Arztbesuch - ja oder nein? Wann Abwarten die beste Therapie ist
Wenn uns etwas wehtut, meinen wir meist, sofort etwas dagegen tun zu müssen. Doch ein Arztbesuch ist in vielen Fällen nicht unbedingt nötig. Wir klären auf, wann Sie sich besser selbst helfen und einfach abwarten können.
Nicht immer sofort zum Arzt zu gehen bedeutet, dem Körper die Chance zu geben, seine eigenen Reparaturmechanismen in Gang zu bringen. Und das ist in vielen Fällen genau richtig, wie Studien zeigen.
Hinter den wenigsten Beschwerden steckt ein schwerwiegendes Leiden, sagen Experten. Die Statistik zeigt: Mindestens die Hälfte der Arztbesuche (in Deutschland mit durchschnittlich 18 Mal pro Jahr der Rekord in den westlichen Industrienationen) ist aus medizinischer Sicht unnötig. Denn bei mehr als 50 Prozent aller akuten Erkrankungen ist keine Therapie nötig - trotzdem werden Medikamente verschrieben oder Behandlungen begonnen.
Wegen Rückenschmerzen nicht sofort zum Arzt
Ein Beispiel aus der Praxis: Wer Rückenschmerzen hat, möchte, dass eine MRT-Untersuchung oder ein Röntgen-Bild gemacht wird. Tatsächlich zeigen viele dieser Aufnahmen Veränderungen an der Wirbelsäule - allerdings, so zeigt eine Studie, auch bei beschwerdefreien Menschen. So werden auch Gesunde schnell zu Patienten. Dabei bringen bei Rückenschmerzen meist schon Bewegung, Entspannungsübungen und auch Wärmeanwendungen Linderung.
Arthrose im Knie: Wann Bewegung schon ausreicht
Bei Knieschmerzen aufgrund von Gelenkverschleiß raten Ärzte häufig zu Spritzenkuren. Doch Studien zeigen: Die Injektionen sind nicht nur nutzlos, sondern haben oft auch starke Nebenwirkungen. Ähnlich ist es mit Arthroskopien, bei denen das kranke Gelenk gespült und gleichzeitig Knorpel entfernt wird. Auch Prothesen werden oft zu früh eingesetzt. Wirksam sind dagegen Physiotherapie und regelmäßige Bewegung.
Jetzt aber doch zum Arzt: Bei dauerhaft starken Schmerzen und ausgeprägten Bewegungseinschränkungen im Alltag ist ein Gelenkersatz sinnvoll.
Sehen Sie hier, welche ungewöhnlichen Mittel bei der Bekämpfung einer Erkältung helfen (Artikel geht unter dem Video weiter):
Was bei Magen-Darm-Beschwerden wichtig ist
Verstopfung, Durchfall oder Magenkrämpfe kennt jeder. Viele greifen dann schnell zu Mitteln aus der Apotheke. Doch Vorsicht: Durchfall ist ein Schutzmechanismus des Körpers, um Keime loszuwerden und sollte nicht gleich gestoppt werden. Auch Schmerzmittel gegen Krämpfe helfen wenig. Lieber abwarten, den Bauch schonen und Kräutertee trinken.
Jetzt aber doch zum Arzt: Wenn Beschwerden länger als 3 Tage andauern und Fieber oder starke Schmerzen hinzukommen.
Lesen Sie hier, was Sie bei Verstopfungen tun können.
Bei Intoleranzen sollten Sie nicht überreagieren
15 bis 20 Prozent der Bevölkerung glauben, eine Lebensmittel-Unverträglichkeit zu haben. Sie weichen auf Ersatzprodukte aus und nehmen nicht selten Medikamente gegen ihre Beschwerden ein. Tatsächlich von Laktose-Intoleranz betroffen sind aber nur zehn Prozent, von einer Gluten-Allergie nur 0,3 Prozent. Vermeintliche Unverträglichkeiten gehen oft auf das generelle Essverhalten oder andere Inhaltsstoffe in den Produkten zurück. Brötchen aus Teigrohlingen etwa enthalten Zusatzstoffe, die oft die eigentlichen Übeltäter sind. Und: Erwarten wir Bauchgrummeln, stellt es sich erfahrungsgemäß erst recht ein.
Jetzt aber doch zum Arzt: Bleiben die Symptome trotz Verzicht bestehen, könnten Infektionen oder ein Reizmagen-Syndrom dahinterstecken.
Arztbesuch wegen Bandscheibenproblemen?
Bei Rückenschmerzen wird oft vorschnell ein Bandscheibenvorfall diagnostiziert - und operiert. Dabei gelten rund 80 Prozent der Rücken-OPs als entbehrlich. Meist stecken Muskelverspannungen und -verhärtungen durch mangelnde Bewegung dahinter. Daher als Therapie: entspannen, Stress reduzieren, abwarten - und tägliche Bewegung (zum Beispiel 30 Minuten spazierengehen).
Jetzt aber doch zum Arzt: Bei Taubheitsgefühlen, Lähmungen und in die Beine ausstrahlenden Schmerzen sollte ein Bandscheibenvorfall operiert werden. Dann sind meist die Nerven betroffen.
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Bronchitis-Patienten werden häufig Antibiotika verschrieben. Ein Fehler: Diese bekämpfen nur Bakterien, nicht Erkältungsviren. Husten und Halsweh werden also damit nicht kuriert. Hilfreich ist stattdessen viel Schlaf, Wärme und Tee.
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