Konflikte vermeiden: In 5 Schritten zu einer besseren Kommunikation
Was macht glückliche Dialoge aus? Wie verläuft ein Gespräch konstruktiv, statt im Konflikt zu enden? Wir verraten das Geheimnis guter Kommunikation.
Als Kinder mit zwei Blechbüchsen an einer Schnur war es ganz einfach: Auf der einen Seite wurde reingesprochen, auf der anderen sofort verstanden, fertig. Wäre Kommunikation als Erwachsene doch nur auch so simpel! Heute ist da plötzlich die Kollegin, die beleidigt wirkt, die distanzierte Nachbarin oder der enttäuschte Partner - dabei haben wir doch gar nichts Schlimmes gesagt! Oder doch? Und was bitte meint der Partner mit seiner Bemerkung, da sei etwas Grünes in der Soße? Schmeckt ihm etwa unser Essen nicht?
Rede-Profis wissen: Missverständnisse beruhen vor allem darauf, wie wir das Gehörte entschlüsseln.
Männer sprechen anders, Frauen auch
Ein Beispiel dafür ist diese Szene: Ein Paar fährt seit Stunden auf der Autobahn. "Hast du nicht Lust, an der nächsten Raststätte was zu essen?", fragt sie ihn. "Nein, ist ja nicht mehr weit", antwortet er und steuert seelenruhig weiter. In ihr steigt Ärger auf, dann platzt es heraus: "Warum musst du eigentlich eine so lange Strecke immer in einem Rutsch durchfahren?" Er blickt sie mit großen Augen an. "Muss ich gar nicht", verteidigt er sich. "Wenn du eine Pause haben willst, musst du es sagen." "Aber das habe ich doch gerade, du hast nur wieder mal nicht zugehört", denkt sie.
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Für Kommunikations-Experten ist diese Szene ein typischer Fall von Missverständnissen zwischen den Geschlechtern. Wenn Mann und Frau sich unterhalten, bedeutet das noch lange nicht, dass sie sich auch verstehen. Warum? Psychologen fanden heraus: Wenn Frauen reden, wollen sie Beziehung, Sympathie und Verständnis herstellen, für Männer ist ein Gespräch primär ein Mittel, ihre Unabhängigkeit und Dominanz zu zeigen, und dient außerdem schlichtweg dem Informationsaustausch.
Deswegen sind sprachliche Missverständnisse in fast allen Beziehungen - ob privat oder beruflich - häufig die eigentliche Ursache für Streitereien. Wie im Raststätten-Beispiel: Sie verkleidet ihren Wunsch in typisch weiblicher Weise, um mit ihm gemeinsam eine Entscheidung zu treffen. Er, an eine direkte Sprache gewöhnt, hört nur die nackte Frage und beantwortet diese.
Dass ein Streit aber nicht zwangsläufig immer schlecht für die Beziehung ist, zeigt dieses Video (Artikel geht unten weiter):
Was gegen solche Fehldeutungen hilft? Im Zweifel lieber nachfragen, wie das Gesagte gemeint ist, statt zwischen den Zeilen zu lesen und eigene Schlüsse zu ziehen. Was noch besser wirkt: unsere fünf Schritte beachten, die eine Unterhaltung für alle Beteiligten konstruktiv machen. Welche das sind, erfahren Sie hier.
5 Tipps für eine bessere Kommunikation
Mit diesen Tipps wird jedes Gespräch zum Kinderspiel. Testen Sie die Methode doch bei Gelegenheit selbst und gehen Sie dabei Schritt für Schritt vor!
1. Welches Ziel will ich mit dem Gespräch eigentlich erreichen?
Der Gedanke "Ich müsste mal mit XY reden" reicht nicht, wissen Experten wie Theodor von Stockert vom Lingva Eterna Institut für bewusste Sprache in Erlangen. Vor einem Gespräch muss uns selbst klar sein, was wir erreichen möchten, verdeutlicht der Autor von 'Meine Sprache und ich' (Lingva Eterna, 17,90 €). Denn nur so können wir die Unterhaltung auch in die Richtung unseres Ziels lenken. Ganz nebenbei finden wir so auch den richtigen Ansprechpartner. Wer sich zum Beispiel über eine Freundin ärgert, die oft zu spät zu Verabredungen kommt, hilft sich selbst wenig, indem er darüber mit einer unbeteiligten Dritten spricht. Klar kann man auf diese Weise Dampf ablassen, doch pünktlicher kommt die Freundin dadurch nicht an. Sie ist also der einzig richtige Gesprächspartner.
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2. Wie bekomme ich die volle Aufmerksamkeit?
Indem wir dem anderen Zeit geben, sich auf uns einzulassen. Denn wahrscheinlich ist er mit seinen Gedanken gerade ganz woanders. Seine Aufmerksamkeit bekommen wir mit der Drei-A-Methode: Ansprechen, Anschauen, Atempause einlegen - und erst dann weiterreden. Vor allem das Ansprechen wirkt effektiv. Denn jeder Mensch hört seinen Namen gern. Und wenn Sie diesen auch noch mit Wertschätzung in der Stimme sagen, ist der andere garantiert ganz Ohr für Ihr Anliegen.
3. Wie beschreibe ich meinem Gegenüber meine Situation?
Jetzt geht's darum, dem Gesprächspartner zu sagen, in welchem Zustand man sich gerade befindet. In der Regel gehört dazu eine sachliche Information (zum Beispiel "Ich habe eine E-Mail von der Chefin bekommen.") und eine emotionale (zum Beispiel "Ich bin beunruhigt." oder "Ich freue mich."). Der klare Vorteil: Unser Gegenüber muss nicht spekulieren, worum es uns in der Sache eigentlich geht.
4. Wie zeige ich, dass mir die Sicht des anderen wichtig ist?
Indem Sie keine Monologe führen. Ein befriedigendes Gespräch verläuft wie ein Ballspiel: Beide Seiten kommen zu Wort, beide hören einander zu. Laden Sie den anderen dazu immer wieder wertschätzend ein. Das funktioniert am besten durch Nachfragen. Etwa "Wie denken Sie darüber?" oder "Wie siehst du das?" Genauso wichtig ist jedoch auch, dem anderen zu zeigen, dass sein Ball angekommen ist, etwa indem man sagt: "Ich merke, dass du dich ärgerst. Das verstehe ich sehr gut."
5. Wie beende ich das Gespräch positiv?
Oft reicht schon ein abschließender Satz, wie zum Beispiel "Das ist lieb von dir!" oder ein einfaches "Prima, danke!". Eigentlich selbstverständlich, doch vergessen wir es in der Eile des Alltags schnell. Doch den anderen am Ende eines Gesprächs mit wertschätzenden Worten zu bedenken macht beide Seiten glücklich. Die positive Folge: Alle Gesprächspartner gehen mit einem guten Gefühl auseinander - ein tolles Happy End für jeden Dialog und zudem beste Voraussetzung für künftige Unterhaltungen!
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Konflikte vermeiden mit dem Vier-Ohren-Modell
Dem Vier-Ohren-Modell von Kommunikationsforscher Friedemann Schulz von Thun zufolge kann jede Aussage vierfach gedeutet werden: auf der Sach-, Beziehungs-, Selbstoffenbarungs- und Appell-Ebene. Konflikte gibt es, wenn Sender und Empfänger auf verschiedenen Ebenen kommunizieren.
Ein Beispiel: Sie hat gekocht, der Mann fragt: "Was ist das Grüne in der Soße?" Das Sach-Ohr hört Fakten. Ist das Gesagte wahr und wichtig? Hier: "Da ist etwas Grünes in der Soße." Das Selbstoffenbarungs-Ohr hört, was die Nachricht über den Sprecher aussagt. Hier entweder: "Ich weiß nicht, was es ist." Oder: "Mir schmeckt das Essen nicht." Das Appell-Ohr fragt sich: Was soll ich nun denken, machen, fühlen? Hier: "Sag mir, was es ist." Oder: "Lass es nächstes Mal weg." Das Beziehungs-Ohr hört, wie das Verhältnis zum Sprecher ist. Je nachdem, was man hier wahrnimmt, fühlt man sich respektiert oder kritisiert. Hier: "Du wirst es wissen." Oder: "Du bist eine miserable Köchin!"
Oft hört man verbale Angriffe, wo keine sind - es ist alles eine Frage der Interpretation.
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Quelle: Bella