Das Geheimnis der Katzen und wie wir es verstehen
Können Katzen uns verstehen - oder sind sie gar ignorante Diven, die uns gar nicht verstehen wollen? Katzenfreunde halten ihre felinen Weggefährten meist für besonders intelligent.
Es gibt böse Zungen, die behaupten, Katzen seien nicht in der Lage, ihren eigenen Namen zu lernen, und würden aus genau diesem Grund auch niemals den Bitten ihrer Menschen folgen. Glücklicherweise konnte diese verleumderische Annahme nun wissenschaftlich widerlegt werden: Zwei japanische Forscher ließen Katzen über acht Monate hinweg beobachten und untersuchten, ob und wie die Tiere auf Namensrufe reagierten. Das Ergebnis: Knapp 90 Prozent der Testkatzen kannten sehr wohl ihren Namen und waren sogar in der Lage, ihn aus lautem Stimmengewirr korrekt herauszufiltern. Sie verstanden ihn im Übrigen selbst dann, wenn sie von Fremden gerufen wurden. Und ja – alle Katzen reagierten auch auf ihren Namen: Drei Viertel von ihnen neigten kurz den Kopf. Ein Drittel bewegte immerhin die Ohrmuscheln in Richtung des Rufes. Und zehn Prozent zuckten mit der Schwanzspitze, was – zugegeben – auch auf eine gewisse Gereiztheit hindeuten mag. In jedem Fall aber kam keine einzige Katze dem Ruf in irgendeiner Form nach. Nicht eine horchte hocherfreut auf, um sich dann mit lässiger Eleganz von ihrem Platz gleiten zu lassen und die Nähe des geliebten Menschen zu suchen; sie unterbrachen weder ihre Tätigkeiten, noch schenkten sie dem Ruf länger als fünf Sekunden wirklich Beachtung. Es sei denn natürlich, sie vernahmen ihn in Zusammenhang mit einem weiteren Geräusch. Genau – dem Klappern einer Futterdose. Da kamen alle Katzen. Und zwar in unter fünf Sekunden. In deutlich unter fünf Sekunden sogar.
Warum Katzen sich an ihren Menschen reiben, wenn diese heimkommen
Sie eilen herbei, sobald wir durch die Haustür treten; schmiegen ihren Körper hingebungsvoll an unsere Beine. Ihr Schnurren erklingt im Takt unseres Herzschlags. Ja – das muss wahrlich Liebe sein. Glauben wir. Die Wahrheit allerdings, so lassen mehrere Verhaltensstudien vermuten, erzählt eine weit weniger romantische Geschichte, und in der ist es nicht etwa selige Wiedersehensfreude, die unsere Katze an die Tür treibt, sobald wir das Haus betreten. Sondern eher das Gegenteil davon: Abneigung. Zumindest gegen die Gerüche, die wir am Leib tragen. Denn die signalisieren: Wir haben uns (womöglich unerlaubt?) vom Familien-Clan entfernt. Haben (vielleicht inakzeptable?) Dinge getan. Katzennasen nehmen Gerüche drei Mal feiner wahr als menschliche – sie besitzen fast 45 Millionen Riechzellen; wir bringen es im besten Fall gerade mal auf lausige 20 Millionen. Will heißen: Sobald wir heimkehren, ist aus Katzensicht schnelles Eingreifen gefragt – und zwar möglichst, bevor wir mit diesem Konglomerat an lästigen Fremd-Düften das Haus verpesten. Das sogenannte "Allorubbing", das Umstreichen mit dem Körper, ist hier die perfekte Allzweckwaffe: Katzen besitzen nämlich unter anderem an Wangen, Kinn und Flanken Duftdrüsen, und mit diesen neutralisieren sie Fremdgerüche quasi und übertünchen sie mit ihrem Eigenduft. Ja – sie markieren uns. Als reumütig heimkehrendes Clan-Mitglied. Oder als Eigentum. Je nachdem, wie man es betrachten möchte.
Katzen ausschimpfen? Unmöglich!
Es gibt Dinge, die jenseits des Möglichen liegen. Alles, was mit Einhörnern zu tun hat etwa. Und natürlich der Versuch, eine Katze auszuschimpfen. Geht einfach nicht. Warum? Weil Katzen die nervtötende Eigenschaft besitzen, uns immer genau dann zu ignorieren, wenn wir sie gerade zur Verantwortung ziehen wollen. Wegen der Kratzspuren an der Wand. Der zerschlissenen Vorhänge. Der umgekippten Vase. Der zerstörten … ach, lassen wir das! Auf jeden Fall gilt: Wir können vor Wut toben, was das Zeug hält – die Katze kennt darauf nur eine Antwort. Sie wendet demonstrativ ihren Blick ab. Was so viel heißt wie: "Was kümmert mich erhabenes Wesen schon dieser tobende kleine Troll, deren Besitztümer ich absichtlich und mit heimlicher Freude zerstöre?" Allerdings bedeutet es das eben nur in Menschensprache. Denn in Katzensprache sagt der abgewandte Blick etwas vollkommen anderes aus, wie Verhaltensforscher jetzt herausfanden. Da gilt er nämlich als eine der größten Beschwichtigungsgesten. Zum Hintergrund: Katzen sind genetisch darauf ausgerichtet, sich als Einzeljäger selbst zu versorgen. Verletzungen stellen damit eine weit größere Gefahr für sie dar, als das etwa für Rudel-Jäger der Fall ist – sie müssen eigentlich um jeden Preis vermieden werden. Um dennoch Revierstreitigkeiten und Ähnliches klären zu können, greifen Katzen daher meist auf eine unblutige Kampf-Variante zurück: das Niederstarren, bei dem sich zwei Katzen … nun … niederstarren. Die Regeln sind einfach: Wer zuerst den Blick abwendet, gibt klein bei und erkennt die Dominanz seines Gegenübers an. Das ist übrigens auch der Grund, weshalb Menschen, die keine Katzen mögen, grundsätzlich Katzen anziehen – sie beachten die Tiere einfach nicht und werden von ihnen aufgrund ihres abgewandten Blickes als "harmlos" eingestuft. Unsere Katzen ignorieren uns also nicht, wenn wir mit ihnen schimpfen. Im Gegenteil. Sie schlichten. Und schlichten. Und schlichten immer weiter. Und wundern sich vermutlich, warum wir Ignoranten nicht einmal die Grundregeln der Höflichkeit beherrschen …
Wissen Sie, was Ihre Katze Ihnen mit ihrem Schwanz sagen will? Im Video zeigen wir, wie Sie die Katzensprache richtig deuten (Artikel wird darunter fortgesetzt):
Was die Maus auf dem Kopfkissen zu bedeuten hat
"Katzen machen uns gerne halbtote Mäuse zum Geschenk." Finden Sie auch, dass irgendetwas in diesem Satz nicht zusammenpasst? Richtig – es sind die Worte "halbtote Mäuse" und "Geschenk". Denn Beute – egal in welcher Form – ist kein Geschenk. Vor allem nicht, wenn eine Katze sie anschleppt. Dann ist sie: Anschauungsmaterial und ausschließlich zu Übungszwecken gedacht. Sie soll dem Menschen auch nicht etwa ein dankbares Lächeln entlocken – sondern vor allem: ein bisschen mehr Engagement, bitte! Das zumindest legt jetzt das Ergebnis einer Studie der Washington University unter der Leitung des Genetikers Wesley Warren nahe: Die Analyse beweist, dass Hauskatzen ihren wilden Verwandten genetisch deutlich näher stehen als bisher angenommen. "Selbst nach 10.000 Jahren an der Seite des Menschen können Katzen keineswegs als domestiziert betrachtet werden, sondern höchstens als gezähmt", resümiert Warren. "Ihr Verhalten bleibt stark durch ihr wildes Erbe geprägt." Und das diktiert einer Katze unter anderem Folgendes: Sie bringt so lange Beute zum Üben heim, bis selbst die miserabelsten Jäger eines Wurfes das Jagen gelernt haben und für sich alleine sorgen können. Offenbar haben sie in dieser Hinsicht keine besonders hohe Meinung von ihren Menschen. Das belegt zumindest der stete Nachschub an Beutetieren, die sie unermüdlich anschleppen – einer Hochrechnung zufolge sind es pro Katze bis zu 299 Kleinsäuger im Jahr. Vielleicht zeigen also alle Katzenhalter in Sachen Mäusejagd einfach ein bisschen mehr Engagement, bitte?! Kann ja nicht so schwer sein. Ehrlich.
Gewiefte, pelzige kleine Manipulateure
Schon niedlich, dieses Schnurren. So melodisch. Lässt unser Herz gleich schneller schlagen. Nur leider nicht immer im positiven Sinn. Denn in dieses zarte Gurren schummeln Katzen immer dann, wenn sie irgendetwas von uns wollen, einen weiteren kleinen Laut hinein: Ein hochfrequentes Miauen, das zielsicher zwischen 300 und 600 Hertz liegt. Und damit exakt die Tonlage erreicht wie der Schrei eines hungrigen Babys – des mit Abstand wirksamsten sensorischen Triggers des Menschen. Das bestätigte eine Untersuchung der University of Sussex unter der Leitung von Karen McComb. "Dieser Ton", so die Forscherin, "signalisiert eine massive Dringlichkeit, die uns regelrecht zum Handeln zwingt." Unser Unterbewusstsein stuft den Laut als akuten Hilferuf ein – und setzt damit sogar kurzfristig unser rationales Denken außer Kraft. Heißt: Egal, was es ist – wenn eine Katze dieses Miau-Schnurren einsetzt, sind wir geneigt, ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Futter. Mehr Futter. Und wir machen ihr auch gerne um drei Uhr morgens die Tür auf. Und wieder zu. Und, klar – wieder auf. Interessanterweise – auch das zeigte McCombs Studie – setzen Katzen diese Form der Manipulation nur ein, wenn sie in einem Ein- oder Zwei-Personen-Haushalt leben. Wohnen die Tiere hingegen bei einer Familie, schenken sie sich das Theater. Offenbar rechnen sie sich in der Kategorie "manipulatives Weinen" nur wenig Chancen aus, sobald Kleinkinder mit von der Partie sind. Vielleicht, weil sie wissen, dass jeder irgendwann auf seinen Meister trifft. Selbst als Katze.
20 gute Gründe, die Katzentoilette nicht zu mögen
Man sollte meinen, die Sache mit der Katzentoilette sei selbsterklärend. Auch für eine Katze. Aber nein! Bei näherer Betrachtung zeigt sich: Hier handelt es sich ganz klar um eine hochwissenschaftliche Angelegenheit. Und zwar um eine, der in den vergangenen zehn Jahren über ein Dutzend Studien gewidmet wurden. Seriöse Studien, die eindeutig belegen: Für Katzen gibt es mehr als 20 triftige Gründe, um nicht die Katzentoilette zu benutzen. Sondern den Teppichboden direkt davor. Oder unser Bett. Das Ganze liest sich dann, als hätte die Prinzessin auf der Erbse es den Forschern höchstselbst in die Feder diktiert: Entweder die Katzenstreu klebt zu sehr an den Pfoten – oder aber sie klebt nicht genügend. Sie ist zu feinkörnig – oder zu grobkörnig. Die Toilette steht auf zu weichem Untergrund – oder auf zu hartem. Die Umgebung ist zu hell – oder zu dunkel. Die Tiere hatten einen zu aufregenden Tag – oder einen zu langweiligen. Und so geht es munter weiter. Was uns das alles sagt? Nun – zwei Dinge: Katzen pflegen möglicherweise leicht übertriebene Ansichten in Sachen Hygiene. Aus Rache allerdings ignorieren sie ihre Toilette nicht. Niemals. Sie pinkeln auch nie in unser Bett, weil sie unseren neuen Partner / den neuen Hund / die neue Katze nicht mögen und sich emotional vernachlässigt oder sonstwie taktlos behandelt fühlen. Warum sollten sie auch? Immerhin stehen ihnen 20 wissenschaftlich bestätigte Gründe zur Auswahl, von denen einer garantiert immer passt.
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Quelle: Einfach sein