Pflege von Angehörigen: Darum pflege ich Mama nicht selbst
Die Pflege der Angehörigen kann zu Belastungsprobe werden. Ob die Kinder selbst ihre Eltern versorgen oder nicht, sollte frühzeitig besprochen werden.
Unterstützung ja, Pflege nein
Wenn die Eltern alt werden, verschiebt sich die Situation zwischen Kindern und Eltern. Als ich Mama einst zu ihrem Hausarzt begleitete, fragte der Doktor, ob ich Kinder habe. Als ich verneinte, sagte er: "Dafür haben Sie ja Ihre Mutter."
Es stimmt, meine Mutter benimmt sich oft wie ein kleines bockiges Kind. Trotzdem ist sie eine mündige, erwachsene Person. Vielleicht braucht Mama immer häufiger Unterstützung, Erziehungsmaßnahmen braucht sie ganz sicher nicht. Bei meiner Mutter wurde eine beginnende Demenz diagnostiziert. Fest steht also, dass sich ihr Zustand in Zukunft immer weiter verschlechtern wird, dass sie pflegebedürftig wird. Natürlich werde ich mich immer mehr um sie kümmern, nur pflegen werde ich sie nicht selbst. Oft wird die Pflege von Angehörigen übernommen. Für Mama und mich kam diese Option nie infrage.
Bei PraxisVita erfahren Sie, in welchen vier Phasen eine Demenzerkrankung verlaufen kann.
Darum werde ich Mama nicht selbst pflegen
Ganz einfach ist es nicht, diesen Standpunkt zu behaupten Oft bekomme ich zu hören, ich sei egoistisch, undankbar. Meine Mutter hätte mich doch großgezogen, wie jede Mutter auf vieles für mich verzichtet. Und nun lasse ich sie im Alter im Stich.
Tipps für pflegende Angehörige: Körperpflege von Pflegebedürftigen: So ist es für Sie leichter
Das stimmt so nicht. Warum ich meine Mutter nicht selbst pflegen möchte, hat verschiedene Gründe. Sicher ist auch etwas Egoismus dabei, aber ich denke, dies ist zu verzeihen. Insgesamt kümmere ich mich gut um Mama, ich organisiere ihre Termine, unternehme etwas mit ihr, schaue nach ihr, telefoniere täglich mit ihr und koche für sie mit. Nötig ist das alles noch nicht, aber ich weiß, dass es ihr hilft.
Unter dem Video geht der Artikel weiter.
Die volle Pflege für Mama möchte ich nicht übernehmen, weil ich es mir selbst nicht zutraue. Mein Vater ist bereits ein Pflegefall und ich habe gemerkt, dass ich physisch und psychisch an Grenzen stoße, Berührungsängste habe. Einen Menschen zu heben ist nicht einfach, wenn man es nie gelernt hat. Ich habe Angst, meinen Eltern versehentlich weh zu tun, etwas falsch zu machen. Zudem ist die Vorstellung meine Eltern zu waschen für alle Beteiligten nicht schön.
Meine Eltern haben auch im Alter ihr volles Recht auf Würde
Papa lässt sich von seinen Pflegern wickeln, waschen und füttern, es macht ihm nicht viel aus. Doch als die Familie über Weihnachten einspringen musste, hat mein Vater sich sehr unwohl gefühlt, er fühlte sich seiner Würde beraubt. Meine Mutter denkt ebenso. Sie möchte nicht, dass ich mich um ihre Intimwäsche kümmere, dafür ist sie zu stolz. Momentan ist Mama geistig noch voll da und wir konnten in Ruhe besprechen, wie ihre Versorgung aussehen soll. Auch für sie ist die eigene Würde wichtig, diese fürchtet sie zu verlieren, wenn das Kind plötzlich die Windeln wechselt.
Sie möchte so lange wie möglich zu Hause versorgt werden, diesen Wunsch versuche ich ihr zu erfüllen. Und natürlich stehe ich als ihre Tochter an ihrer Seite.
Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:
Wann habe ich Anspruch auf eine Haushaltshilfe?
Pflegebeiträge steigen 2019 um 0,5 Prozentpunkte