Was die Geburtenfolge über Ihre Persönlichkeit aussagt
"Mama! Sabine hat mir schon wieder meine Puppe geklaut!" Einige Eigenschaften unserer lieben Geschwister haben uns schon als Kinder wahnsinnig gemacht: Sabines Ich-Bezogenheit, Ingos ständige Unpünktlichkeit oder Klaus' permanente Ausreden. Aber vielleicht können die gar nichts dafür: Die Geburtsfolge kann den späteren Charakter bestimmen.
Unsere Geschwister gehören zu den Menschen, die uns am besten kennen. Mit ihnen haben wir einen Großteil unseres Lebens, ein Zuhause - vielleicht sogar ein Zimmer - geteilt. Dass sie da Einfluss auf unseren Charakter nehmen, ist nicht verwunderlich. Doch auch die Geburtsfolge in einer Familie prägt die Kinder.
Erstgeborene: Großes Verantwortungsbewusstsein
Das erstgeborene Kind bekommt in der Zeit, in der noch kein Geschwisterchen nachkommt, die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Eltern. Mit der Geburt von Bruder oder Schwester ändert sich das schlagartig. Auf einmal müssen die Eltern mit jemandem "geteilt" werden. Erstgeborene sind meist sehr verantwortungsbewusst, weil sie auf ihre jüngeren Geschwister aufpassen müssen. Außerdem gelten sie als ehrgeizig und anspruchsvoll. Sie sind gut darin, Gruppen zu leiten und Führungspositionen zu übernehmen.
Mittleres Kind: Ausgeprägter Gerechtigkeitssinn
Die Kinder, die zwischen Erstgeborenem und Nesthäkchen stehen sind nie komplett allein mit ihren Eltern. Deshalb entwickeln sie auch keinen Anspruch auf Aufmerksamkeit. Sie haben einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, sind diplomatisch, harmoniebedürftig und ruhig. Nicht selten vermitteln sie zwischen ihren jüngeren und älteren Geschwistern - die sogenannten "Sandwich-Kinder" sind sehr geschickt im Verhandeln.
Jüngstes Kind: Aufgeschlossener Freigeist
Nesthäkchen können ihre Eltern meist durch bestimmte Leistungen nicht mehr so gut beeindrucken, weil es ihre Geschwister schon vor ihnen getan haben. Deshalb versuchen sie in ganz besonderen Dingen gut zu sein: Eine amerikanische Studie hat zum Beispiel ergeben, dass die jüngsten Kinder oft Extremsportarten ausüben. Sie gelten außerdem als besonders charmant, kontaktfreudig oder humorvoll.
Beziehung zwischen Geschwistern: Ständig im Wandel
Natürlich sind diese Persönlichkeitsmerkmale keine allgemeingültige Beschreibung. Eine große Rolle bei der Entwicklung des Charakters eines Kindes spielen auch der Altersabstand zu den anderen Kindern der Familie und das Geschlecht. Die größte Rolle nimmt allerdings die Erziehung der Eltern ein. Wie viel Verantwortung übertragen sie ihren Kindern? Lassen sie sie Streitigkeiten selbst austragen oder mischen sie sich ein?
Außerdem ist die Beziehung zu unseren Geschwistern nicht das ganze Leben über gleich. Mal kommen wir uns im Laufe unseres Lebens viel näher, mal entfernen wir uns - vielleicht aufgrund unterschiedlicher Lebensentwürfe. "Wir alle verändern uns", erklärt der Geschwisterforscher Hartmut Karsten der Berliner Zeitung. "Und mit uns auch unsere Beziehung zu unseren Geschwistern." Das Sabine uns also vor 40 Jahren mal die Puppe geklaut hat, vergessen wir wahrscheinlich ziemlich schnell. Dass sie uns während einer schweren Zeit beigestanden hat, werden wir ihr aber für immer anrechnen.
Autor: Carolin Ostrowski