Checkliste: 20 Fragen

Woran erkenne ich einen Soziopathen?

Beschleicht Sie gelegentlich das Gefühl, Ihr Gegenüber sei irgendwie … immer ein wenig zu charmant, eine Spur zu perfekt? Seien Sie gewarnt: Sie könnten es mit einem Soziopathen zu tun haben. Die Psychologin Beate Handler verrät, wie diese Menschen ticken.

Woran erkenne ich einen Soziopathen?
Wer einen Soziopathen entlarvt, sollte ihm aus dem Weg gehen. Foto: Martin Barraud / iStock
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Die Wahrheit ist: Wir sind von weit mehr Soziopathen umgeben, als wir annehmen. Der Neurobiologe und Psychologe Niels Birbaumer schätzt ihre Zahl in Deutschland auf circa eine Million. Daraus ergibt sich, dass jeder von uns mit einer hundertprozentigen Wahrscheinlichkeit bereits mit einem solchen Menschen zu tun hatte. Allerdings handelt es sich bei den "Durchschnitts-Soziopathen" keinesfalls um Menschen mit der Persönlichkeitsstruktur eines Serienkillers oder Vergewaltigers – wie bei jeder Persönlichkeitsstörung gibt es auch hier ganz unterschiedliche Ausprägungen. Aber es gilt: Bei einer antisozialen Persönlichkeit ist bereits die Minimalform gefährlich für das soziale Umfeld. Psychologin Beate Handler beantwortet hier die wichtigsten Fragen.

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Was ist ein Soziopath?

Soziopathie ist ein Begriff aus der Psychiatrie für eine psychische Störung, die das Sozialverhalten einer Person betrifft. Soziopathen tun alles, was ihrem eigenen Wohlergehen dient. Außerdem zeichnen sie sich durch ein gestörtes Sozialverhalten aus, benehmen sich oftmals antisozial, verstoßen gegen Normen sowie Werte und haben wenig Empathie. Rücksichtnahme oder auch Reue sind ihnen zum Teil fremd. Sie halten sich für vollkommene, unfehlbare Menschen, die es verdient haben, besonders gut behandelt zu werden. Um ihre Ziele zu erreichen, agieren sie höchst manipulativ und unter Umständen auch aggressiv; sie lügen, gehen an die Grenzen der Legalität und haben keinerlei Skrupel, anderen Schaden zuzufügen. Ihre "Opfer" werden systematisch getäuscht, betrogen, geschädigt oder ausgebeutet.

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Was ist der Unterschied zwischen Psychopathen und Soziopathen?

Ein Psychopath besitzt keinerlei Empathie oder Moralvorstellungen. Dagegen besitzt ein Soziopath schon ein gewisses Maß an Einfühlungsvermögen, weicht in seinen Vorstellungen von richtig oder falsch allerdings von anderen Menschen ab. Psychopathen werden meist als gefühlskalt, charmant und manipulativ beschrieben. Sie können durchaus oberflächliche Beziehungen aufbauen. Dadurch sind Psychopathen in der Lage, sich gut in die Gesellschaft zu integriert und erfolgreich im Beruf zu sein.

Soziopathen sind zwar zu Gefühlen fähig, können diese aber oft nicht kontrollieren. Dadurch reagieren sie anderen Menschen gegenüber meist aggressiv und impulsiv. Durch dieses Verhalten ist es ihnen nicht möglich, dauerhafte Beziehungen aufzubauen.

In der klinischen Psychiatrie kommt keiner der Begriffe vor: Soziopathie und Psychopathie werden im ICD-10, der internationale Klassifikation der Krankheiten, unter dem Begriff der antisozialen beziehungsweise dissozialen Persönlichkeitsstörung zusammengefasst.

Stimmt es, dass der Körper Signale sendet, wenn Soziopathen in der Nähe sind?

Aktuelle Forschung zeigen erste Indizien dafür, dass wir Soziopathen intuitiv erkennen. Oder zumindest instinktiv ein ungutes Gefühl im Umgang mit ihnen entwickeln. So fanden etwa die Kriminalpsychologen J. Reid Meloy und M. J. Meloy heraus, dass Menschen sogar körperliche Reaktionen zeigen, wenn sie mit Soziopathen zu tun haben. Sie befragten Ärzte, Psychologen und Justizbeamte, die Gespräche mit solchen Personen geführt hatten, und 77 Prozent von ihnen berichteten, dass ihr Körper regelrecht zu rebellieren begann: Ihre Haut kribbelte, das Herz begann zu rasen, ihnen stockte der Atem. Im Extremfall spürten die Befragten das dringende Bedürfnis, sofort den Raum zu verlassen.

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Woran erkenne ich einen Soziopathen? - Der große Test

Kriminalpsychologen wie Robert D. Hare betonen ausdrücklich, dass alle Arten von Soziopathen Unglück und Kummer über die Menschen in ihrem Umfeld bringen. Genau deshalb ist es wichtig, sie zu erkennen und ihnen entsprechend begegnen zu können.

Es kursieren etliche Checklisten zu diesem Thema im Internet. Diese haben jedoch den Nachteil, dass sie auf "Vollblut-Soziopathen" abzielen. Die folgende Checkliste ist so ausgelegt, dass sie auch jene Menschen mit Soziopathie erkennt, die zwar nicht zu Kriminellen werden, die aber dennoch der Seele (und oft auch dem Körper) anderer viel Leid zufügen können.

Wenn Sie also den Verdacht haben, eine Person sei ein Soziopath: Machen Sie einfach den Test – und lassen Sie sich überraschen …

Soziopathen-Test: Diese 20 Anzeichen sprechen dafür:

  • Die Person ist sehr charmant und sprachgewandt. Oft verfügt sie über die Fähigkeit, ihren Mitmenschen das „Wort im Mund umzudrehen“.

  • Die Person weist ein erhebliches Selbstbewusstsein auf, ist oft Mittelpunkt einer Gruppe und neigt zur Selbstdarstellung.

  • Sie ist auffällig intelligent – nutzt das jedoch nur, um ein bestimmtes (meist egoistisches) Ziel zu erreichen.

  • Die Person ist nicht einfühlsam oder empathisch – sie kann Empathie jedoch bei Bedarf vortäuschen.

  • Sie versucht, die Menschen in ihrem Umfeld zu kontrollieren und Macht über sie auszuüben.

  • Sie hält Versprechungen oder Verpflichtungen oft nicht ein.

  • Es ist für diese Person völlig belanglos, was andere über sie denken.

  • Die Person achtet ausschließlich auf die eigenen Bedürfnisse. Sie macht das jedoch so geschickt, dass es Menschen, die dadurch Nachteile haben, erst im Nachhinein auffällt.

  • Sie vermittelt ihrem Gegenüber gezielt Schuldgefühle, um ihre Machtposition weiter auszubauen.

  • Die Person trickst andere gerne aus – aber unterstellt genau dieses Verhalten ihren Mitmenschen.

  • Sie sieht nichts Schlechtes darin, die Wahrheit an die entsprechende Situation anzupassen.

  • Wenn sich die Person ungerecht behandelt fühlt, so holt sie sich ohne Skrupel und mit allen Mitteln zurück, was ihr vermeintlich zusteht.

  • Sie nimmt andere Menschen als schwach und machtlos wahr (sich selbst natürlich ausgenommen).

  • Die Person erhebt sich über ihre Mitmenschen und behandelt sie von oben herab.

  • Sie führt meist keine lang dauernden Beziehungen, denn sie ist nicht fähig zu lieben.

  • Diese Person setzt alle denkbaren (auch ungesetzliche) Mittel ein, um etwas zu bekommen.

  • Sie macht sich über die negativen Konsequenzen ihres Verhaltens keine großen Gedanken.

  • Sie ist nicht hilfsbereit, auch wenn ihr Gegenüber offensichtlich Hilfe benötigt.

  • Diese Person zeigt keine Reue.

  • Sie sieht das Leben als einen Kriegsschauplatz: Nur der Stärkste überlebt.

Auswertung

Wenn drei oder mehr Punkte auf eine Person in Ihrem Umfeld zutreffen, können Sie bereits davon ausgehen, dass diese dissoziale Persönlichkeitszüge aufweist. In wie weit diese antisoziale Persönlichkeitsstörung ausgeprägt ist, kann in einem nächsten Schritt ein Psychologe beurteilen.

Quelle: TV Hören und Sehen