Schmerzgedächtnis: Was ist das und was hilft dagegen?
Ein Schmerzgedächtnis kann sich immer dann bilden, wenn Schmerzen längere Zeit anhalten oder besonders stark sind. Sie werden in diesem Fall noch weiter empfunden, obwohl die eigentliche Schmerzursache längst behoben ist.
Was bedeutet das Schmerzgedächtnis?
Nicht nur der Geist, auch der Körper ist fähig, sich an intensive oder lang anhaltende Erlebnisse zu erinnern. So können etwa starke oder fortlaufende Schmerzen im Nervensystem ihre Spuren hinterlassen. Das Nervensystem ruft den Schmerz später auch dann noch ab, wenn der Reiz beziehungsweise die Schmerzursache schon längst vorbei ist - es "erinnert" sich. Dieses Phänomen wird als Schmerzgedächtnis bezeichnet.
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Wie entsteht es?
Ein akuter Schmerzreiz ist ein Warnsignal des Körpers. Er macht uns darauf aufmerksam, dass etwas nicht stimmt: eine Entzündung oder eine Verletzung zum Beispiel. Lässt der Schmerz nicht nach oder ist besonders stark, wissen wir, dass wir einen Arzt aufsuchen sollten. Der Schmerz spielt außerdem eine wichtige Rolle im Lernprozess - spüren wir etwa, wie weh es tut, ein heißes Backblech, ohne Topflappen anzufassen, machen wir das nicht noch mal.
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Verantwortlich für das Schmerzempfinden sind sogenannte Nozizeptoren. Dabei handelt es sich um Schmerzrezeptoren, also um empfindliche Sinneszellen, die überall im Körper verteilt sind. Wirkt ein äußerer oder innerer Reiz auf diese Rezeptoren ein, werden sie aktiviert und senden ein elektrisches Signal über die Nervenzellen und das Rückenmark zum Gehirn.
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Ein besonders intensiver oder andauernder Schmerz kann nun aber dazu führen, dass sich die Struktur der Nozizeptoren sowie des Rückenmarks und des Gehirns verändern. Sie speichern den Schmerz sozusagen ab. In der Folge genügt dann bereits ein leichter Reiz, um den Prozess der Schmerzwahrnehmung in Gang zu setzen. Schlimmstenfalls werden auch ohne Reiz Schmerzen empfunden - ein Schmerzgedächtnis hat sich gebildet.
Das Schmerzgedächtnis ist eine häufige Ursache für chronische Schmerzen. Dabei sind bestimmte Risikogruppen stärker gefährdet als andere. Die genetische Veranlagung spielt eine Rolle, aber auch psychosoziale Faktoren. Wer unter Depressionen oder Angststörungen leidet oder in seinem sozialen Umfeld häufig Stress ausgesetzt ist, reagiert tendenziell empfindlicher auf Schmerzreize und "speichert" diese eher ab.
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Kann man das Schmerzgedächtnis wieder löschen?
Wirklich löschen, also ungeschehen machen, kann man das Schmerzgedächtnis leider nicht. Allerdings ist es möglich, die Struktur der Schmerzrezeptoren, des Rückenmarks und des Gehirns weiter zu verändern, sodass sie aufhören, grundlos Schmerzsignale auszusenden. Das Schmerzgedächtnis kann auf diese Weise "umprogrammiert" oder "überschrieben" werden.
Wie lässt sich das Schmerzgedächtnis behandeln?
Die Behandlung richtet sich individuell nach dem Patienten und kombiniert verschiedene Ansätze und Methoden miteinander. Dazu gehören:
- Medikamente
- Entspannungstechniken
- Psychotherapie
- Biofeedback
- Physiotherapie
- Wärme- oder Elektrotherapie (etwa die "transkutane elektrische Nervenstimulation" (TENS)
- Akupunktur und andere alternative Heilverfahren
Die behandelnden Ärzte und Therapeuten der unterschiedlichen Disziplinen müssen ausprobieren, was dem Patienten hilft, und zusammenarbeiten, damit die Behandlung Erfolg hat. Diese Kombination unterschiedlicher Methoden nennt sich multimodale Therapie.
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Wie kann ich dem vorbeugen?
Das Risiko, ein Schmerzgedächtnis zu entwickeln, lässt sich durch eine rechtzeitige und angemessene Behandlung der Ursache des akuten Schmerzreizes senken.
Verspüren Sie also einen sehr starken Schmerz oder verbessern sich Ihre Schmerzen über einen längeren Zeitraum hinweg nicht von alleine, gehen Sie zum Arzt. Er kann dann mit Ihnen besprechen, ob in Ihrem Fall Schonung oder Bewegung heilsamer ist, ob Schmerzmittel oder andere Medikamente sinnvoll sind und welche Behandlung sonst noch infrage kommt. So werden die Schmerzen gelindert, bevor sie sich "ins Gedächtnis brennen" können.
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