Wegen Delta-Variante: Diskussion um kürzere Impfabstände
Deutschland hat in puncto Impfschnelligkeit enorm aufgeholt - doch die Delta-Variante droht diesen Fortschritt zu gefährden. Wer erst eine Corona-Impfung erhalten hat, ist nicht optimal geschützt. Experten diskutieren deshalb, ob der Abstand zwischen zwei Impfungen verkürzt werden soll. Was spricht dafür, was dagegen?
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Was schon länger vermutet wurde, hat sich jetzt bestätigt: Der Anteil der Delta-Variante an den Corona-Neuinfektionen ist rasant angestiegen. Mindestens jede zweite Corona-Ansteckung dürfte nach Schätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) bereits auf die erstmals in Indien entdeckte Mutante zurückgehen.
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Die hochansteckende Variante könnte die bisherigen Erfolge im Kampf gegen die Corona-Pandemie gefährlich zurückwerfen.
Nur eine vollständige Corona-Impfung schützt vor der Delta-Variante
Besonderes beunruhigend: Nur, wer zweimal und damit vollständig gegen Covid-19 geimpft wurde, hat den höchsten Schutz vor einer Ansteckung mit der Delta-Variante. Sollten deshalb die Abstände zwischen zwei Impfungen verkürzt werden, wie es bereits einige Arztpraxen handhaben, um nicht zu viel Zeit zu verlieren?
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Lesen Sie hier, was laut Forscher*innen und anderen Expert*innen für eine Verkürzung der Abstände zwischen zwei Impfungen spricht - und was dagegen.
Bisher empfahl die STIKO längere Abstände bei der Corona-Impfung
Thomas Mertens, Leiter der Ständigen Impfkommission (STIKO), ist sich dessen bewusst, dass in der Frage um eine derartige Verkürzung nicht leichtfertig entschieden werden darf. Es gelte, die verschiedenen Pro- und Contra-Argumente sorgfältig abzuwägen: "Wir versuchen derzeit die notwendige Evidenz zu schaffen", wird er von der 'Ärzte Zeitung' zitiert.
Bisher werden von der STIKO längere Zeitabstände zwischen den zwei Impfungen angeraten. Beim Vakzin Astrazeneca etwa wird von einer höheren Wirksamkeit durch einen längeren Abstand ausgegangen: Derzeit wird empfohlen, zwölf Wochen zwischen erster und zweiter Dosis vergehen zu lassen. Für die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna werden sechs Wochen empfohlen.
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Abgesehen von einer womöglich höheren Wirksamkeit bei größeren Impfabständen spielte noch etwas anderes in diese Impfempfehlung hinein: Als in Deutschland mit dem Impfen begonnen wurde, war so wenig Impfstoff verfügbar, dass es als oberstes Ziel galt, zunächst möglichst viele Menschen mit der Erstimpfung zu versorgen.
Dennoch: Die Zulassungsbestimmungen der verschiedenen Impfstoffe erlaubt theoretisch auch kürzere Abstände. So sind auch zwei Biontech-Spritzen im Abstand von drei Wochen möglich, bei Moderna und AstraZeneca ein Abstand von vier Wochen.
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Jens Spahn ist gegen eine Verkürzung der Impfabstände
Während die STIKO noch weitere Erkenntnisse auswertet, ehe sie sich eventuell zu einer neuen Empfehlung entschließt, kamen von Gesundheitsminister Jens Spahn (41, CDU) bereits deutliche Worte: "Innerhalb des Intervalls entscheiden das am Ende der Arzt und der zu Impfende", sagte der Politiker. Für den Vektorimpfstoff Astrazeneca steht es Impfwilligen in Absprache mit ihren Ärzten*innen laut Bundesgesundheitsministerium mittlerweile frei, das Zeitintervall im Rahmen des zugelassenen Zeitraums zu verkürzen.
Spahn rechnet damit, dass schon bald mehr als 50 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft seien.
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Impfexperte Leif Sander von der Berliner Charité empfahl ebenfalls, dass die bisherigen Intervalle insbesondere zugunsten der Wirksamkeit von Astrazeneca beibehalten werden sollten. Man könne in "Ruhe einfach so weitermachen", sofern die Infektionszahlen auf einem stabil niedrigen Niveau blieben. Sander sagte aber auch, dass er schon im Herbst damit rechne, dass Auffrischungsimpfungen für einige Menschen sinnvoll werden. "Für eine generelle Auffrischungsimpfung der gesamten Bevölkerung sehe ich aktuell keinen Anlass", betonte er.
Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) argumentierte ähnlich: "Wir wissen eben, dass ein gewisser Abstand die Wirksamkeit der Impfung verbessert". Zudem verweist er darauf, dass er die Chance auf eine Erstimpfung für jede*n derzeit als wichtiger einstufe.
Kassenärztliche Vereinigung würde Anpassung befürworten
Andere Stimmen kamen etwa von Andreas Gassen, Vorstandschef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Für ihn ergebe es durchaus Sinn, die Abstände zwischen zwei Impfungen bereits jetzt zu verkürzen, um den vollständigen Schutz der Bevölkerung möglichst schnell zu gewährleisten.
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