Nahtoderfahrungen: Forscher untersuchen Phänomen des Lebensfilms
Viele vermeiden es, viel über den Tod nachzudenken - doch was in diesem Moment des Sterbens mit unserem Geist geschieht, ist eine spannende und noch immer Rätsel aufgebende Frage. Forscher beschäftigen sich jetzt mit dem Phänomen des Lebensfilms, von dem Menschen mit einer Nahtoderfahrung häufig berichten.
In Erzählungen und Filmen kommt es häufig vor, dass ein Sterbender die wichtigsten Momente seines Lebens noch einmal wie im Zeitraffer vor seinem geistigen Auge vorbeiziehen sieht. Auch viele Menschen, die tatsächlich knapp dem Tod entkamen, berichten von einem solchen Lebensfilm. Doch eindeutige wissenschaftliche Erkenntnisse gab es zu diesem Erlebnis bislang kaum.
Welche Rolle spielt unsere Wahrnehmung?
Israelische Forscher der Hebrew University Hadassah Medical School in Jerusalem wollen das jetzt ändern. In einem ersten Schritt interviewten sie sieben Personen, die eigenen Aussagen zufolge während einer Nahtoderfahrung eine solche Lebensrückschau erlebt hatten. Anschließend verglichen sie die Antworten der Studienteilnehmer.
Dabei stellten sie Gemeinsamkeiten fest, die nahelegten, dass es sich tatsächlich um ein reales Phänomen handelt und nicht vielleicht etwas ist, das wir adaptieren, weil wir es in einem Film gesehen haben. So berichteten die Teilnehmer beispielsweise davon, dass es besonders emotionale oder für sie prägende Ereignisse gewesen seien, die sie gesehen hätten, und diese nicht (wie häufig in Filmen dargestellt) chronologisch sortiert an ihrem inneren Auge vorbei zogen.
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Auf Basis der entdeckten Gemeinsamkeiten erstellte das Forscherteam einen speziellen Fragebogen. Dieser wurde dann 264 Personen verschiedener Altersklassen gestellt, die noch keine Nahtoderfahrungen gemacht hatten. Das Ergebnis: Viele, als besonders prägend wahrgenommene Erlebnisse, die bei Menschen mit Nahtoderfahrung Teil ihrer Lebensrückschau waren, werden auch von gesunden Menschen wahrgenommen - zum Beispiel als Déjà-vu.
Der endgültige Beweis, dass Lebensfilme existieren?
Das legt für die Experten den Schluss nahe, dass Lebensfilme weniger mit einem drohenden Tod zu tun haben, sondern vielmehr Wahrnehmungs-Reaktionen einer bestimmten Gehirnreaktion sind. Diese Hirnareale werden den Forschern zufolge in einem Verletzungsfall erst spät von Sauerstoff- oder Blutverlust beeinträchtigt, was ein möglicher Grund für die Entstehung von Lebensrückschauen sein könnte.
Die Wissenschaftler nehmen diesem Phänomen damit einen großen Teil seiner Mystik - doch trotzdem stellt sich die Frage, ob es darüber hinaus nicht doch einen tieferen Sinn des Lebensfilms gibt, der uns ausgerechnet am Scheideweg zwischen Leben und Tod begegnet.
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