Anosmie: Was Sie über den Verlust des Geruchssinns wissen müssen
Leiden Betroffene unter dem Verlust des Geruchssinns, sprechen Mediziner von Anosmie. Wir klären Sie auf.
Warum der Geruchssinn so wichtig ist
Wir sind noch nicht mal auf der Welt - und schon wahre Schnupperkünstler. Denn ein Baby kann bereits im Mutterleib Gerüche wahrnehmen.
Das Besondere: Gerüche werden in unserem Gehirn ganz pur abgespeichert und dabei an unsere Gefühle gekoppelt. Dadurch können Gerüche bei uns Erinnerungen wecken - z.B. an die Kindheit oder einen Urlaub. "Bilder prägen sich bei uns viel besser in Kombination mit einem Duft als alleine ein", sagt Duftforscher Professor Hanns Hatt aus Bochum.
Früher half die Nase bei der Jagd - und erschnupperte zum Beispiel frische Beeren. Heute ist das nicht mehr notwendig. Doch noch immer gibt es sie, die Macht des Geruchssinns: Unsere Riechzellen wirken zum Beispiel bei der Partnerwahl mit. Studien zufolge können Frauen die Männer besonders gut riechen, deren Erbgut sich von ihrem am meisten unterscheidet. Außerdem warnen sie uns vor Gefahren und helfen bei der Orientierung. Und auch im Bereich Gesundheit werden Düfte eingesetzt: So hemmte in einer Studie Veilchenduft das Wachstum von Krebszellen der Vorsteherdrüse.
Was unsere Nase so besonders macht
Die Nase übertrifft unsere Augen und unsere Ohren: Rund eine Billion Gerüche können wir dank unserer Nase unterscheiden, das fanden Forscher heraus. Möglich machen das 400 Geruchsrezeptoren.
Verlust des Geruchssinns: Wie entsteht Anosmie?
Mal ist ein Unfall die Ursache, mal eine Entzündung, ein grippaler Infekt oder ein Schlag auf den Kopf, aber auch Erkrankungen wie Parkinson, Alzheimer oder ein Hirntumor können dazu führen, dass Menschen plötzlich nichts mehr riechen können. Von einer Sekunde zur anderen leben sie in einer Welt ohne Düfte. Auch das derzeit kursierende Coronavirus kann zu einem temporären Verlust des Geruchssinns führen. Meist ist bei einer COVID-19-Erkrankung dann auch der Geschmackssinn betroffen.
Mediziner sprechen von Anosmie, wenn Betroffenen unter dem Verlust des Geruchssinns leiden. Geschätzt sind rund fünf Prozent der Deutschen betroffen. Das Fatale: Neben dem Geruchssinn wird auch ihr Geschmackssinn deutlich eingeschränkt, Betroffene erkennen nur noch süß, sauer, salzig und bitter. "Die Vielfalt der Aromen ist verloren und das Essen schmeckt wie Pappe", sagt Pharmakologe Prof. Dr. Thomas Hummel.
Sehen Sie im Video, welche Symptome neben dem Geruchs- und Geschmacksverlust noch auf eine COVID-19-Infektion hindeuten: (Der Artikel geht unter dem Video weiter)
Fehlender Geruchssinn kann zu Depressionen führen
Und das Leiden hat noch mehr Folgen: Betroffene ziehen sich zurück, versinken oft in Depressionen. Denn nichts mehr riechen zu können, bringt Ängste mit sich - zum Beispiel die Sorge, nach Schweiß zu riechen oder Mundgeruch zu haben. Und: Anosmie kann sogar gefährlich sein. Faulgase und Schimmelgeruch werden nicht mehr wahrgenommen: Ob die Milch schon vergoren ist, kann der Anosmatiker nicht mehr riechen. "Bei diesen Patienten kommt es häufiger zu Lebensmittelvergiftungen", sagt Professor Hummel. Auch Brand- und Gasgeruch wird nicht gerochen...
Die gute Nachricht: In einigen Fällen, wie zum Beispiel nach einer Corona-Infektion, stellt sich der Geruchssinn von allein wieder ein. Einigen Anosmatikern kann auch eine Operation helfen.
Hinweis: Wenn Sie plötzlich unter dem Verlust ihres Geruchs- und/ oder Geschmacksinns leiden, sollten Sie Ihren Hausarzt umgehend telefonisch kontaktieren und mit Ihm das weitere Vorgehen besprechen.
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