Schlechtes Gewissen: Warum gerade Frauen oft Schuldgefühle haben
Selbstvorwürfe entstehen häufig schon in der Kindheit und können sehr belastend sein. Wie Sie sich seltener vom schlechten Gewissen plagen lassen.
Typisch Frau: 15 Minuten grübelt sie, mit welchen Sätzen sie diesen Artikel am besten beginnen könnte, und bekommt direkt ein schlechtes Gewissen. Das dauert doch zu lang! Der Kollegin wäre sicher schon etwas eingefallen. Das wäre bestimmt auch besser ... Und schon sind sie da: die Schuldgefühle.
Besonders Frauen neigen dazu, sich für alles verantwortlich und schuldig zu fühlen. Spanische Psychologen haben sogar herausgefunden, dass Vertreter des weiblichen Geschlechts nicht nur schneller Schuldgefühle haben als Männer, sondern auch stärker darunter leiden. "Das liegt daran, dass Frauen empathischer sind und sich besser in andere Menschen hineinversetzen können", sagt Diplom-Psychologin Svenja Lüthge zu 'auf einen Blick'. Zudem wird Mädchen meist schon von klein auf eingebläut, sich immer lieb und brav zu verhalten. Jungen dürfen auch mal frech sein. Klar, dass Frauen sich Regelverstöße auch als Erwachsene eher übel nehmen.
Hätte ich das vielleicht verhindern können?
Und für ein Schuldgefühl reicht oft schon eine Kleinigkeit. So erwischt es fast jede Frau: 96 Prozent fühlen sich laut einer Umfrage mindestens einmal am Tag schuldig, 50 Prozent sogar noch häufiger! Einige grämen sich bereits, wenn sie schwach geworden sind und einen ganzen Schokoladenriegel verputzt haben. Andere fühlen sich schlecht, wenn etwas nicht reibungslos läuft - selbst wenn sie keine Schuld tragen.
Sehen Sie hier, wie Sie sich von Schuldgefühlen freimachen können (Artikel geht unten weiter):
Beispiel: Wegen einer Zugverspätung wartet die Familie bei Eiseskälte eine Stunde am Bahnhof auf den Anschluss. Und Frau? Der tut das alles so leid für ihre Lieben. "Einige Menschen glauben schnell, sie hätten mehr machen können, um die Situation zu verhindern", sagt Lüthge.
Dabei sollte sich Frau lieber fragen: "Bin ich wirklich schuld oder liegt es außerhalb meiner Macht?" So lassen sich auch Dinge abhaken, die Mütter besonders belasten: wenn der Sohn keinen Erfolg im Beruf hat oder die Tochter wieder in der Liebe enttäuscht wird. Man kann trösten und Ratgeber sein, ist aber nicht Verursacher.
Falls Ihnen doch mal ein Fehler passiert: Lesen Sie hier, wie Sie sich richtig entschuldigen.
Richtig mit einem schlechten Gewissen umgehen
Doch woher kommen die Schuldgefühle bloß? "Sie entstehen, wenn wir unser eigenes Handeln beurteilen", sagt Lüthge. Das ist eigentlich gut so: Es sei wichtig und gesund, sich für sein Verhalten verantwortlich zu fühlen, sagt die Psychologin. "Schuldgefühle schützen uns vor schlechten Taten." Es kann aber auch zu viel werden mit dem schlechten Gewissen. Lüthge: "Alarmierend ist, wenn Schuldgefühle das ganze Denken und das Handeln beherrschen." Das ist aber eher die Ausnahme.
Lesen Sie auch: Schluss mit Schuldgefühlen! So befreien Sie sich
Auch wenn sich Frauen schneller (auch vermeintliche) Fehler vorwerfen: die meisten können sich wieder verzeihen. Die verputzte Schokolade, die war nicht gut für die Figur, aber was soll's. Morgen gibt's nur Obst ... Oder: Es war gemein, dass ich den Anruf bei meiner Mutter vergessen habe. Ab jetzt schreibe ich es mir auf, und es passiert nicht wieder. Das denkt sich Frau dann beispielsweise, und schon geht es ihr besser. "Die Auseinandersetzung mit Schuldgefühlen, ihrer Ursache und die Einsicht, den Fehler nicht zu wiederholen, löst die Situation wieder auf", sagt Lüthge. Und wie schön ist das Gefühl, wenn eine schwere Last von unseren Schultern fällt.
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