Haarausfall in den Wechseljahren: Ursachen und Tipps
Fast jede zweite Frau leidet unter Haarausfall in den Wechseljahren. Was sind die Ursachen und was hilft wirklich gegen den Haarverlust?
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In den Wechseljahren macht der Körper einer Frau viele Veränderungen mit. Hitzewallungen, Schlafstörungen und Depressionen sind nur ein paar der häufigsten Wechseljahrbeschwerden, die Frauen in den Jahren rund um die Menopause zu schaffen machen.
Auch Haarausfall gehört zu den häufigsten Beschwerden – eine Studie der Chulalongkorn University in Thailand fand heraus, dass jede zweite Frau davon betroffen ist.
Der Verlust einer einst vollen Haarpracht kann für viele Frauen sehr belastend sein. Im Artikel erklärt ein Experte, wie es zum Haarausfall in der Menopause kommt und was dagegen hilft. Außerdem verraten wir, wie Sie auch dünneres Haar schön stylen können.
Dr. med. Christian Merkel ist als Dermatologe, Allergologe und Ernährungsmediziner im Münchner Haut- und Laserzentrum an der Oper tätig. Seit 2018 ist er dort auch Mitinhaber.
Zudem ist er Experte im Bereich Haarausfall und spezialisiert auf Mesotherapie, Platelet Rich Plasma (PRP) sowie seit 2015 zertifiziert für DHI-Haartransplantationen. Gemeinsam mit zwei Kollegen gründete er 2018 das Haarzentrum an der Oper in München, das sich neben Haarausfall unter anderem auch auf Haartransplantation, -verdichtung sowie dauerhafte Haarentfernung spezialisiert hat.
Mehr zum Experten und den Leistungen erfahren Sie auf der Website des Haarzentrums.
So kann sich das Haar verändern
Der sich stark veränderte und verrücktspielende Hormonhaushalt beeinflusst in den Wechseljahren nicht nur das Gewicht und kann Kreislaufprobleme begünstigen.
Dr. med Angela Krogmann erläutert in ihrem Buch "Wechseljahre – ja natürlich!", erschienen beim Mankau-Verlag, inwieweit sich die Menopause auf die Körperbehaarung auswirken kann:
Die Kopfhaare können dünner und spröder werden.
Bei manchen Frauen fallen sie vermehrt aus.
Das kann ebenfalls die Schambehaarung betreffen – auch in diesen Bereichen wird das Haar lichter.
Es kommt zu einer Vermännlichung des Haarwuchses. Das bedeutet, dass die Haare verstärkt dort wachsen, wo sie vor allem bei Männern sprießen: am Kinn, über und neben den Lippen, an den Beinen und an der Brust.
Eine Glatze haben Frauen in der Regel nicht zu befürchten, die Haare an Stirn und Seiten bleiben voller.
Wussten Sie, dass Ihre Haare Ihnen außerdem einiges über Ihre Gesundheit verraten können? Erfahren Sie im Video, was Sie von Ihren Haaren lernen können (der Artikel geht unter dem Video weiter):
Ursachen für Haarausfall in den Wechseljahren
Bis zu 100 Haare pro Tag verliert jeder Mensch, das ist vollkommen normal. In der Menopause können das auch mehr werden.
Der Dermatologe und Haarexperte Dr. med. Christian Merkel erklärt im Interview mit Liebenswert, was die Ursache für den Haarausfall ist: "Das ist genetisch festgelegt."
Manche Menschen, sowohl Männer als auch Frauen, besitzen laut dem Experten Hormonrezeptoren an den Haarwurzeln. Diese reagieren empfindlich auf einen bestimmten Stoff, den sogenannten Testosteron-Metabolit, der ein männliches Hormon beinhaltet.
"Wenn man diese Sensitivität an den Haarwurzeln hat, dann dockt dieser Metabolit dort an und führt zu einem einer Verkümmerung der Haarwurzel", so der Haarexperte.
"Häufig beobachtet man, dass die Haare nicht einfach ausfallen und nicht mehr weiterwachsen, sondern dass die Haare von ihrer Struktur zunächst erstmal immer feiner und dünner werden und dann auch nicht mehr die Fähigkeit haben so lange zu wachsen, da der Wachstumszyklus verkürzt ist und dadurch das Haar dann immer weiter verkümmert, bis irgendwann diese Haarwurzel kein Haar mehr bildet."
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Warum sind nicht alle Frauen betroffen?
Da die Beschaffenheit der Haarwurzeln und ihre Reaktion auf männliche Hormone in den Wechseljahren – vor allem das Dihydrotestosteron – genetisch bedingt ist, reagiert nicht jede Frau mit Haarausfall.
Doch laut dem Experten kann das prinzipiell jede Frau in der Menopause treffen. "Es gibt vorher keinen Anhalt, an dem man festhalten kann, ob eine Person darunter leidet oder nicht, aber man kann Vermutung aufstellen", so Dr. Merkel.
"Wenn Frauen in hormonellen Phasen ihres Lebens – in der Pubertät, beim Absetzen der Pille, bei Schwangerschaften und in den Stillzeiten – einen vermehrten Haarausfall hatten, dann zeigt sich, dass diese Patienten häufig die Veranlagung haben, unter diesem Haarverlust zu leiden."
Diese Patientinnen seien entsprechend dann auch häufiger in den Wechseljahren davon betroffen, unter Haarausfall und -verlust zu leiden.
Aber zum Glück gibt effektive Lösungen! Welche das sind, stellen wir Ihnen in den folgenden Abschnitten vor.
Wie Sie Haarausfall vorbeugen: Gesundes Haar & mehr Volumen
Mittel gegen Haarausfall: Was hilft, was hilft nicht?
Für wirkungslos hält Dermatologe Professor Hans Wolff von der Ludwig-Maximilians-Universität München – wie er gegenüber der Ärztezeitung betont – nichtmedikamentöse Produkte und Nahrungsergänzungsmittel, die zum Beispiel Koffein, Vitamin H, Hirseextrakte oder Taurin enthalten.
Einfach schnell ein frei verkäufliches Shampoo in der Drogerie kaufen, wird also bei akutem Haarausfall in den Wechseljahren leider nicht zwingend helfen.
Dr. Merkel erklärt: Das hilft wirklich gegen Haarausfall
Nachdem zunächst zuvor eine Blutuntersuchung und Haarwurzelanalyse durchgeführt wurde, hat sich laut dem Facharzt die sogenannte Platelet Rich Plasma (PRP) als sehr bewährte Therapie herausgestellt.
Dabei wird der Patientin bei jeder Sitzung frisch Blut abgenommen. "Das Blut wird zentrifugiert und aktiviert und dann injiziert man das eigene Blutplasma", erklärt Dr. Merkel. "Das dauert einige Minuten und enthält die eigenen Stammzellen und Wachstumsfaktoren."
Eine zweite Möglichkeit sei laut dem Dermatologen die sogenannte Mesotherapie, bei der Vitamine und Proteine in die Kopfhaut injiziert werden. Durch diese Mikroinjektion werden die Haarwurzeln an Ort und Stelle optimal ernährt.
Betroffene können laut dem Arzt auch Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen – hierzu gehören Biotin und Zink, weil beides die Haare stärken kann.
Empfehlung des Ernährungsmediziners: "Man sollte nicht über fünf, sechs Jahre Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen, weil das meistens in unseren Breitengraden und bei unserer breit gefächerten Ernährung nicht notwendig ist. Aber wenn man mal in so eine Phase kommt, wo die Haare vermehrt ausfallen, kann man das gerne mal für drei bis sechs Monate machen."
Eine ärztliche Beratung ist bei allen Therapien empfehlenswert. Vereinbaren Sie am besten einen Termin bei einem Hautarzt. Spezialisten bieten oft sogar Haarsprechstunden an.
Geheimtipp des Mediziners: Tun Sie Ihrer Kopfhaut was Gutes!
"Die Kopfhaut ist immer der Nährboden für die Haare", so Dr. Merkel. "Das bedeutet, dass man die Kopfhaut genauso gut pflegt, auch im Rahmen der Menopause, wie die Gesichtshaut.
Demnach sei es laut dem Experten nicht damit getan, ein bis dreimal in der Woche die Haare zu waschen. Tun Sie Ihrer Kopfhaut auch mal etwas Gutes.
Der Facharzt empfiehlt hier Kopfhautpeelings oder auch einmal pro Woche eine Kopfhautmaske, um die Kopfhaut optimal zu ernähren. "Es haben sich die gleichen Wirkstoffe bewährt, wie auch bei der Gesichtspflege", so der Experte. "Wirkstoffe wie Hyaluronsäure zur Befeuchtung oder auch Antioxidantien, wie Vitamin C, können hier angewendet werden."
Ein weiterer Tipp des Facharztes: Regen Sie mit Kopfhautmassagen die Durchblutung an.
"Wenn man sich angewöhnt, jeden Tag für ein bis zwei Minuten die Kopfhaut zu massieren, dann führt das dazu, dass die kleinen Kapillaren [ganz kleine Blutgefäße, die die Haare versorgen] optimal durchblutet werden. Dann kommen die Nährstoffe vom Blut perfekt in der Kopfhaut an."
Davon rät der Facharzt ab
Aus der Praxis kennt der Facharzt einen Fehler, den viele Betroffene machen, zur Genüge: Extensions. "Viele lassen sich vom Friseur aufgrund von dünner werdendem Haar Extensions setzen", so Dr. Merkel. Und das, bevor sie überhaupt einmalig in die Haarsprechstunde kommen seien.
Das macht zunächst und vorübergehend zwar einen dichteren Eindruck. "Allerdings schädigt das aber im Nachhinein noch zusätzlich die Haarwurzeln, weil auf der einzelnen Haarwurzel so noch viel mehr Zug vorhanden ist", erklärt Dr. Merkel. "Durch diesen Zug können die Haare und Haarwurzeln noch mehr geschwächt werden."
Hinzu komme laut dem Experten der psychische Aspekt von Extensions. "Patientinnen gewöhnen sich sehr schnell an diesen falschen, dichten Zustand", so der Dermatologe. "Wenn die Extensions dann herausgenommen werden, ist das häufig ein Schock für die Patientinnen."
Was hilft bei dünnen Haaren?
In der folgenden Tabelle haben wir für Sie zusammengestellt, was bei dünnen Haaren hilft und worauf Sie lieber verzichten sollten:
Das sollten Sie lieber vermeiden: | Das können Sie stattdessen tun: | ||
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Häufiges Glätten und Föhnen | Die Haare an der Luft trocknen lassen oder die geringste Föhnstufe einstellen. | ||
Haare färben und tönen | Sie dürfen zu Ihrer Naturfarbe stehen! | ||
Beim Haarewaschen: Kalkiges Leitungswasser legt sich wie ein schwerer Schleier über die Haare. | Waschen Sie Ihre Haare mit kalziumarmem Mineralwasser. | ||
Produkte, die Alkohol und Silikon enthalten, denn: Alkohol kann die Haare austrocknen. Silikone bilden einen Film und verhindern, dass Pflegestoffe in die Haare gelangen. | Sprays und Shampoos ohne Alkohol und Silikone verwenden. |
Frisuren-Tipps für dünne Haare
Die gute Nachricht: Auch bei feinen Haaren lässt sich schummeln!
So funktioniert's:
Trockenshampoo oder Stylingpuder zaubern in Sekunden mehr Volumen. Die Produkte sollten einfach kurz einmassiert werden und schon erscheinen die Haare wesentlich fluffiger.
Ein Bob-Schnitt ist die perfekte Frisur für dünner werdendes Haar, vor allem wenn er leicht durchgestuft ist. Dann kann der Schnitt mithilfe von Volumenschaum und einer Rundbürste geföhnt und gestylt werden. Der Volumenschaum wird einfach in die noch feuchten Haare geknetet.
Vorsicht bei Langhaarfrisuren und zu großen Stufen, die können die Haare schnell platt erscheinen lassen. Lassen Sie sich am besten beim Friseur des Vertrauens beraten.
Bei der Pflege auf leichte Produkte setzen. Setzen Sie möglichst keine Intensivkuren, Öle oder reichhaltige Texturen ein. Diese beschweren die Struktur nur unnötig.
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Quellen
Dr. med. Christian Merkel, Facharzt für Dermatologie und Allergologie
"Wechseljahre – ja natürlich!", Dr. med. Angela Krogmann, Mankau-Verlag
Ärztezeitung