Alte Bräuche: So schöpfen wir Kraft aus Traditionen
Die Zeiten ändern sich. Zum Glück kennt unsere Heimat viele Traditionen, an denen wir uns festhalten können und diese Bräuche geben uns neue Kraft.
Am Sonntag treffen sich alle zum Familienkaffee, und Tante Inge hat dafür auch schon die Maibowle aufgestellt. Nächste Woche gehen die Herren zum Vatertag mit dem Bollerwagen auf Tour, und für das örtliche Frühjahrsfest muss die Tracht noch gebügelt werden. Klingt alles nach uralten Traditionen? Stimmt auch. Brauchtümer und Familienrituale sind nämlich so beliebt wie schon lange nicht mehr. Und das längst nicht mehr nur bei den älteren Generationen.
Was früher bei jungen Leuten als spießig und verstaubt galt, hat heute wieder hohen Stellenwert. Schützen- und Karnevalsvereine erleben einen regen Zulauf, Trachtenhersteller konnten in den letzten Jahren ihre Umsätze um bis zu 50 Prozent steigern, und auch Familientraditionen werden – vor allem zu bestimmten Feiertagen – wieder liebevoll zelebriert. Doch woher kommt das plötzliche Bedürfnis, den Alltag mit alten Bräuchen aufzupeppen? Immerhin haben wir da ja schon genug zu tun …
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Aber vermutlich ist es gerade das, was unser Bedürfnis nach einem gemeinsamen Tanz um den Maibaum wachsen lässt. Wer mit Freunden verkleidet durch die Walpurgisnacht zieht, der fühlt sich als Teil einer Gemeinschaft. Wer in regionaler Tracht unterwegs ist, ganz egal, in welcher Stadt er sich gerade befindet, der hat immer ein Stück Heimat dabei. In einer Zeit, in der weder Beziehungen noch Arbeitsplätze oder politische Lagen beständig erscheinen, geben uns Traditionen Halt. Gerade wenn in der Welt nichts mehr sicher scheint, ist es schön zu wissen, dass jedes Jahr in den Mai getanzt wird oder dass sich an Christi Himmelfahrt immer die ganze Familie bei Oma Lotte zum Gartenfest trifft.
Das Bedürfnis nach solchen „sozialen Ankern“ ist sehr menschlich, und deshalb finden sich diese Rituale in allen Kulturen der Welt. Denn sie sind nicht nur da, um uns ein wohliges Gefühl zu geben. Durch lange bestehende Traditionen werden auch Werte vermittelt. Gerade Kinder und junge Leute lernen durch sie, wie wichtig Familie ist, woher sie stammen, und dass Zusammenhalt unersetzlich ist im Leben. Oder hat es schon mal jemand geschafft, einen Maibaum alleine aufzustellen? Natürlich wird Brauchtum hauptsächlich von den Eltern vorgelebt, aber auch Vereine und Ortsgemeinschaften können hier Bedürfnisse erfüllen, die im sonstigen Alltag vielleicht zu kurz kommen. Möglicherweise legen deshalb gerade junge Familien wieder vermehrt Wert auf gemeinsame Essenszeiten, die Einhaltung von Feiertagen oder die Wahl eines Sportvereins für die Kinder. Schön, denn: Nur so bleiben zum Teil Jahrhunderte alte Bräuche auch für die nächsten Generationen erhalten, und die Jugend bekommt die Gelegenheit, sie selbst mit neuen Ideen zu prägen.
Und seien wir mal ehrlich: Wer von uns freut sich denn nicht über so schöne Gründe zum Feiern und Zusammensein?
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