Aleppo-Krieg: Wo ist Bana?
Täglich sendete die siebenjährige Bana al-Abed gemeinsam mit ihrer Mutter kurze Nachrichten aus dem Aleppo-Krieg in die ganze Welt. Doch nach dem 5. Dezember 2016 wurde es plötzlich still.
"Unter Beschuss. Wir können nirgendwo hin, wir spüren den Tod jede Minute. Betet für uns. Auf Wiedersehen - Fatemah" - das waren die letzten Worte, die Banas Mutter Fatemah am 5. Dezember schrieb - und damit die ganze Welt in große Sorge versetzte. Bereits am Tag zuvor berichtete sie über den Online-Nachrichtendienst Twitter, dass ihre Familie gefangen genommen worden sei und verabschiedete sich von ihren Lesern. Daraufhin war ihr Twitter-Profil für einige Stunden deaktiviert.
Das Leben im Aleppo-Krieg
Bana schreibt: "Seit heute Nacht sind wir obdachlos, unser Haus wurde zerbombt und ich bin in das Geröll geraten. Ich habe Tote gesehen und wäre selber fast umgekommen."
Wie in einem Tagebuch beschrieb Bana ihr Leben im vom Krieg zerrütteten Ost-Aleppo - und gewährte damit Einblicke in ihre Welt. Ungeschönt, denn dort gibt es nichts zu beschönigen. Am 27. November wurde Banas Haus bombardiert, drei Tage zuvor ist ihre Freundin bei einem Anschlag ums Leben gekommen. Bana und ihre Mutter zeigten ihre Trauer, Angst und Wut offen - aber auch ihre Hoffnung auf Hilfe. Denn diese Hoffnung war alles, was sie hatten.
Unterstützung aus aller Welt
Die Geschichten von Banas Familie gehen um die Welt - und in die Herzen der Leser. Um ihren Beistand zu bekunden, schicken sie Fotos und liebevolle Worte. Sogar Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling nahm Kontakt auf und schickte ihrem Fan digitale Ausgaben der Harry-Potter-Bücher. Bana bedankte sich bei der Autorin in einem Video, in dem sie sagt: "Ich habe angefangen, Deine Bücher zu lesen. Ich danke Dir sehr! Ich liebe Dich."
Wo ist Bana jetzt?
Wie Banas Situation aktuell aussieht, ist derzeit ungeklärt: Nach einigen Tagen Stille erschien am 6. Dezember plötzlich ein neuer Tweet. Allerdings: Bereits mehrfach schrieben die Siebenjährige und ihre Mutter, dass die Syrische Armee erheblichen Druck auf die Familie ausübe, den Twitter-Account zu löschen. Nachdem Fatemah am 4. Dezember von einer drohenden Festnahme berichtete, ist fragwürdig, ob die aktuell letzte Nachricht ein hoffnungsgebendes Lebenszeichen der Familie oder eine getürkte Nachricht des Regimes ist.
"Hallo meine Freunde, wie geht es euch? Mir geht es gut. Ich werde auch ohne Medizin gesund, trotz der Bombenanschläge. Ich vermisse euch - Bana"
Unter dem Suchbegriff #whereisbana? (zu deutsch: Wo ist Bana?) sammeln sich in Online-Medien Worte der Trauer und Anteilnahme, aber auch der Hoffnung und des Zuspruchs. Denn Bana ist kein Einzelfall und steht symbolisch für alle Kinder, die im Aleppo-Krieg leben - oder sterben.