Semino Rossi: So haben ihn die Tiefen seines Lebens geprägt
Im Interview spricht Sänger Semino Rossi (57) über seine schwierige Vergangenheit, einen für ihn besonders tragischen Verlust und darüber, was ihn heute so glücklich macht.
Der als Omar Ernesto Semino im argentinischen Rosario geborene Wahl-Österreicher zeigt sich auf seinem neuen Album 'So ist das Leben' gewohnt romantisch, aber auch ganz persönlich - und zu einigen sehr modernen Songs lässt sich auch das Tanzbein schwingen. Semino Rossi, der seit 15 Jahren nicht aus der Welt des Schlagers wegzudenken ist, beweist: Zu Recht spielt er noch immer ganz oben mit!
Im Interview verriet uns der Schmusesänger mit Samtstimme nicht nur, wie ihn die schwierige Zeit vor seinem großen Erfolg bis heute geprägt hat, sondern der zweifache Familienvater und Großvater des kleinen Leonhard erzählte uns auch ausgiebig von seinem privaten Glück.
Liebenswert: Semino, ein Song deines letzten Albums heißt ja 'Wir sind im Herzen jung' - wie schaffst du es, so entspannt mit dem Älterwerden umzugehen?
Semino Rossi: Ich glaube, wenn du bisher ein schönes Leben hattest, dann wird es dir auch im Alter gut gehen. Da ist nichts, was ich gern gewollt hätte, aber dann nicht getan habe und ich bereue nicht das Geringste. Es gab, wie bei jedem von uns, Höhen und Tiefen in meinem Leben, aber jedes Tief ist auch eine Lernphase und zeigt dir, was du in Zukunft besser machen solltest. Du darfst nicht zweimal den gleichen Fehler machen. Tiefs bringen uns auch dazu, Dinge mehr zu schätzen. Ich musste in meiner Vergangenheit zum Beispiel schon im Auto schlafen, hatte wenig zu essen - wenn ich heute in einem wunderschönen Hotel übernachten kann, weiß ich das also zu würdigen. Wenn ich für Tausende von Menschen singen darf, kommen sofort meine Erinnerungen an früher hoch, als ich noch auf der Straße auftrat. Diese Tiefen meines Lebens machen mir bewusst, wie gut ich es jetzt habe.
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Was ist es, das dich im Herzen jung und in Schwung hält?
Die jungen Leute, weil sie neue Ideen haben und mutig sind. Sie haben eine Kraft, die jeder ältere Mensch braucht. Was die Schlagerfamilie angeht, muss ich mich bei Künstlern wie Helene Fischer, Vanessa Mai, Beatrice Egli, Maite Kelly oder Andreas Gabalier bedanken - durch ihre Power hat sich der Schlager verändert und ist total modern geworden. Ich liebe es, mit jungen Leuten zusammen zu sein. Sie leben, haben Träume. Wir älteren denken manchmal zu viel nach, während die Jungen einfach loslegen und ins kalte Wasser springen.
Du hast dein Aussehen ja ein wenig verändert, trägst jetzt Bart und Ohrstecker. Möchtest du dadurch auch optisch jung bleiben?
Nein, ich bin 57 und daran kann und will ich auch gar nichts ändern. Ich fühle mich wohl mit meinem Alter und würde nicht noch einmal 20 oder 30 sein wollen. Durch mein Aussehen versuche ich aber, mich an die heutige Zeit anzupassen. Viele Männer tragen heute wieder Bart und ich dachte mir: Warum nicht! Wenn er mir nicht mehr gefällt, rasiere ich ihn eben wieder ab (lacht). Ich umgebe mich gern mit jungen Leuten, aber man sollte nicht mit ihnen konkurrieren oder versuchen, ihnen irgendetwas zu beweisen. Deswegen habe ich auch die Teilnahme an einer TV-Tanzshow abgelehnt, weil ich finde: Das ist nichts für mich. Lasst lieber die jungen Leute ran, ich möchte mich nicht zum Clown machen. Ich kann nicht gut tanzen und meine Figur ist auch nicht die beste (lacht).
Sehen Sie hier, welch ganz besondere Botschaft Semino Rossi Ihnen sendet (Artikel geht unten weiter):
Deine Ohrringe sollen etwas mit einem ganz besonders jungen Menschen zu tun haben, der vor Kurzem in dein Leben getreten ist - deinem Enkelsohn! Was hat es damit auf sich?
Als ich erfuhr, dass ich Großvater werde, war ich gerade in Argentinien zu Besuch, wo ich vor einigen Jahren den Bau einer Schule für indianische Kinder finanziert habe. Meine Tochter Laura rief mich an und sagte: 'Papi, ich habe gute Nachrichten - du wirst Opa!' Voller Freude musste ich dann einfach irgendetwas tun und habe mir Ohrlöcher stechen lassen. Der eine Ohrring ist ein Geschenk der Indianer und enthält einen heiligen Stein, den ich jetzt immer bei mir trage.
Was hat sich für dich verändert, seit du Opa geworden bist?
Mein Leben hat sich zum ersten Mal ganz abrupt verändert, als meine Kinder zur Welt gekommen sind. Danach habe ich mit 47 Jahren meinen besten Freund Nika verloren, der an Krebs gestorben ist. Diese Ereignisse hatten einen großen Einfluss auf mich. Besonders der Tod meines Freundes hat mich geprägt. Er war jung, hübsch, gesund - hat nicht geraucht, nicht getrunken. Dann war er von heute auf morgen zur Hälfte gelähmt und kam mit einem Tumor ins Krankenhaus. Seit seinem Tod sehe ich das Leben total anders. Wenn dann plötzlich das Kind deines Kindes zur Welt kommt, ist das ein emotionaler Moment, wie du ihn vorher noch nie erlebt hast. Wir bekommen ein neues Leben geschenkt! Meine Frau hatte ja als Hebamme bei der Geburt geholfen und als wir hinterher meine Tochter in ihrem Zimmer besuchten, habe ich neben ihr ihren kleinen Sohn liegen sehen. Das fühlte sich an wie ein Geschmack, den du vorher noch nie probiert hast. Erst jetzt kann ich wirklich verstehen, warum Großeltern ihre Enkelkinder so auf Händen tragen - mein Enkel wird von mir auch alles bekommen, was er will. Erziehen können ihn Mama und Papa, aber von Opa wird er so richtig verwöhnt (lacht).
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Auf welche Dinge, die du mal gemeinsam mit deinem Enkel machen wirst, freust du dich jetzt schon besonders?
Ich werde mit ihm singen und hoffe, ich kann ihm dabei helfen, ein Instrument spielen zu lernen und ich werde ihm das Schwimmen beibringen - immerhin bin ich ja gelernter Rettungsschwimmer. Ich möchte auch unbedingt, dass er meine Heimat Argentinien kennenlernt. Am allerwichtigsten ist mir aber, dass er ein glücklicher Mensch sein wird. Gesund ist er Gott sei Dank, das ist ja auch nicht selbstverständlich. Das war mein größter Wunsch. Ich hätte auch genauso gern ein Mädchen gehabt, aber ich habe ja schon zwei Töchter. Einen neuen Mann in der Familie zu haben ist deshalb nicht schlecht - der kann dann auch mit mir Fußball schauen (lacht).
Was möchtest du ihm unbedingt mit auf den Weg geben?
Dass die Liebe das Allerwichtigste ist! Von meinen Eltern [Anmerkung der Redaktion: sein Vater starb mit 71 Jahren an Krebs] habe ich damals nicht viele materielle Dinge bekommen, weil wir nur wenig Geld hatten, aber die Basis meines Lebens war immer die Liebe. Sie zeigten mir: Wenn du etwas mit Liebe tust, ist es immer das Richtige. Glück hängt nicht von Reichtum ab. Ich kenne beide Seiten des Lebens, die Armut genauso wie den Luxus, zum Beispiel in tollen Hotels zu übernachten und auch mal mit einem Privatjet fliegen zu können, wenn man nur so bei zwei Veranstaltungen an einem Tag singen kann - doch wichtig ist, dass du auch ohne das alles glücklich mit dir selbst bist und ich bin wirklich sehr glücklich. Ich wusste immer schon, dass ich Sänger werden wollte und das habe ich geschafft. Das war viel Arbeit und ich musste auf dem Weg dorthin auch viele Enttäuschungen miterleben, aber man wächst an seinen Tiefschlägen.
Noch mehr verriet uns Semino Rossi übrigens im zweiten Teil unseres Interviews, in dem der Musiker unter anderem über seine Bewunderung für Mutter Esther spricht.
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