Mut zur Paartherapie

Eheberatung: Wann kann ein Therapeut die Liebe retten?

In jeder Partnerschaft kriselt es mal. Doch bei andauernden Problemen kann es sich lohnen, gemeinsam eine professionelle Eheberatung in Anspruch zu nehmen.

Eheberatung
Wenn Ihnen die Probleme in ihrer Beziehung unlösbar erscheinen, kann eine Eheberatung beim Therapeuten hilfreich sein, um die Partnerschaft wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Foto: iStock
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Vielen Menschen ist der Gedanke unheimlich, sich gegenüber einem Fremden zu offenbaren. Dabei kann eine Eheberatung helfen, festgefahrenen Beziehungen eine neue Richtung zu geben oder akute Probleme gemeinsam zu überwinden. Der Psychotherapeut Jörg Berger erklärt, wie eine Paartherapie abläuft.

Unter dem Video geht der Artikel weiter.

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Wann ist eine Eheberatung sinnvoll?

Ein gelegentlicher Streit ist normal. Er wirkt wie ein Gewitterregen: Spannungen entladen sich, danach ist die Luft wieder klar. Kommt es aber durch tiefer gehende Verletzungen oder Dauerfrust ständig zu Streitereien oder Rückzug, ist professionelle Hilfe ratsam. Einige Menschen wenden sich an einen Therapeuten, weil sie sich vom Partner nicht ausreichend geschätzt oder unterstützt fühlen. Manchmal tauchen bei einem Partner auch traumatische Erinnerungen auf: Plötzlich lässt sich etwas nicht mehr verdrängen, die Beziehung gerät aus der Balance.

Kann nicht auch ein Freund helfen?

Was sich zwischen Eheleuten abspielt, ist sehr intim. Ein Freund wäre damit schnell überfordert und würde Partei ergreifen. Therapeuten aber verhalten sich unparteiisch. In angespannten Situationen können sie so zwischen den Partnern vermitteln. Zudem reagieren sie nicht beleidigt, wenn man sie mal kritisiert. Ist ein erstes Vertrauen entstanden, wird die Therapie zu einem geschützten Raum, in dem die Partner sehr offen werden. Viele sprechen dann Dinge aus, die sie so klar noch nie gesagt haben.

Lässt mein Partner sich überhaupt auf die Paartherapie ein?

Eine Schnupperstunde kann helfen, Hemmschwellen abzubauen: Das Paar lernt den Therapeuten kennen und erfährt, in welche Richtung die Therapie geht. Dann können beide in Ruhe entscheiden, ob sie die Gespräche fortsetzen wollen.

Wie läuft eine Eheberatung ab?

Es gibt verschiedene Ansätze. Alle beginnen mit einer Diagnostik: Gemeinsam mit dem Paar wird untersucht, wo das Problem liegt und was es braucht, um dieses zu lösen. Manchmal genügen ein paar Tipps oder die Suche nach einer Lösung, die beide akzeptieren. Dann spricht man von einer Beratung. Eine Therapie hingegen geht tiefer, und kann bis zu drei Jahren dauern.

Verhaltenstherapeutische Verfahren trainieren die Kommunikation und fördern, dass ein Paar wieder gute Erfahrungen miteinander macht. Tiefenpsychologische Ansätze spüren unbewusste Themen auf, die die Beziehung beeinflussen, zum Beispiel Machtfragen. Systemische Verfahren versuchen, schädliche Beziehungsmuster durch ein neues Zusammenspiel zu ersetzen.

Wie viel kostet eine Therapiestunde?

Vorweg: Die Krankenkassen übernehmen die Kosten der Eheberatung nicht. Je nach Erfahrung nimmt ein Therapeut 50 bis 150 Euro für rund 60 bis 90 Minuten. Eine günstigere Alternative sind Beratungsstellen, die von den Kirchen oder großen Sozialverbänden getragen werden.