Star-Interview

Guido Maria Kretschmer: "Ich habe viele Frauen in schweren Zeiten erlebt"

Designer und Moderator Guido Maria Kretschmer (56) spricht offen im Interview über die Diagnose Brustkrebs.

Moderator und Designer Guido Maria Kretschmer
Designer und Moderator Guido Maria Kretschmer möchte mit seiner neuen TV-Show 'Showtime of my Life – Stars gegen Krebs' ein Zeichen setzen. Foto: IMAGO / Future Image
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Krebs gilt in Deutschland als die zweithäufigste Todesursache, doch während der Corona-Pandemie rückt die Krankheit in den Hintergrund. Ein wichtiges Thema, für das sich Designer und Moderator Guido Maria Kretschmer (56) mit seiner TV-Show einsetzte. Zusammen mit 16 Prominenten machte er kurz vor dem Weltkrebstag am 1. und 2. Februar in seiner Fernsehshow ''Showtime of my Life – Stars gegen Krebs' auf Krebsformen wie Brust-, Prostata- und Hodenkrebs aufmerksam. Ein mutiger Schritt, denn in der Sendung gingen die Promis dafür an ihre persönlichen Grenzen und ließen vor dem Publikum die Hüllen fallen. Das Ziel: auf die lebensrettende Krebsvorsorge hinzuweisen.

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Warum das Thema Brustkrebs Guido Maria Kretschmer ganz besonders am Herzen liegt und was derzeit das größte Problem in der Krebstherapie ist, hat der Designer im persönlichen Gespräch Ende Januar 2021 mit Liebenswert verraten.

Sehen Sie hier weitere spannende Fakten für Guido Maria Kretschmer (Der Artikel geht unter dem Video weiter):

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Video: Glutamat

Guido Maria Kretschmer fehlt der Kontakt zu Menschen

Liebenswert: Herr Kretschmer die Corona-Krise bedeutet für uns alle gerade eine starke Veränderung in unserem Alltag. Wie geht es Ihnen damit?

Guido Maria Kretschmer: Es ist doch ein großes Elend. Ich habe das Gefühl, immer wenn man denkt, es wird besser, geht es wieder weiter. Aber ich glaube, dass man jetzt zusammenhalten muss. Zurzeit ist es für uns beim Fernsehen schwer, weiter zu arbeiten, um Unterhaltung zu schaffen. Weil es durch die Auflagen viel aufwendiger ist und alles länger dauert. Dennoch bin ich sehr froh, dass wir überhaupt in der Lage sind zu drehen.

Jetzt, wo es die Impfung gibt, denkt man ja, es könnte schneller vorbei gehen, aber es dauert eben noch ein bisschen, bis alle geimpft sind. Da kann das mit den Lockerungen noch dauern. Das finde ich sehr schade, weil mir der Kontakt zu Menschen fehlt. Ich frage mich schon, ob jemals alles wieder so sein wird, wie es einmal war. Mittlerweile denke ich jetzt schon bei Menschen, die sich in einem Film küssen und umarmen: "Nein, das ist doch verboten!" (lacht)

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Für Designer Guido Maria Kretschmer ist Krebsvorsorge das 'A und O'

Neben Ihrer täglichen TV-Sendung 'Shopping Queen' können wir Sie am 1. und 2. Februar in Ihrer neuen Vox-Show “Showtime of my Life – Stars gegen Krebs” als Moderator erleben. Warum haben Sie sich dafür entschieden, dass Format zu begleiten?

Das kam ein bisschen von beiden Seiten, also von mir und dem Sender. In England, Australien, Frankreich und den Niederlanden ist das Format bereits sehr erfolgreich gelaufen. Als feststand, dass es nach Deutschland kommt, haben sie gesagt: "Der Einzige, der das machen kann, ist Guido". Als sie mir das angeboten haben, wusste ich sofort, das ist meine Sendung. Vielleicht auch ein bisschen als logische Konsequenz, als mitfühlender Designer und weil ich in meinem Leben auf sehr vielen Betten gesessen habe, mit Frauen, die mir unter Tränen erzählt haben, dass sie Brustkrebs haben. Ich habe viele Frauen in schweren Zeiten erlebt -  durch mein Engagement bei der 'DKMS LIFE' habe ich auch damit konkret zu tun.

Wenn man überlegt, dass jede achte Frau in ihrem Leben eine Brustkrebsdiagnose bekommen wird, plus die ganzen anderen Krebsarten, da ist das schon ein riesiges Problem. Ich habe gelernt, dass Früherkennung das 'A und O' ist. Man muss sich immer mal wieder selbst abtasten und früh genug zum Arzt gehen. Krebs kann heute früh genug behandelt werden, auch die aggressive Form. Und das hat eben auch mit dem Brust-Screening zu tun, bei dem man sich ausziehen muss. Ich glaube, dass diese Sendung genau das in den Fokus setzt.

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„Krebs kann heute früh genug behandelt werden.“
Guido Maria Kretschmer

Nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer, die bei diesem Thema sehr oft stiefmütterlich behandelt werden. Die oft erst zum Arzt kommen, wenn es fast schon gelaufen ist, weil sie dann schon in der Altersklasse sind, wo sie unbedingt zur Untersuchung müssen. Es gibt einfach kein System, auch junge Männer zum Arzt zu schicken, wie Frauen nach dem Kinderarzt zum Gynäkologen. Die Idee dahinter darauf aufmerksam zu machen, war einer der Beweggründe für mein Mitwirken bei diesem Format.

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Dazu kommen auch viele private Momente. Wie das meine Eltern beide an Krebs erkrankt waren und ich auch meine beste Freundin an Krebs verloren habe. Das waren durch den Kampf gegen die Krankheit drei harte Jahre. Und da habe ich mir geschworen, weil ich sie so schmerzlich vermisse, ich will nicht, dass so viele Menschen das auch so erleben. Und je früher man anfängt, sich damit zu beschäftigen, umso mehr Leben können gerettet werden. Dieses Projekt hat mir unglaublich viel Freude bereitet, auch weil es einfach ein so wichtiges Thema ist.

Guido unterstützt dieTeilnehmer von 'Showtime of my Life – Stars gegen Krebs'

In der Vorankündigung der TV-Sendung steht, dass die Promis in der Show blankziehen. Das hat sicherlich viel Überwindung gekostet. Wie haben Sie die Promis dabei unterstützt?

Das hat viel Überwindung gekostet, das kann man sich ja vorstellen. Es ist die eine Sache zu der Show "ja" zu sagen, aber dann auch wirklich mitzumachen, ist mutig. Es gab auch viele Teilnehmer, die dann erst gemerkt haben, dass sie sich gar nicht so wohl in ihren Körpern fühlen. Es ist ein wirklich großer Schritt, sich vor der Kamera auszuziehen. Aber ich glaube diese gute Sache und auch der Mut, das in der Gruppe zu tun, hat den Ausschlag gegeben, dass Menschen wieder spüren, sie sind in der Lage, sich so etwas überhaupt zu trauen.

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Für die Teilnehmer war 'Showtime of my Life – Stars gegen Krebs' eine Heldenreise

Haben Sie den Promis Tipps gegeben, um sich in ihrer Haut wohler zu fühlen?

Die haben natürlich nicht sofort blankgezogen, sondern auch verschiedene kleine Aufgaben bekommen, sich mit ihrem Körper auseinanderzusetzen. Dabei war ich an ihrer Seite und habe kurze Interviews mit ihnen geführt. Das fand ich aber schon bizarr, weil sie teilweise nackt neben mir lagen und ich saß angezogen daneben (lacht).

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Das hätte ich mir auch nicht träumen lassen, dass ich mal neben nackten Männern sitze, die gemalt werden. Das war für mein eigenes Leben auch schräg, aber ich fand es schön zu spüren, dass ich Vertrauen geben kann. Und das habe ich auch die ganze Zeit versucht.

„Das hätte ich mir auch nicht träumen lassen, dass ich mal neben nackten Männern sitze, die gemalt werden.“
Guido Maria Kretschmer

Wir haben in den Vorbereitungsphasen auch viel telefoniert und geschrieben. Ich spürte auch, wie sich manche Teilnehmer immer mehr verändert haben und wie viele auch tief emotionalisiert waren. Die dann ihre eigenen Geschichten zeigten, zum Beispiel die Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind. Wie unsere Nicole Staudinger, die beide Brüste amputiert bekommen hat und schwerste Krebstherapien hinter sich hat. Sie hat mich gefragt: "Guido, wie kann ich das denn zeigen, dass ich gar keine Brust mehr habe?". Für diese Frau war das schon eine Heldenreise. So wie auch für Ulla Kock am Brink, die die älteste bei uns in der Sendung ist und sich trotzdem ausgezogen hat. Da habe ich schon großen Respekt vor.

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Guido Maria Kretschmer: Für Krebstherapien ist die Pandemie ein großes Problem

Seit Jahren sind Sie Botschafter der Organisation 'DKMS LIFE'. Doch gemeinnützige Organisationen wie diese scheinen durch die ganze Corona-Thematik derzeit in den Hintergrund zu rücken. Gibt es eine Möglichkeit, dass diese nicht in Vergessenheit geraten?

Wir haben die große Kampagne 'Krebs macht keine Pause' gestartet. Weil natürlich viele Frauen in einer aktuellen Krebstherapie derzeit große Probleme haben. Sie können nicht in die Kliniken, so wie es früher zum Teil war. Die Versorgung muss ambulanter geregelt werden. Das ist schwierig, weil das Immunsystem runtergefahren wird und die Frauen dann im öffentlichen Raum unterwegs sein müssen, um eine Therapie zu bekommen. Das ist für die Menschen, die an Krebs erkrankt sind, eine wirkliche Sondersituation.

Die 'DKMS LIFE' bietet Online-Kosmetikseminare für die Betroffenen an, um so auf andere Art und Weise zu unterstützen. Es geht natürlich weiter, überhaupt keine Frage. Aber es ist schwierig, weil weniger Spenden kommen, denn der Fokus liegt gerade nicht auf diesem Thema, obwohl es so wichtig ist. Aber ich glaube, dass viele Menschen 'Krebs macht keine Pause' verstanden haben und die 'DKMS LIFE' mit dieser Kampagne ein gutes Zeichen setzen und den Patientinnen Zuversicht und Unterstützung schenken kann.

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„Ich habe schon sehr viele Frauen erlebt, die an sehr schwierigen Momenten stehen“
Guido Maria Kretschmer

Oft begegne ich Menschen, die sehr krank sind und als letzten Herzenswunsch haben, mich zu treffen. Ich habe schon sehr viele Frauen erlebt, die an sehr schwierigen Momenten stehen. Deswegen glaube ich, ist unsere Sendung 'Showtime of my Life – Stars gegen Krebs' auch so wertvoll, weil nicht nur eine davon betroffen ist, sondern Tausende. Wir machen darauf aufmerksam, wie wichtig und unerlässlich es ist, zur Vorsorge zu gehen. Zwar können wir den Krebs dadurch nicht verhindern, aber hoffentlich früh genug erkennen.

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