Ann-Kathrin Kramer & Harald Krassnitzer: "Wir feiern das Leben!"
Vor und hinter der Kamera ein Traumpaar: Wir trafen Ann-Kathrin Kramer und Harald Krassnitzer zum Paar-Interview.
Das idyllische Kärnten in Österreich: Hier machen Ann-Kathrin Kramer, 51, und Harald Krassnitzer, 57, Urlaub, bevor sie zu Dreharbeiten nach Boston fliegt und er für die neue ARD-Reihe 'St. Josef am Berg' vor der Kamera steht. Da sie schon einige Paar-Interviews gegeben haben, schlagen wir ihnen vor: Wie wäre es, wenn sie sich zur Abwechslung einmal gegenseitig die Fragen stellen? "Interessante Idee", finden beide spontan. Dann also los! Wir haben Fragen vorbereitet, auf Karteikärtchen geschrieben, verdeckt auf den Holztisch vor uns gelegt – und nun ziehen die beiden abwechselnd eine Karte.
Ann-Kathrin Kramer: Über welches Kompliment von mir hast du dich gefreut?
Harald Krassnitzer: "Hast du abgenommen?"
AK: Aber das ist doch kein Kompliment, sondern eine Frage!
HK: Aber so, wie du das gesagt hast, habe ich das als Kompliment empfunden, Schatz.
Worauf kommt es im Leben wirklich an?
AK: Ich denke, es kommt in erster Linie darauf an, "zu sich zu kommen", wirklich man selbst zu sein und sich so zu akzeptieren.
Hast du Probleme mit dem Älterwerden?
AK Älterwerden geht mal besser und mal schlechter. In jedem Fall ist es wohl besser, bewusst damit umzugehen. Man kommt ja doch nicht drum herum, außer man stirbt früh. Und das ist keine Option.
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Was würdest du dir von mir wünschen?
AK: Eine richtig ausgiebige Fußmassage.
HK: Bei dir?
AK: Ja!
(HK Stutzt, schmunzelt dann, als hielte er das für eine interessante Idee, auf die er selbst nie gekommen wäre, und sagt in gedehntem Tonfall:) Okay …
HK: Du bist dran!
AK: Ich muss ziehen? Gut. Würdest du Dauer gegen Intensität von Liebe eintauschen?
HK: Nein, würde ich nicht. Intensität kann auch Verblendung sein. Die Dauer ist für mich wichtiger, weil die Beziehung dann in der Summe intensiver wird.
AK: Ja, das verstehe ich ... Worüber diskutierst du mit mir am leidenschaftlichsten?
HK: Also schon über unseren Sohn (Leonard, 20, aus Kramers Beziehung mit Schauspielkollegen Jan Josef Liefers, Anmerk. der Redaktion). Aber wir sind generell natürlich nicht immer einer Meinung, und das diskutieren wir dann auch aus.
AK nickt.
"Wir diskutieren leidenschaftlich"
AK: Andere würden sagen, wir streiten. Aber für uns ist das leidenschaftlich diskutieren.
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HK: Dein Rezept für gute Laune? Ha, ich weiß die Antwort: Wenn ich dir einen Kaffee ans Bett bringe in der Früh.
AK: Das ist schon schön. Aber ich überlege gerade, was mir noch gute Laune macht … Ich habe eigentlich oft gute Laune. Ich versuche vermehrt, immer zu gucken, was das Schöne an dem Tag oder der Situation ist. Selbst wenn ich etwas machen muss, worauf ich keine Lust habe, versuche ich, über den Kopf etwas zu finden, was es mir versüßt.
HK: Ja, das tue ich auch. Ich bin in der Regel entspannt, weil ich weiß: Wenn ich mich stresse, macht das die Sache für mich und damit auch für alle anderen in meiner Umgebung noch unerfreulicher. Sir Peter Ustinov hat einmal gesagt: „Ab einem bestimmten Alter merkt man, dass das, was man für die Generalprobe gehalten hat, schon die Vorstellung ist.“ Da hatte er recht. Man muss sich bewusst machen, dass jeder Tag ein Tag weniger ist. Und schlechte Laune verlorene Lebenszeit.
AK: Ja, es nützt doch nichts, sich aufzuregen oder unter Druck zu setzen. Das ändert nichts an der Situation – und außerdem tut man sich selbst damit nur Schlechtes, indem man den Säurepegel im Körper hochtreibt.
AK: Für welche Macken anderer Menschen hast du das größte Verständnis?
HK: Ich habe eigentlich für alle Macken, Fauxpas und Eigenarten anderer Menschen großes Verständnis. Das Einzige, was gar nicht geht, sind Inkompetenz und Arroganz. Die leider oft gepaart auftreten ...
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HK: Was hast du im Laufe deines Lebens über die Liebe gelernt? Halt, hier fehlen natürlich zwei Worte – und zwar: "von mir". Was hast du von mir über die Liebe gelernt?
AK: Dass man besser keine Pläne macht. Und dass man nicht versucht, das Runde ins Eckige zu pressen. Man sollte einfach gucken, wie der Partner ist, was auch der andere bereit ist, zu geben. Man verliebt sich ja meist in etwas, was einem fremd ist. Nach einer gewissen Zeit setzt ein offenbar ganz tief in uns verwurzelter Mechanismus ein, und man versucht, nach und nach die Andersartigkeit des anderen zu beschneiden. Aber dann wird Liebe so eng. Wenn man richtig gut ist, lässt man den anderen, wie er ist – ohne Erwartungen an ihn zu haben.
HK: Stimmt!
AK: Die Zeit vergisst du, wenn ...?
HK: … mich etwas zutiefst fasziniert. Dann kann ich mich in dieser Tätigkeit verlieren. Das kann beim Lesen sein, beim Hören einer CD oder in der Oper. Oder wenn ich irgendwo im Café oder in einer Landschaft sitze und schaue. Dann gehe ich ganz auf in diesem Anblick, in diesem Moment.
AK: Wofür liebst du unseren Job?
HK: Für die Momente, wenn du in einer Szene anfängst, mit der Kollegin oder dem Kollegen zu fliegen. Zu sein und nicht zu spielen. Wenn ich meine Gedanken in einer Figur auf den Punkt bringen, etwas gestalten kann. Eintauchen darf in ein Leben, schauen, beobachten, wahrnehmen darf, warum verhalten sich die Menschen, wie sie sich verhalten, warum passiert’s? Wenn ich Zusammenhänge begreife. Wir nehmen oft ja nur die Symptome wahr, aber das Interessante ist doch: Wo liegen die Ursachen?
HK: Wie würdest du ein Sabbatical nutzen?
AK: Ich würde mich vor ein kleines Haus am Meer setzen, in Skandinavien oder in Norddeutschland, und versuchen zu schreiben.
Womit sollte ich aufhören? Ich? Aufhören?
HK: Es gibt schon Dinge, die lästig an dir sind, aber ich würde es sehr bedauern, wenn du damit aufhören würdest. Denn bestimmte Bemerkungen von dir zwingen mich ja auch immer wieder, mich selbst zu hinterfragen.
Sagt dir das Wort Jo-Jo-Effekt etwas?
AK: Das ist nicht so mein Thema, aber es gab etwas, was ich als wahnsinnig ungerecht empfand, als ich vor sieben Jahren aufgehört habe zu rauchen: dass ich erst einmal so zugenommen habe, obwohl ich gar nicht mehr gegessen habe. Ich würde mir wünschen, dass auch du aufhören würdest zu rauchen, Harry. Aber ich finde, ich halte mich da sehr zurück mit Bemerkungen …
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"Es gibt kein Rezept für eine gute Beziehung"
Wenn du einem jungen Menschen raten solltest, wie man eine gute Beziehung führt: Was würdest du ihm raten?
HK: Ich würde sagen, es gibt kein Rezept dafür, wie man eine gute Beziehung führt. Dafür sind wir alle viel zu unterschiedlich. Aber ich glaube, dass Reden wichtig ist. Man kann nicht davon ausgehen, dass der andere einen immer versteht. Und zweitens würde ich sagen: Zuhören ist mindestens genauso wichtig.
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Das schönste Geschenk, das ich dir jemals gemacht habe?
AK: Du hast mir schon so viele schöne Geschenke gemacht. Aber ich glaube, das schönste war ein Mittagessen von „Feinkost Käfer“, das mir mittags nach Hause in meine Münchner Wohnung gebracht wurde. Das war, als wir uns gerade kennengelernt hatten und es mir seelisch nicht gut ging, weshalb ich nicht genug gegessen habe.
HK: Du hattest eine schwere Grippe …
AK: Das kam auch noch dazu. Ich war damals wirklich ganz schön klapprig. Da hast du mich aus der Ferne quasi mit Nahrung versorgt. Diese Aktion von dir empfand ich wirklich als Liebesbeweis.
AK: Welches Kompliment würdest du gern mal von mir hören?
HK: Ich wüsste keines, was du mir nicht schon gemacht hättest. Es gibt kein Kompliment, das ich vermisst hätte – ich habe da keinen Nachholbedarf.
AK (zwinkernd): Und ich habe dich sogar schon gefragt: „Hast du eigentlich abgenommen, Harry?“ Dank dieses Interview-Spiels heute weiß ich: Das sollte ich offensichtlich öfter fragen …
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Über die beiden:
ANN-KATHRIN KRAMER wurde am 4. April 1966 in Wuppertal geboren. Ihren Durchbruch als Schauspielerin hatte sie 1995 mit der ARD-Krimiserie 'Die Partner'. Mit 'Matilda – oder die aus dem Haus ohne Fenster' erschien 2005 ihr erstes Kinderbuch. Sie engagiert sich für den Verein 'Dunkelziffer – Hilfe für sexuell missbrauchte Kinder'. Sohn Leo (*1997) stammt aus ihrer Beziehung mit Kollege Jan Josef Liefers. Am 7. Juli 2009 heiratete sie nach neun Jahren Liebe den österreichischen Schauspieler Harald Krassnitzer.
HARALD KRASSNITZER wurde am 10. September 1960 in Grödig, Österreich geboren. Seinen Durchbruch im TV hatte er 1997 in der Serie 'Der Bergdoktor' (bis 2005). Er gewann drei Romys, wurde mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Auch als Moderator konnte er überzeugen. Seit 1998 spielt er im Wiener 'Tatort' den Kommissar Moritz Eisner. Er engagiert sich für AMREF, die größte afrikanische Hilfsorganisation im medizinischen Bereich mit Sitz in Südafrika. Gemeinsam mit seiner Frau lebt er in einem Dorf bei Wuppertal.