Blutungen in den Wechseljahren: Wann sollte ich zum Arzt gehen?
Während und nach den Wechseljahren kann es immer wieder zu Blutungen kommen. Wann ein Arztbesuch ratsam ist.
Unregelmäßiger Zyklus in den Wechseljahren
Die Wechseljahre gehen bei den meisten Frauen mit Zyklusstörungen einher. Kommen die Blutungen nur noch sehr unregelmäßig und fallen teilweise besonders stark oder auch schwach aus, deutet das auf die baldige Menopause, die letzte Regelblutung, hin und das Ende der fruchtbaren Lebensphase ist eingeläutet.
Der weibliche Körper bereitet sich darauf vor, dass es künftig keinen Eisprung mehr gibt und die Gebärmutterschleimhaut nicht mehr auf- und abgebaut werden muss. Das äußert sich durch verschieden starke und unterschiedlich lange Blutungen.
Doch welche Blutungen sind eigentlich normal und ab wann sollten Betroffene lieber einen Arzt aufsuchen? Das erfahren Sie im Artikel.
Unsere Expertin
Univ. Prof. Dr. Doris Maria Gruber ist Frauenärztin aus Wien. Sie betreibt Menopausenforschung und bringt langjährige Erfahrung aus Ihrer Arbeit in einer Wechselambulanz mit. Einer Abteilung, die auf Diagnose und Therapie von Beschwerden in den Wechseljahren spezialisiert ist. Außerdem hält sie regelmäßig Vorträge zum Thema und wirkt an internationalen Kongressen mit.
Unsere Expertin klärt außerdem darüber auf, wie Sie den richtigen Umgang mit Blutungen in den Wechseljahren finden,
Welche Blutungen sind in den Wechseljahren normal?
Während der Wechseljahre durchläuft jede Frau vier Phasen:
Prämenopause: Diese Phase beginnt bei den meisten Frauen mit etwa Mitte 40. Hier kann es zu stärkeren und schwächeren Blutungen kommen
Perimenopause: Die Abstände zwischen den Zyklen vergrößern sich deutlich
Menopause: Der Höhepunkt der Menopause ist mit circa 52 Jahren erreicht
Postmenopause: Die meisten Frauen erreichen diese Phase im Alter zwischen 60 und 65 Jahren. Hier sind Blutungen untypisch und sollten immer ärztlich abgeklärt werden
Während der Wechseljahre verändert sich die Konzentration der Hormone im Körper stark. Das hat zur Folge, dass auch die Periode sich verändert.
Auch wenn die Stärke der Blutung von Frau zu Frau variieren kann, gibt es bestimmte Blutungen, die für die Wechseljahre ganz typisch sind. Diese haben wir in unserer Grafik einmal zusammengefasst.
Hinweis: Die Auswirkungen können sich von Frau zu Frau unterscheiden und leicht abweichen. Einige Frauen haben stärkere Wechseljahresbeschwerden als andere.
Während der Wechseljahre kommt es dazu, dass weniger Progesteron produziert wird. Kurz vor der letzten Regelblutung sinkt dann auch noch der Östrogenspiegel stark ab. Die Menopause ist abgeschlossen, wenn mindestens 12 Monate ohne eine weitere Blutung vergangen sind.
Gut zu wissen:
Eine normale Blutung dauert zwischen drei und fünf Tage. In den Wechseljahren kann eine Periode auch einmal zwischen zehn bis vierzehn Tage dauern. Das kann von Frau zu Frau unterschiedlich sein. Von einer Dauerblutung sprechen Ärzte ab 14 Tagen. Diese sollte ärztlich abgeklärt werden.
Danach folgt die Postmenopause, in der sich der Hormonhaushalt wieder einpendelt. Tritt die Blutung länger als zwei Wochen auf, spricht man von einer Dauerblutung und das Einholen eines ärztlichen Rates wird empfohlen.
Lesen Sie hier mehr zu: Was ist die Ursache für eine Dauerblutung?
Periode hört nicht auf
Wann die letzte Blutung und damit die Menopause geschafft ist, lässt sich nicht vorhersagen. Die hormonelle Umstellung kann zu monatelangen Pausen zwischen den Blutungen führen.
Wichtig zu wissen ist jedoch, dass die Menopause erst als abgeschlossen gilt, wenn ein Jahr lang keine Periode aufgetreten ist. Mit jeder erneuten Blutung startet die Zeitrechnung ansonsten von vorne.
Das rät die Frauenärztin
Viele Frauen sind unsicher, ob ihre Blutung noch normal ist, oder ob ein Arzt zurate gezogen werden sollte. Dr. Gruber rät folgendes Vorgehen: „Orientieren Sie sich an Ihrem bisherigen Zyklus. War er grundsätzlich eher lang oder kurz?“
In monatlichen Abständen sollten Zyklusverschiebungen, Verkürzungen oder Verlängerungen im Blick behalten werden. „Es kommt auf die Qualität (leichte oder starke Blutung) sowie die Häufigkeit an“, so Dr. Gruber. Diese könne Aufschluss über mögliche Veränderungen geben.
Wer diese feststellt, sollte seinen Frauenarzt aufsuchen. „Der Hormon- sowie der Eisenstatus geben dann Aufschluss darüber, wieso sich die Blutung verändert hat.“
Kann ich in den Wechseljahren noch schwanger werden?
Dr. Gruber erklärt: „Es gibt einen Graubereich, etwa um das 40. Lebensjahr, in dem wir die Fertilität (Fruchtbarkeit) genau beobachten müssen.“
Denn manchmal wird noch ein Kinderwunsch verspürt und da ist es wichtig über die Hormone genau Bescheid zu wissen.
Aufschluss darüber, ob man noch schwanger werden kann oder nicht, geben die Hormonwerte im Blut (Hormonstatus). Eine Hormonuntersuchung gibt also klare Gewissheit. Sie lässt sich bei jedem Frauenarzt durchführen. Fragen Sie einfach nach.
Plötzliche Blutungen nach einem Jahr
Treten auch nach einem Jahr immer noch Blutungen auf, könnte es darauf hindeuten, dass die Menopause noch nicht abgeschlossen ist. Schwankungen des Östrogenspiegels können in dieser Zeit eine erneute Blutung auslösen, die aber in der Regel völlig harmlos ist.
Plötzliche Blutungen nach drei Jahren
Kommt es auch noch zwei oder drei Jahre nach der Menopause zu Blutungen, sollten Sie auf jeden Fall einen ärztlichen Rat einholen. Der Gynäkologe kann dann feststellen, ob es sich zum Beispiel um gutartige Wucherungen, sogenannten Myome in der Gebärmutter handelt oder Polypen der harmlose Auslöser dafür sind. Außerdem ist es wichtig auszuschließen, ob eventuell ein frühzeitiger Hinweis auf Gebärmutterkrebs vorliegt.
Lesen Sie auch: Polypen in der Gebärmutter: Wann sind sie gefährlich?
Zwischenblutungen in den Wechseljahren: Das sind die möglichen Ursachen
Die Ursachen für Blutungen in den Wechseljahren und auch nach der Menopause sind vielfältig und in den meisten Fällen harmloser Natur. Dennoch schadet es grundsätzlich nie, der Ursache auf den Grund zu gehen und einen Arzt zu konsultieren. Folgende Ursachen beeinflussen den Zyklus und können für außerplanmäßige Blutungen sorgen:
Allgemeine hormonelle Disbalance
Gutartige Wucherungen in der Gebärmutter (Myome)
Zervixpolypen (Gewebewucherungen am Gebärmutterhals)
Zysten
Stress
Ernährungsumstellung
Gewichtsverlust
Bösartige Tumore
Gebärmutterhalskrebs
Eierstockkrebs
Starke und lange Blutungen
Bei einigen Frauen kommt es während der Wechseljahre auch zu sehr starken oder langanhaltenden Blutungen. Bei Regelblutungen, die über zwei Wochen hinausgehen, spricht man von einer Dauerblutung.
Hierfür kann das Zusammenspiel der Hormone eine harmlose Ursache sein. Ein Mangel an Progesteron kann dafür sorgen, dass die Gebärmutterschleimhaut dicker wird, sodass der Körper länger braucht, um die Schleimhaut abzustoßen. Starke oder lange Blutungen, teilweise mit der Ausscheidung von Klumpen, können die Folge sein.
Da insbesondere starke oder lange Blutungen eine erhebliche Belastung für den Körper darstellen, gehen sie nicht selten mit Symptomen wie allgemeiner Erschöpfung, Müdigkeit oder Schwindel einher. Außerdem kann es zu Blutarmut (Anämie) oder Eisenmangel kommen. Die Ursache sollte also in jedem Fall medizinisch näher untersucht werden, auch wenn keine der oben genannten Symptome auftreten. Denn stärkere und längere Blutungen können auch durch Zysten oder bösartige Tumore verursacht werden.
Schauen Sie im Video, was Sie in den Wechseljahren unbedingt vermeiden sollten: (Der Artikel geht unter dem Video weiter)
Zwischen- und Schmierblutungen
Die Zyklusschwankungen in der Phase der hormonellen Umstellung gehen sehr häufig mit Zwischenblutungen einher. Hierbei treten Blutungen neben dem geregelten Zyklus immer mal wieder für bis zu drei Tage auf. In der Perimenopause, der Zeit vor und nach der Menopause, kommt es bei vielen Frauen auch zu Schmierblutungen. Zu erkennen sind diese an ihrer bräunlichen Farbe, da das Blut hier häufig mit Schleim gemischt ist. Auch für diese Blutungen, die meist außer der Reihe auftreten, gibt es in der Regel harmlose Ursachen, wie Myome oder Polypen. Sind sie jedoch mit Schmerzen oder allgemeinem Unwohlsein verbunden, wird der Gang zum Gynäkologen empfohlen.
Farbe des Blutes
Nicht erschrecken sollten sich Frauen, die in den Wechseljahren Blutungen mit deutlich hellerem Blut haben. Die helle Farbe des Blutes ist auf einen niedrigen Östrogenspiegel zurückzuführen und tritt während des Klimakteriums sehr häufig auf.
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Bei welchen Blutungen sollte ich einen Arzt aufsuchen?
Dass es in den Wechseljahren zu Zyklusstörungen kommt, ist grundsätzlich normal. Diese äußern sich bei jeder Frau anders und so kann es in der Perimenopause auch immer wieder zu plötzlich auftretenden längeren, kürzeren oder auch stärkeren Blutungen kommen, die häufig harmlose Ursachen haben. Sollten die Blutungen jedoch besonders stark oder über einen längeren Zeitraum auftreten und/ oder mit Schmerzen verbunden sein, ist der Besuch eines Arztes sinnvoll.
Ist die Ursache hinreichend geklärt, kann eventuell eine Behandlung notwendig werden. Das weitere Vorgehen und auch die Einnahme von frei verkäuflichen, zum Beispiel pflanzlichen Präparaten, sollte nur mit Absprache eines Arztes stattfinden. Treten Blutungen vermehrt nach der Menopause, in der Postmenopause auf, können ernsthafte Erkrankungen dahinterstecken, die unbedingt medizinisch abgeklärt und gegebenenfalls behandelt werden sollten. Da in dieser Phase der Wechseljahre die Hormonumstellung weitestgehend abgeschlossen ist, treten hier normalerweise keine Blutungen mehr auf.
Das hilft bei starken Blutungen
Achten Sie auf Ihren Eisenhaushalt: Insbesondere bei starken Blutungen sollten Sie auf Ihren Eisenhaushalt achten. Besonders viel Eisen steckt in Fleisch, Hülsenfrüchten, Haferflocken und Sesam. Damit der Körper das Eisen gut aufnehmen kann, ist Vitamin C unverzichtbar. Dieses steckt z.B. In Kiwis, Paprika, Brokkoli und Zitrusfrüchten.
Ob eine Hormonersatztherapie (HRT) für Sie infrage kommt, sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen.