30 Jahre Mauerfall

Gerit & Anja Kling: "Die Flucht ist immer ein Teil unseres Lebens"

Fünf Tage vor dem Mauerfall flohen die Kling-Schwestern aus der DDR. Zum 30. Jahrestag erinnern sich Gerit und Anja Kling.

Anja und Gerit Kling
Die Schwestern Gerit und Anja Kling flohen kurz vor Mauerfall aus der DDR. Foto: Sebastian Reuter / Freier Fotograf / Getty Images
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Vor 30 Jahren, am 09. November 1989, fiel die Berliner Mauer. Die Schwestern Gerit und Anja Kling blicken auf die Geschehnisse und ihre Flucht aus der DDR zurück.

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Ihre Eltern haben ihnen zur Flucht geraten

Mutig sein, das gehört bei Familie Kling in Potsdam zum Erziehungsprinzip: "Von unseren Eltern haben wir gelernt, positiv ins Leben zu gehen", sagen Anja (49) und Gerit Kling (54) heute. Dabei geben Margarita und Ulrich Kling ihren Töchtern noch mehr mit: dem unbedingten Willen zu folgen, in Freiheit zu leben und zu denken. Nur wenige Tage vor dem Fall der Mauer raten die Eltern den Kindern zur Flucht!

Die DDR nahm den Kling-Schwestern die Luft zum Atmen

Ihre Kindheit ist von Geborgenheit geprägt. Die Eltern, sie Schauspielagentin, er Atelierchef im Filmstudio Babelsberg, erziehen Gerit und Anja zu selbstbewussten Menschen. Nach der 10. Klasse zieht Anja 1986 in ein Tanz-Internat nach Ostberlin, sie möchte zum Ballett. "Für mich war das die große, weite Welt." Gerit, schon Jungschauspielerin, nimmt sie 1987 mit in die DEFA-Studios. Anja wird sofort engagiert, für den Jugendfilm Grüne Hochzeit. Als der Film gezeigt wird, sind die beiden schon weg. Geflohen. Die DDR nahm ihnen die Luft zum Atmen.

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Fünf Tage vor dem Mauerfall fliehen die Schwestern in einem Trabi über Dresden nach Tschechien. Über die Prager Botschaft geht es nach Wackersdorf in der Oberpfalz. Während die DDR-Flüchtlinge auf ihre neuen Papiere warten, fällt in Berlin die Mauer.

Nur drei Tage später fährt Gerit zurück nach Schwerin, wo sie am Mecklenburgischen Staatstheater engagiert war. Später macht die ARD Probeaufnahmen, sie geht an Bord der Rettungsflieger, fährt Unter weißen Segeln, und operiert in Notruf Hafenkante. Der Serien-Star ist geboren. Während sie arbeitet, bleibt ihr Sohn Leon bei seinen Großeltern. So geborgen, wie sie es als Kind erleben durfte.

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"Ich hatte große Angst, dass die Mauer wieder geschlossen wird"

Anja kehrt erst drei Monate nach der Grenzöffnung zurück. "Ich hatte große Angst, dass die Mauer wieder geschlossen wird", erinnert sie sich. In Berlin beginnt sie ein Schauspielstudium, als ihr das ZDF eine Rolle in Hagedorns Tochter anbietet. "Ich war nicht sicher, ob ich noch mal so eine Chance bekäme."

Der Kling-Clan lebt heute mit drei Generationen auf einem Grundstück in Potsdam. Gerit lebt mit ihrem Mann Wolfram ein paar Minuten entfernt. "Meine Eltern sind in den Alltag eingebunden und haben gar keine Zeit zu altern", sagt Anja. "Das ist das alte Modell der Großfamilie, wo jeder für jeden da ist." Und so wächst aus dem Freiheitsdrang tiefer Zusammenhalt.

(Quelle: mach mal Pause)

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