Schicksal der Woche: "Ich liebe verheiratete Männer"
Sibylle* (54) über ihre Beziehung zu ihrem Partner, der bereits vergeben ist – an eine andere Frau …
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In unserer neuen Rubrik 'Schicksal der Woche' berichten Menschen anonym, über sensible Themen, die sie bewegen. Wir von Liebenswert befragen im Anschluss einen Experten zu dem Thema: Was kann in einer solchen Situation helfen und worauf sollte man unbedingt achten?
Das Schicksal dieser Woche: Eine Frau, die sich nur in verheiratete Männer verliebt.
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Sibylle steht eigentlich mitten im Leben, hat einen guten Job und tolle Freundinnen. Nur mit dem Mann fürs Leben hat es noch nicht geklappt. Das liegt daran, dass ihre Auserwählten bereits die Frau fürs Leben gefunden haben. Sibylle verliebt sich in verheiratete Männer.
Wie es ihr damit geht erzählt sie hier:
Verliebt in einen verheirateten Mann?
Seit zwei Wochen hatte ich mich schon auf diesen Tag gefreut. Endlich wieder mit Uwe zusammen sein – wie sehr ich das vermisst hatte. Ich war extra beim Friseur, hatte stundenlang gebraucht, um mich anzuziehen. Und überall in der Wohnung waren Kerzen verteilt. Es sollte richtig romantisch werden. Doch dann klingelte das Telefon. Uwe war dran. "Süße, ich kann leider nicht kommen. Meine Frau dreht gerade völlig durch, weil sie Verdacht geschöpft hat. Ich muss zu Hause bleiben." Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Aber das Schlimmste war: Ich hatte ja selbst Schuld. Warum musste ich mich auch wieder in einen verheirateten Mann verlieben? Dabei hatte ich mir geschworen, dass das nie wieder passieren würde. Schließlich wusste ich nur zu gut, wie sehr es mich fertigmacht, immer nur die zweite Geige zu spielen.
Trotzdem war es wieder passiert. Ich hatte Uwe vor einem halben Jahr auf der Party einer Freundin kennengelernt. Eigentlich wollte ich gerade gehen. Doch dann schlenderte Uwe in die Tür und grinste mich an, als könnte er meine Gedanken lesen. "Du willst doch nicht schon aufbrechen?", meinte er zu mir und drückte mir Sekt in die Hand. Und dann redeten wir die ganze Nacht und landeten schließlich bei mir im Bett. Es war Liebe auf den ersten Blick. Dass Uwe allein zur Party gekommen war, weil seine Frau mit Grippe im Bett lag, erfuhr ich erst später. Aber da war mir schon alles egal. Ich war nicht einmal wütend auf Uwe. Wie auch. Ich hatte ja die rosarote Brille auf. Und ihm schien es nicht anders zu gehen. Außerdem erzählte er mir, dass seine Ehe ohnehin am Ende war, und ich glaubte ihm natürlich.
Ich suche mir immer die falschen Männer aus
Meine Freundin wollte mich in die Realität zurückbringen. "Wie kannst du bloß wieder etwas mit einem verheirateten Mann anfangen?", fragte sie mich entnervt. Schließlich hatte sie noch die letzte Liebestragödie mit meinem Arbeitskollegen vor Augen. Und auch ich erinnerte mich noch an Weihnachten vor drei Jahren, als er mir erklärte, dass ihm seine Kinder wichtiger sind und er bei seiner Familie bleibt.
Und das war nicht die erste Erfahrung mit einem verheirateten Mann. Schon mit 18 verliebte ich mich in meinen Lehrer. Er war so viel reifer als meine gleichaltrigen Freunde. Das fand ich toll. Zumindest so lange, bis ich es vor Eifersucht auf seine Frau nicht mehr aushielt und immer mehr in eine Opferrolle hineinrutschte. Ich habe damals wirklich alle Selbstachtung vor mir verloren, weil ich immer wieder bei ihm ankam, obwohl er mich wie Dreck behandelte. Ich brauchte vier Jahre und einen Umzug in eine 500 Kilometer entfernte Stadt, um mich von ihm zu trennen.
Trotzdem: "Bei Uwe", dachte ich, "ist alles anders." Er war der Richtige. Mit ihm wollte ich wirklich zusammen sein. Nicht nur eine heimliche Affäre haben. Mit Uwe wollte ich Zukunftspläne schmieden. Zusammenleben. Heiraten.
Aber offenbar wiederholt sich die Geschichte: Denn auch jetzt starre ich oft stundenlang aufs Telefon und warte auf seinen Anruf. Unsere Treffen werden mittlerweile sporadischer. Uwe macht, was er will. Hat er Lust auf mich, ruft er an, und wir treffen uns. Aber höchstens für zwei Stunden. Früher war er oft bis nach Mitternacht bei mir. Außerdem lässt er sich immer neue Gründe einfallen, warum er die Scheidung nicht einreicht. Obwohl er mir versichert, dass ich die einzige Liebe in seinem Leben bin. Trotzdem: Er zieht sich zurück, und ich sehne mich umso mehr nach ihm. Ich verstehe es selbst nicht. Aber ich kann mich einfach nicht von ihm trennen.
Die Affäre bringt mich in die Depression
Mittlerweile bin ich schon fast depressiv. Habe richtige Verzweiflungsanfälle. Und ich denke oft an meine Mutter. Mein Vater war Alkoholiker. Zum Schluss verließ er meine Mutter sogar. Ohne Abschied. Ich war damals zehn Jahre alt und habe nie wieder von ihm gehört. Aber ich habe noch genau die Worte meiner Mutter im Kopf: "Pass bloß auf, dass du nie an einen solchen Versager gerätst!" Das sagte sie immer wieder … Und trotzdem passiert mir genau das: Ich gerate immer wieder an die falschen Männer. Sosehr ich mich auch bemühe, endlich den Richtigen zu treffen …
Quelle: Laura
Das sagt die Psychologin
Psychologin und Paartherapeutin Christine Geschke erklärt, was hinter einem solchen Muster stecken kann und warum daraus Ausbrechen so wichtig für das Selbstbewusstsein ist!
Unsere Expertin:
Christine Geschke
Dipl.-Psycholgin
Paartherapeutin mit eigener Praxis in Hamburg-Eppendorf
Gibt es Menschen, die permanent unterbewusst falsche Partner wählen?
Es gibt Menschen, die sich immer wieder an bestimmten Beziehungsmustern orientieren und dadurch in einer falschen Partnerschaft landen. Das kann daran liegen, dass einem dysfunktionale Beziehung vertraut sind, zum Beispiel, wenn die Eltern schon eine solche Beziehung geführt haben. So werden Beziehungskonzepte verinnerlicht, welche dann als eigenes Muster abgespeichert werden. Diese können auch aus Selbstschutz vor eigenem und fremden Erwartungsdruck entstehen.
Kann eine Beziehung auf so einem Betrug aufbauen?
Eine Lüge ist keine gute Grundlage. Wenn der Partner am Anfang unehrlich war und eine andere Beziehung verschwiegen hat, ist man selbst ebenfalls betrogen worden. Dann fußt die Beziehung auf keinem guten Fundament. Funktionieren könnte eine solche Konstellation, wenn der verheiratete Partner von Beginn an offen ist. Herrscht Transparenz und Ehrlichkeit, hat die Beziehung eher eine Chance.
Was macht das mit dem Selbstbewusstsein?
Kehrt der Partner zu seiner Familie zurück, führt das zu einer großen Enttäuschung. Man hat sich verliebt, Hoffnungen und Zeit investiert und geht leer aus. Diesen Verlust hinzunehmen ist schmerzhaft. So kann das Gefühl aufkommen, nicht gut genug zu sein. Wenn die andere Beziehung Priorität hat, ist das verletzend und tut dem Selbstwertgefühl nicht gut.
Ebenso, wenn man sich in der "Warteschleife" befindet und hofft, der verheiratete Partner steht zu der gemeinsamen Beziehung. Hier entsteht dann zusätzlich ein Machtgefälle. Die Warteposition vermittelt, wenn man sich genug Mühe gibt, wird der Partner seine Familie verlassen. Dies führt zu einer Spirale der Abhängigkeit, in der dem Partner nicht mehr auf Augenhöhe begegnet wird.
Wird das häufiger erlebt, kann das zu einer Bedrohung für das Selbstwertgefühl werden. Verinnerlicht man das Gefühl nicht auszureichen, werden Beziehungen eingegangen, die einem das bestätigen. Ist man in diesem Muster gefangen, ist es ratsam, sein Selbstbewusstsein aufzubauen, ehe man weiter auf Partnersuche geht. So kann dann aus den alten Beziehungsmustern ausgebrochen werden.
Wie lange warte ich auf den Partner, ohne mich selbst zu verlieren?
Das zu pauschalisieren ist schwierig. Ist der Partner in einer langen Ehe mit Kindern, ist es natürlich ein unglaublich anspruchsvoller Prozess dies aufzulösen. Dieser ist dann durchaus auch mit Schuldgefühlen verbunden. Hier sind die gemeinsamen Familien oft schon seit Jahrzehnten ineinander verwoben. In diesem komplexen System werden Familienfeiern und Urlaube zusammen verbracht. Einen zeitlichen Rahmen festzulegen wäre dadurch schwierig. Hier braucht es etwas mehr verständnisvolle Geduld.
*Anmerkung: Namen von der Redaktion geändert
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