Cecelia Ahern über den Tod: "Das Leben kann unfair sein"
Bestsellerautorin Cecelia Ahern ('P.S. Ich liebe Dich') verrät, warum ihre Romane oft von tragischen Verlusten handeln, wie die Geburt ihrer Kinder sie verändert hat und was Romantik für sie bedeutet.
Fans der irischen Schriftstellerin Cecelia Ahern (37) kommen aktuell ganz auf ihre Kosten: Das ZDF zeigt jetzt nicht nur eine zweiteilige Verfilmung ihres Romans 'Ich hab dich im Gefühl' (2008) unter dem Titel 'Cecelia Ahern: In deinem Leben', sondern am 23. Oktober erscheint mit 'Postscript - Was ich dir noch sagen möchte' auch in Deutschland die Fortsetzung ihres Bestsellers 'P.S. Ich liebe Dich' (2004). Doch wer ist eigentlich der Mensch hinter dieser weltberühmten Autorin?
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Erfahren Sie im folgenden Interview, was sich durch das Muttersein für Cecelia Ahern verändert hat (ihre Tochter kam 2009 zur Welt, ihr Sohn 2012, ein drittes Kind ist unterwegs), was ihr im Zusammenleben mit Ehemann David Keoghan (40) wichtig ist und was sie vom Leben gelernt hat.
Liebenswert: Wie fühlt es sich für Sie an, wenn Sie Verfilmungen Ihrer Romane im Fernsehen oder Kino anschauen?
Cecelia Ahern: Der Prozess so einer Adaption ist unglaublich aufregend. Ich genieße es immer zu sehen, wie jemand anderes meine Arbeit interpretiert und bin dabei nicht nur offen für eine Zusammenarbeit, sondern auch für Änderungen - solange die grundlegende Handlung erhalten bleibt und nicht nur die Geschichte selbst, sondern auch deren Botschaft und Figuren gewürdigt werden. Es ein wunderbares Gefühl zu sehen, wie etwas, das in meinem Kopf entstanden ist, plötzlich lebendig wird und wie die Schauspieler meinen Charakteren Leben einhauchen. Oft besuche ich auch die Dreharbeiten, um zu beobachten, wie alles Gestalt annimmt.
Inwiefern sind Sie bei diesem Entstehungsprozess als Beraterin der Produzenten und Regisseure beteiligt?
Das ist bei jeder Verfilmung unterschiedlich. Manchmal habe ich nur einen kleinen Einfluss gehabt, in anderen Fällen einen deutlich größeren. Bei einigen Projekten war ich nur stille Beobachterin am Set, während ich bei manchen Adaptionen auch schon Anmerkungen zum Drehbuch gegeben oder sogar im Vorfeld mit den Drehbuchautoren über die Geschichte diskutiert habe. Einige TV-Produktionen habe ich selbst konzipiert. Der Wunsch, inwieweit ich als Autorin beteiligt sein soll, unterscheidet sich von Projekt zu Projekt. Generell bin ich immer bereit für ein gemeinschaftliches Arbeiten - da ich selbst kreativ tätig bin weiß ich aber auch, wie wichtig es ist, den Regisseuren und Autoren freie Hand zu lassen, damit sie die Geschichten auf ihre eigene Art und Weise umsetzen können. Alle Beteiligten sollten Geduld, Kompromissbereitschaft, Verständnis und Respekt aufbringen.
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Ihren Geschichten wohnt oft ein besonderer Zauber inne. Ist Magie etwas, das Sie auch im wahren Leben fasziniert?
Vor allem in meinen ersten Romanen lässt sich eine Art magischer Realismus erkennen. Das ist etwas, was mich glaube ich in dieser Phase meines Lebens sehr angezogen hat. Ich nahm eine ganz normale Figur, ließ sie einen herausfordernden Moment durchleben und konfrontierte sie dann mit einem "Was wäre, wenn"-Szenario. Das ist bis heute die Ausgangslage für jede meiner Geschichten, doch in meinen frühen Romanen faszinierten mich ganz besonders die außerweltlichen, jenseitigen Möglichkeiten. Ich wollte spekulative, wirklichkeitsferne Erzählungen erschaffen, die große Fragen stellt und sich damit befasst, was wir nicht über unsere Welt wissen. Gleichzeitig sollten sich die Geschichten aber auch nicht ganz von der Realität lösen. Die Balance zwischen beidem zu wahren war mir immer sehr wichtig.
Würden Sie sagen, dass Romantik eine große Bedeutung in Ihrer Ehe hat oder sind Sie selbst - anders als die Protagonisten Ihrer Romane - nicht besonders romantisch veranlagt?
Ich würde mich selbst überhaupt nicht als romantisch beschreiben - aber ich denke, es ist wichtig, aufmerksam und einfühlsam in Bezug auf die Bedürfnisse des Anderen zu sein. In unserer Ehe sind außerdem Aspekte wie Freundschaft und gemeinsames Lachen sehr wichtig. Vielleicht ist es diese besondere Aufmerksamkeit gegenüber dem Partner, die die Romantik wirklich ausmacht. An materiellen Geschenken bin ich jedenfalls nicht interessiert - darauf wird Romantik ja häufig reduziert. Mit Geschichten wie der meines Romans 'Ich hab dich im Gefühl' ('In deinem Leben') wird aber deutlich, dass Romantik letztlich auf einer tiefen persönlichen Verbindung und dem Verständnis füreinander beruht. Das kann ich persönlich genauso unterschreiben.
Was bewegte Sie dazu, 15 Jahre nach 'P.S. Ich liebe Dich' eine Fortsetzung zu dem Roman zu schreiben?
Als ich mein zweites Kind bekam, beschäftigte ich mich intensiv mit dem Thema Vormundschaft. Wer wird sich um meinen Sohn und meine Tochter kümmern, wenn meinem Mann und mir etwas zustoßen sollte? Mir ging zu der Zeit so viel durch den Kopf, was mich sehr aufwühlte. Ich begann auch darüber nachzudenken, welche alltäglichen Dinge wir für unsere Liebsten tun, sollten wir sie eines Tages zurücklassen müssen. In 'P.S. Ich liebe Dich' habe ich aus der Sicht einer trauernden Person geschrieben, wie es sich anfühlt, verlassen zu werden - jetzt wollte ich gern die Perspektive einer Person einnehmen, die sich selbst auf ihren Tod vorbereitet. Was würdest du tun, wenn du wüsstest, dass deine Tage gezählt sind? Wie würdest du dir diese Zeit einteilen, wie würdest du sie verbringen? Was würdest du für dich selbst tun und was für diejenigen, die du liebst? Es fühlte sich richtig an, die Figur der Holly in diese Situation zu bringen und damit 'P.S. Ich liebe Dich' fortzusetzen, weil Holly bereits einen Verlust erlebt hat und diesen nun auch aus einer neuen Perspektive erleben kann. Sie sieht die Situation jetzt aus der Sicht ihres verstorbenen Mannes Jerry. Sieben Jahre nach seinem Tod ist sie in der Lage, auf diese Erfahrung zurückzublicken und sich zu fragen, ob es richtig war, was er getan hat. Würde sie anderen empfehlen, Briefe für ihre Liebsten zu hinterlassen? Ich wollte eine kraftvolle Geschichte schreiben, die für sich allein stehen kann, aber gleichzeitig bekannte Figuren zurückbringen und sie als die Autorin, die ich heute bin, neu entdecken.
Welchen Ratschlag fürs Leben möchten Sie Ihren beiden Kindern mit auf den Weg geben?
Ich denke, dieser Rat ist so bedeutsam und persönlich, dass ich ihn bewahren und nur meinen Kindern anvertrauen werde...
In vielen Ihrer Erzählungen spielt der Tod eine große Rolle. Wie sehr beschäftigt oder besorgt er Sie persönlich?
Ich mag es, über Verlust zu schreiben. Für mich als Autorin ist das ein sehr gehaltreiches, bedeutsames Thema. Wenn wir in unserem Leben glücklich sind, konfrontieren wir uns selten mit elementaren Fragen. Machen wir allerdings eine schwierige Lebensphase durch oder erleben ein Trauma, beziehungsweise einen Schicksalsschlag, stellen wir plötzlich alles infrage. Wir hinterfragen uns selbst, unsere Identität, die Leute um uns herum, die Menschheit an sich. Um zu verstehen, wie wir da hinein geraten sind und wie wir da wieder herauskommen, wird erst einmal alles zum Mysterium und zur Entdeckungsreise. Über Verlust zu schreiben reizt mich, weil wir als Menschen an ihm wachsen. Diese Momente der Entwicklung sind der Kern meiner Geschichten. Durch Verluste entdecken wir eine neue, überraschende Seite an uns selbst, von der wir bisher vielleicht nie ahnten, dass sie existiert. Das gibt meinen Geschichten einen Hoffnungsschimmer. So sehr wir zunächst leiden mögen: Der Schmerz kann uns auch stärker machen.
Gibt es etwas, das Sie persönlich vom Leben gelernt haben?
Das ist eine sehr große Frage, von der ich nicht weiß, ob ich sie in wenigen Worten beantworten kann. Das Leben fordert uns immer wieder aufs Neue heraus und all diese Aufgaben zu bewältigen kann uns stärker machen oder zumindest auf das vorbereiten, was noch vor uns liegt. Das Leben ist unvorhersehbar und unmöglich zu planen. Das Leben kann unfair sein, tragisch, herzzerreißend - aber es kann uns auch die kostbarsten, wundervollsten Momente bescheren. Wir müssen nur lernen, wie wir uns und die Menschen, die wir lieben, beschützen und stärken können, um auf die nächste Herausforderung vorbereitet zu sein.
Was macht das Leben für Sie besonders liebenswert?
Das ist leicht: Mein Mann und meine Kinder. Meine Familie. Ich liebe es, Geschichten zu schreiben und sie erzählt zu bekommen. Ich liebe außerdem die Natur, da ich in ihr meine Seele wieder auftanken kann. Ich liebe Kickboxen, weil mir das Energie verleiht. Gutes Essen. Lachen mit Freunden. Die Stille. Konzerte und Musicals. Ich liebe Musik.
Der Zweiteiler 'Cecelia Ahern: In deinem Leben' mit Tom Wlaschiha, Tamzin Merchant und Tessa Mittelstaedt läuft am Sonntag, den 29. September sowie am darauffolgenden Sonntag, den 6. Oktober 2019 jeweils um 20:15 Uhr im ZDF. Darin geht es um die schüchterne Joyce (Tamzin Merchant), die nach einem Unfall und einer anschließenden Bluttransfusion im Krankenhaus plötzlich über neue Fähigkeiten und Kenntnisse verfügt - und mysteriöse Visionen hat. Diese haben offenbar mit dem deutschen Uni-Professor Justin (Tom Wlaschiha) zu tun, zu dem sie sich immer mehr hingezogen fühlt.
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