Bernhard Bettermann im Interview: "Man wächst an jeder Krise"
Anlässlich des 20. Geburtstags von 'In aller Freundschaft' sprach Bernhard Bettermann (53) mit uns über seine Rolle des Dr. Martin Stein, die Liebe und seine beiden Söhne.
Seit 2006 spielt Bernhard Bettermann bei 'In aller Freundschaft' den charmanten Dr. Martin Stein, Oberarzt der Chirurgie - und ist aus der fiktiven Sachsenklinik einfach nicht mehr wegzudenken. Anlässlich des zwanzigsten Geburtstags der beliebten Krankenhausserie haben wir es uns deshalb nicht entgehen lassen, den Serienstar und zweifachen Familienvater einmal zum Gespräch zu bitten.
Liebenswert: Sie sind ja schon seit mehr als 12 Jahren bei 'In aller Freundschaft' - wie fühlt es sich an, Teil eines so besonderen Jubiläums zu sein?
Bettermann: Ich freue mich, dass wir offenbar so gute Arbeit leisten, dass wir schon lange auf Sendung sein dürfen. Das Team geht motiviert zur Arbeit und wir fördern und fordern uns nach wie vor. Das überzeugt ganz offensichtlich auch das Publikum. Wir sind uns bewusst, dass wir uns den Erfolg verdienen müssen. Das entspricht auch meiner ganz persönlichen Lebenseinstellung: sich weiterentwickeln und an seinen Aufgaben wachsen, nicht stehen bleiben. Das löst die Serie, beziehungsweise die Arbeit mit den Kollegen, auch für mich ein.
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Sie haben mal gesagt, dass Ihre Figur des Dr. Stein in Liebesdingen leider nicht so viel dazulernt und er immer etwas auf der Stelle tritt, was gerade für sein Alter vielleicht irgendwann etwas frustrierend ist. Was würden Sie sich für Ihn in den kommenden Folgen und Staffeln wünschen?
Ich habe sehr viel Sympathie für die Figur, aber Stein darf dazulernen. Meiner Beobachtung nach wächst man an jeder Krise und ich finde, was Freundschaften oder seinen Beruf angeht, macht er das auch sehr gut - aber in der partnerschaftlichen Liebe benimmt er sich oft wie die Axt im Walde, hat viel zu wenig aus seinen gescheiterten Beziehungen gelernt.
Spielen Sie manchmal mit dem Gedanken, irgendwann doch mal den Arztkittel an den Nagel zu hängen?
Sie können sich wahrscheinlich denken, dass so eine Serie ein relativ sicherer Arbeitsplatz ist. Wenn man, wie ich das tue, nach wie vor noch gern für zwei Kinder sorgt, obwohl sie schon erwachsen sind, dann wägt man alles noch genauer ab. Zudem arbeite ich, wie gesagt, nach wie vor sehr gerne in diesem Format.
Schon seit 2015 läuft übrigens im ARD-Vorabendprogramm der Ableger 'In aller Freundschaft - Die jungen Ärzte'. Schalten Sie auch bei den anderen folgenden Serien ein (Artikel geht unten weiter)?
Wie gehen Sie denn mit dem Älterwerden um? Ist das etwas, das Sie nachdenklich stimmt oder sind Sie mit den Jahren einfach entspannter und befreiter geworden?
Ich kann für mich feststellen, dass ich gerne älter werde. Ich bin mir natürlich bewusst, welcher Spaß in Jugend und endloser Perspektive steckt. Das Mutige und Waghalsige geht mir heute immer mehr ab - aber ich tausche das tatsächlich gerne gegen mehr Lebensqualität im Sinne von Bewusstheit. Ich lebe mein Leben heute wahrhaftiger, nehme mir mehr Zeit. Ich habe auch nicht mehr das Gefühl, dass hinter jeder Ecke noch etwas viel Spannenderes auf mich wartet als das, was ich schon habe. Als 20- oder 30-Jähriger ist mir das noch sehr oft passiert, was ich im Nachhinein sehr schade finde.
Wie Sie gerade sagten, haben Sie ja bereits zwei erwachsene Söhne [Anmerkung der Redaktion: Tim, 27 und Luca, 23]. Was wollten Sie den beiden als Vater unbedingt mit auf den Weg geben?
Neben den für mich selbstverständlichen Dingen wie Anstand, Höflichkeit und Respekt war es mir wichtig, dass sie das Vertrauen haben, dass das Leben ein Geschenk ist und sie grundsätzlich erst mal alles wagen dürfen. Das bedeutet gleichzeitig aber auch, dass sie immer ganz genau hinschauen sollten, dass sie die richtigen Schlüsse aus ihren erlebten Erfahrungen ziehen. Wenn man auf die Schnauze fällt, sollte man das gründlich für sich aufarbeiten und es beim nächsten Mal anders machen.
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Wie eng ist denn das Verhältnis zu ihren beiden Jungs?
Nach der Scheidung von meiner geschätzten Ex-Frau [Anmerkung der Redaktion: Sabina Schneebeli], mit der ich 24 Jahre meines Lebens geteilt habe, bin ich in der Wohnung geblieben, in der wir zuletzt als Familie gelebt haben. Ich selbst habe in meiner Jugend das Schicksal erlitten, dass die Scheidung meiner Eltern auch bedeutete, mein Zuhause als Ort der Begegnung und Sicherheit zu verlieren - das habe ich mir zu Herzen genommen. Ich finde es schön, immer wieder mit meinen Söhnen zusammenkommen, ihnen ein Nest sein zu dürfen. Mein Zuhause ist also auch ein Auffangbecken für uns als Familie und damit eine für mich wichtige Basis in dem Vagabundenleben, das ich grundsätzlich führe.
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Welche Rolle spielt die Mutter Ihrer Kinder noch in Ihrem Leben?
Wir haben auf unsere Art einen guten Familienverbund, auch, wenn ich mit meiner Ex-Frau nur selten Zeit verbringe. Unsere Kinder können sich darauf verlassen, dass sowohl ihre Mutter, als auch ihr Vater immer für sie da sind, wenn Sie Probleme haben.
Umgekehrt ist es doch sicher auch so, dass Ihre Söhne Ihr Rückhalt sind, oder? Immerhin haben Sie ja selbst erst vor einem Jahr aufgrund der Trennung von Ihrer Verlobten Mimi Fiedler eine große persönliche Enttäuschung erleben müssen ...
Mit Verlaub: Ich bin dreißig Jahre älter und brauche meine Söhne nicht, um meine Lebenskrisen zu bewältigen. Ich bin froh, wenn ich das Gefühl habe, dass sie noch ein bisschen an meinem Leben teilnehmen und sich dafür interessieren. Das ist viel wert und auch gar nicht so selbstverständlich. Aber sie müssen mir nicht die Hand halten und den Kopf streicheln - dafür habe ich andere Partner und es gibt wiederum meine Eltern und meinen Bruder, die für mich da sind. Das erwarte ich nicht von meinen Söhnen.
Gibt es denn vielleicht auch eine neue Frau in Ihrem Leben, die Ihnen die Hand hält?
Diese Frage beantworte ich hier und jetzt nicht (lacht).
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Haben Sie momentan noch Träume oder Wünsche, denen Sie nachgehen und Ziele, die Sie im Leben erreichen wollen?
Der Weg ist das Ziel. Ich bewege mich in eine Richtung, die mir gefällt. Für mich wäre es wichtig, mehr Gelassenheit in mein Leben zu bekommen, die Dinge weniger ernst zu nehmen und meine Fehler mit viel Humor zu betrachten. Die Gnade des Alters ist sowieso der Humor. Wenn ich ein Ziel für mich formulieren müsste, wäre es, dass ich noch mehr im Moment leben möchte.
'In aller Freundschaft' läuft dienstags um 21:00 Uhr im Ersten. Anlässlich des zwanzigsten Geburtstags der Serie wird diese am 23.10.2018 bereits ab 20:15 Uhr in einer Doppelfolge ausgestrahlt. Am Freitag, den 26.10. (dem tatsächlichen Geburtstag der Serie) wird um 20:15 Uhr außerdem 'In aller Freundschaft - Zwei Herzen' gezeigt - eine 90-minütige Spezialfolge in Spielfilmlänge.
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