Wenn Sie Bedenken haben, sollten Sie es lassen und sich neu orientieren."
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Die Hormonspirale ist keine Entscheidung für immer und ewig
Viele Frauen sind durch die negative Berichterstattung über die Hormonspirale verunsichert. Frau Dr. Breitenbach beruhigt: "Wenn Sie keine Beschwerden haben, können Sie die Spirale ohne Bedenken in Ihrem Körper belassen." Sollten Sie dennoch Nebenwirkungen bekommen, kann sie auch wieder entfernt werden. "Innerhalb von zwei Tagen – sobald die Hormone abgebaut sind – verschwinden die Symptome wieder."
Wissenswertes über die Hormonspirale
Die Hormonspirale ähnelt in ihrer Form einem T, besteht aus Kunststoff, ist bis zu dreieinhalb Zentimeter groß und kostet ab 250 Euro.
Alternative Methoden zur Hormonspirale
Die Auswahl ist groß – denn jeder hat andere Anforderungen und Vorlieben bezüglich der Verhütung. Wir stellen vier Beispiele vor:
Nicht hormonelle Methoden
Kuperkette: Kupferionen hemmen die Spermien, zur Eizelle zu gelangen. Die mögliche Tragedauer beträgt ebenfalls etwa fünf Jahre.
Temperaturmessung: Bei dieser Methode kann die Frau anhand der Körpertemperatur die Zeit des Eisprungs prüfen.
Hormonelle Methoden
Mini- oder Mikropille: Täglich eingenommen verhindern Hormone die Eireifung und machen die Gebärmutterschleimhaut undurchlässiger.
Verhütungsring: Er hat dasselbe Wirkprinzip wie die Pille. Der Ring verbleibt für drei Wochen in der Vagina und wird dann entfernt.
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Quelle: Bella