Senta Berger: "Mich verlieben, ein Kind bekommen - das würde ich gerne noch einmal erleben"
Zwar schätzt Senta Berger die Weisheit, die sie im Laufe ihres Lebens erlangt hat, trotzdem wäre sie gerne noch einmal jung.
Senta Berger (79) ist eine der erfolgreichsten Schauspielerinnen Deutschlands und seit Jahrzehnten ein unangefochtener Star - national und international. 'Das neue Blatt' sprach mit ihr über Sehnsüchte im Alter, Lebensweisheit und ob sie heute etwas anders machen würde als früher.
Wenn Sie noch einmal zurückspulen könnten, gäbe es eine Zeit, die Sie gerne ein zweites Mal erleben würden?
Aber natürlich gibt es die! Ich war sehr gerne jung. Und wenn ich dann von anderen solche Sätze höre wie "Ich möchte um Gottes Willen nicht mehr 20 sein!", dann sage ich sofort: "Ich schon!" (lacht). Sich noch mal verlieben zu dürfen oder ein Kind zu bekommen, das sind Ereignisse, die kann man gar nicht beschreiben. Das würde ich natürlich alles gerne noch einmal erleben, keine Frage.
Dinge, die uns das Leben lehrt, sehen Sie im Video (Interview geht unter dem Clip weiter):
Würden Sie rückblickend manches auch anders machen?
Sicher! Doch ich kann die Uhr ja nicht zurückdrehen. Das ist sowieso alles rein hypothetisch. Man irrt sich im Leben auch. Das kann man nicht verarbeiten, damit muss man leben. Ich kann aus der Erfahrung höchstens eine Lehre ziehen. Aber oft ist es ja so, dass alles, was sich im Leben wiederholt, in anderer Form wiederkommt. Da kann ich mit meinen Erfahrungen leider wenig anfangen. Natürlich wird man klüger und sensibler, die Intuition wird größer, der Verstand wächst. Aber ich war trotzdem unbeschwert und glücklich in meiner Jugend. Darum würde ich mir das auch gerne noch mal für einen Tag gönnen (lacht).
Sie waren früh selbständig in Ihrem Leben. Woher hatten Sie eigentlich den Mut dazu?
Mein Mut kam aus der Unwissenheit. Und natürlich aus der Ignoranz. Wenn man keine Ahnung hat, traut man sich ja viel zu. Heute bin ich viel vorsichtiger geworden aufgrund der Erfahrungen, die ich gemacht habe. Und selbständig musste ich schnell werden, meine Eltern konnten mich nicht unterstützen. Im Gegenteil. Sie waren auf meine finanzielle Unterstützung angewiesen, trotz ihrer Bescheidenheit.
War das nicht auch eine sehr große Verantwortung, die Sie da hatten?
Ja schon, aber sie hat mich nicht belastet. Ich habe erst neulich einen Brief an meine Mutter gefunden, den ich mit 18 oder 19 Jahren geschrieben hatte, in dem heißt es, sie solle ihren Urlaub in Jesolo in Italien genießen, niemand hätte ihn mehr verdient als sie. Wörtlich schrieb ich: "Mach’ Dir keine Sorgen um die Rechnungen, das erledige ich." Damals war ich am Theater und verdiente schon Geld. Es war für mich selbstverständlich meine Eltern zu unterstützen.
War es Ihnen wichtig, ihnen etwas zurückzugeben?
Ja. Ich war und bin ihnen sehr dankbar. Sie fehlen mir auch heute noch. Beide. Sie haben mich gefördert und den Grundstein gelegt für mein reiches Leben. Sie haben mich ermutigt, dem Leben zu begegnen und mich gehen lassen, ohne zu klammern.
Haben Sie eigentlich im Laufe des Älterwerdens auch festgestellt, dass Sie Ihren Eltern respektive Ihrer Mutter immer ähnlicher werden?
Nein, gar nicht. Was das angeht, bin ich viel komplizierter als meine Mutter.