Vorsicht, Pilzbefall!

Blumenerde schimmelt: SOS-Tipps und Hausmittel, die helfen

Wenn Blumenerde im Pflanzentopf plötzlich schimmelt, sollten Sie handeln. Lesen Sie hier, was Sie gegen Schimmel auf der Erde tun können und wie Sie einem Pilzbefall künftig vorbeugen.

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 Für Hobbygärtner ist dieser Anblick ein Graus: Wie aus dem Nichts sprießt Schimmel auf der Blumenerde der geliebten Zimmerpflanzen. Zum Schutz der Pflanze sollten Sie schnell handeln.  Manche Gewächse lassen sich nach diesem Befall leider nicht mehr retten und sie gehen ein, doch meistens können Sie mit wenigen Mitteln dafür sorgen, dass sie sich schnell erholen. Aber nicht jede weiße Stelle ist auch gleich ein Schimmelpilz. Doch was, wenn doch?

Wir verraten, wie Sie am besten damit umgehen, wenn Blumenerde im Topf schimmelt - und wie Sie dafür sorgen, dass es gar nicht erst so weit kommt. Dazu haben wir auch Prof. Dr. Dieter Hanelt von der Universität Hamburg befragt.

Unser Experte

Prof. Dr. Dieter Hanelt ist Professor im Fachbereich Biologie der Universität Hamburg mit Spezialisierung auf Aquatische Ökophysiologie und Phykologie.

Woran erkenne ich, ob meine Pflanze schimmelt?

Ein Schreck: Die Erde Ihrer Zimmerpflanzen ziert ein weißer Belag! Auch wenn handeln bei einem Befall wichtig ist, brauchen Sie vielleicht gar nicht direkt ans Umtopfen denken.

Denn, nicht alles, was nach Schimmel aussieht, ist auch tatsächlich welcher: Kalkablagerungen beispielsweise sehen ähnlich aus und sollten nicht damit verwechselt werden. Auch sie sind weißlich und eher unschön, aber nicht schädlich. Anders als Pilzsporen sind sie vergleichsweise trocken und krümelig und riechen auch nicht unangenehm. Schimmel dagegen kann auch grüne oder bräunliche Stellen haben, darüber hinaus wirkt er flaumig und riecht modrig-muffig. Gehen Sie allerdings nicht zu nah an ihn ran, um den Geruch zu überprüfen, weil Sie sonst seine Sporen einatmen könnten.

Diese Ursachen können dahinter stecken

Pilzsporen können überall lauern, auch passiv! Das bedeutet, dass sie warten, bis die Bedingungen genau richtig sind. In der Pflanzenerde fühlen sich Pilzsporen besonders wohl, wenn es warm und feucht ist. Hier sind die Bedingungen nun perfekt und die Sporen werden zu dem lästigen Pilz, der vielen Pflanzenbesitzern ein Dorn im Auge ist. Doch nicht nur hohe Luftfeuchtigkeit und zu viel Wasser, besonders Staunässe, sind Gründe für Schimmel. Steht die Pflanze an einem dunklen Ort, kann das ebenfalls die Entstehung von Schimmelpilz begünstigen.  Auch sollte immer darauf geachtet werde, dass die Luft gut zirkuliert.

Ein weiterer Grund für Schimmel kann die Qualität der Pflanzenerde sein. Hat diese einen hohen Schwarztor- oder Kompostanteil, kann es ebenfalls schneller zu Schimmel kommen. Doch es kann auch an der Pflanze selber liegen, wie Prof. Dr. Hanelt erklärt: "Normalerweise haben Pflanzen, wenn es ihnen gut geht, eine Art Immunsystem, das die Pilze abwehrt, und erst im geschwächten Zustand übernimmt der "Schimmel" die Oberhand."

Warum schimmelt die Blumenerde?

Erfahren Sie hier die Gründe, die zu einem Befall auf der Blumenerde geführt haben können.

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Blumenerde schimmelt
Foto: Olga Brozniakova/iStock

Zu viel Feuchtigkeit in der Erde bietet Schimmelsporen optimalen Nährboden.

Blumenerde schimmelt
Foto: KaterynaRusnak/iStock

Kommt zu der Feuchtigkeit noch eine hohe Temperatur fühlen sich die Sporen noch wohler.

Blumenerde schimmelt
Foto: NebojsaKuzmanovic/iStock

Ist die Luftfeuchtigkeit im Raum zu hoch, regt auch das die Schimmelbildung an.

Blumenerde schimmelt
Foto: Marina Akinina/iStock

Auch die Qualität der Erde kann für Schimmel verantwortlich sein. Zum Beispiel, wenn sie Schwarztor- oder Kompostanteil hat.

Blumenerde schimmelt
Foto: Ivan Sherstiuk/iStock

Manchmal ist aber auch die Pflanzen selbst schuld. Ein schwaches Immunsystem kann nämlich auch die Schimmelbildung ankurbeln.

Ist denn jeder Pilz auch automatisch für die Pflanze bedrohlich? Nein, wie der Experte weiß: "Es gibt auch sehr viele förderliche Pilze. In der Evolution hat sich eine Symbiose zwischen Pilzen und Pflanzen entwickelt, von der beide Partner profitieren. Das ist z.B. die Mykorhiza wobei das Pilzmyzel die Nahrung für die Pflanze aufschliesst und zuführt. Im Gegensatz liefert die Pflanze dann Kohlehydrate an den Pilz und versorgt ihn somit mit Produkten aus der Photosynthese. Der Befall auf den oberirdischen Teilen einer Pflanze ist aber meist Parasitenbefall, zerstört also pflanzlichen Zellen. In einer Lebensgemeinschaft der Flechten ist das Zusammenleben sogar so eng geworden, das mit beiden Partnern ein neuer Organismus entstanden ist, der  auch an extremen Standorten überleben kann."

Was tun bei Schimmel in der Blumenerde?

Als Erstes bringen Sie den Blumenkübel am besten nach draußen, damit sich die Schimmelsporen nicht weiter in Ihrer Wohnung ausbreiten können. Untersuchen Sie außerdem, ob andere Pflanzen im näheren Umfeld auch betroffen sind und entfernen Sie diese ebenso. Vermeiden Sie darüber hinaus den Hautkontakt zum Pilz und gehen Sie auch mit dem Gesicht nicht zu weit heran, um das Einatmen der Sporen zu vermeiden. Arbeiten Sie am besten mit Handschuhen und eventuell sogar einem Mundschutz.

Lesen Sie auch: Wie Sie Schimmel am Fenster richtig entfernen und effektiv vorbeugen

Entfernen Sie dann die befallene Erde, indem Sie sie vollständig von den Wurzelballen des Gewächses lösen und in einen Müllsack schütten. Verpacken Sie ihn gut und entsorgen Sie ihn über den Hausmüll. Säubern Sie anschließend die Wurzeln gründlich unter fließendem Wasser.  Ihr Pflänzchen sollte dann nicht nur mit frischer Erde, sondern sicherheitshalber auch mit  einem neuen Topf versorgt werden. 

Ist ein neuer Topf keine Option, können Sie den alten nach der Entfernung der schimmeligen Blumenerde auch mit heißer Essiglösung reinigen. 

Hausmittel gegen besonders hartnäckigen Befall

Gegen Schimmel im Blumentopf sollte schnellstmöglich gehandelt werden. Verständlich, aber das Hobbygärtner nicht direkt mit Chemikalien an ihren Blumen hantieren möchten.

Leider kann es vorkommen, dass die einmal befallene Blumenerde rückfällig wird und immer wieder schimmelt. Damit Sie nicht jedes Mal eine große Umtopf-Aktion bewältigen müssen, können Sie sich dann auch mit folgenden Hausmitteln behelfen:

  • Teebaumöl als Pilzbekämpfer: Mischen Sie es dem Gießwasser bei oder legen Sie damit getränkte Tücher auf die Blumenerde - so kann der Schimmel in seine Schranken gewiesen werden.

  • Mit Aktivkohle vorgehen: Zerreiben Sie etwas davon und streuen es auf die Erde. Das bekämpft akute Ausbrüche und kann weitere verhindern.

  • Zimt als wirksames Mittel: Ebenso wie Aktivkohle kann auch das Bestreuen der Erde mit Zimt die Sporen abtöten.

  • Lebermoosextrakt als Anti-Pilzmittel: Mischen Sie das Extrakt im Verhältnis eins zu zehn mit Wasser und sprühen Sie es auf die betroffenen Erdebereiche.

Außerdem kann es im Härtefall hilfreich sein, die jeweilige Erde oder das Umfeld der Pflanze genauer unter die Lupe zu nehmen: Gibt es eventuell weitere Schimmelherde in der Nähe? Ist die Gießkanne vielleicht verunreinigt? Oder war die Erde bereits in der Verpackung befallen? All das können Gründe für eine wiederholte Schimmelbildung an Ihrer Pflanze sein.

Lüften Sie außerdem täglich die ganze Wohnung mit offenen Fenstern und Türen und vermeiden Sie Raumtemperaturen unter 18 Grad sowie Luftfeuchtigkeitswerte von über 60 Prozent. Auch allzu große Temperaturschwankungen zwischen einzelnen Räumen sollten Sie im besten Fall vermeiden.

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Tipps zur Vorbeugung

Um künftig zu vermeiden, dass sich Schimmelsporen bilden, sollten Sie folgende Tipps bereits beim Bepflanzen Ihrer Töpfe im Hinterkopf behalten:

  • Fügen Sie der Blumenerde einen so genannten Bodenaktivator bei, der ihr Substrat gesund hält.

  • Alternativ können Sie die Erde mit Kokosfasersubstrat oder Kokoshumus auflockern - es hat eine leicht fungizide, also pilztötende Wirkung.

  • Auch die Beigabe von Vogelsand als oberste Schicht des Nährbodens wirkt wie eine Schimmel-Barriere.

  • Achten Sie generell auf die Qualität Ihrer Erde und investieren Sie in Produkte ohne Torf - diese schimmeln nicht so schnell.

  • Sorgen Sie für eine ausreichende Belüftung in der Wohnung und genug Helligkeit an Ihrem Pflanzenstandort.

  • Anstatt selten und dafür großzügig zu gießen, sollten Sie lieber häufiger in kleinen Mengen wässern.

  • Vermeiden Sie Staunässe und sorgen Sie dafür, dass Gießwasser zum Beispiel über eine Schicht Tonscherben im Topf abfließen kann.

  • Lockern Sie die Erde auf und ermöglichen Sie dadurch eine bessere Belüftung des Substrats.

Er sieht erstmal nicht schön aus, aber ist weißer Schimmel auf Pflanzenerde gefährlich? Lesen Sie hier was es zu beachten gibt

Wie gefährlich ist schimmelnde Blumenerde für die Gesundheit?

Nicht nur für die Zimmerpflanzen, sondern auch für die eigene Gesundheit kann der Kontakt zu Pilzsporen auf Dauer schädlich sein. Kommen Menschen oder Tiere regelmäßig damit in Kontakt, können Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen, Fieber, Atemwegserkrankungen oder Allergien dadurch begünstigt werden. Zwar ist meist mehr nötig, als ein einzelner, befallener Blumentopf, doch die Sporen können sich schnell weiter ausbreiten - außerdem kann es bei Menschen, die an Asthma oder einem schwachen Immunsystem leiden, schneller zu Krankheitssymptomen kommen. Vermeiden Sie deshalb nicht nur zum Wohle Ihrer Pflanzen einen Schimmelausbruch.

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