Altersarmut in Deutschland: Warum Frauen die Rentenfalle droht
Arbeiten Frauen lange in Teilzeit und sichern sich nicht frühzeitig ab, kann das später zu Altersarmut führen. Finanzexpertin Helma Sick erklärt, worauf Frauen achten sollten.
So kann es nicht weitergehen! Altersarmut ist laut wiederkehrender Umfragen ein Thema, von dem sich ein großer Teil der Bevölkerung bedroht sieht. Laut Statistischem Bundesamt zeigen Zahlen aus dem Jahr 2017, dass rund 3,2 Millionen Menschen bundesweit von Altersarmut betroffen sind. Dies berichtete das ARD-Magazin 'Monitor' Anfang des Jahres. Besonders gefährdet sind Frauen und Alleinerziehende.
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Finanzexpertin Helma Sick über Altersarmut bei Frauen
Fast die Hälfte der berufstätigen Frauen arbeitet aufgrund von persönlichen oder familiären Verpflichtungen in Teilzeit. Dies geht aus dem Demografieportal des Bundes und der Länder hervor. Finanzexpertin Helma Sick (79) sieht hier ein großes Problem. Wie sie kürzlich in der NDR Talk Show erklärte, sorgt vor allem eine langanhaltende Teilzeitarbeit dafür, dass Frauen später von Altersarmut betroffen sind, denn aus ihrer langjährigen Erfahrung weiß sie: "Teilzeitarbeit ist Teilzeitrente."
Hinzu kommt, dass Frauen auch heute noch weniger verdienen als Männer und sich insbesondere verheiratete Frauen viel zu wenig mit den Finanzen beschäftigen. Die bekennende Feministin sieht den Knackpunkt bereits beim ersten Kind. Laut Helma Sick bleiben Frauen viel zu lange der Kinder wegen zu Hause und finden nach 10 bis 15 Jahren nur noch schwer in den Beruf zurück. Die verheerenden Folgen sind vielen Frauen dabei nicht bewusst.
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Auch dem Konstrukt der Ehe steht die Finanzexpertin kritisch gegenüber. Ehen seien damals ein Deal gewesen, erklärt die Expertin. Sie weiß jedoch auch: "Jede zweite Ehe in Großstädten wird geschieden, jede dritte flächendeckend." Eine Garantie dafür, dass das Lebensmodell der Ehe auch heute noch funktioniert gibt es nicht. "Frauen sind zu vertrauensselig." Aus diesem Grund rät Helma Sick allen Frauen, sich frühzeitig abzusichern, zum Beispiel in einem Ehevertrag und auch eine Finanzberatung einzuholen.
Unverheirateten Frauen sollte bewusst sein, dass sie im Todesfall des Mannes, sofern kein Testament vorliegt, keinerlei Erbansprüche haben. Schlimmstenfalls muss die Betroffene staatliche Grundsicherung beantragen. Diesem Ernstfall sollte in jedem Fall vorgebeugt werden, sodass Frauen im Hinblick auf ihre Altersvorsorge nicht vom männlichen Geschlecht abhängig sind.
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Vor Altersarmut schützen: Das können Sie tun
Aber was können Frauen neben dem Einholen einer Finanzberatung tun? Dirk Manthey von der Deutschen Rentenversicherung des Bundes (DRV) in Berlin rät dazu Folgendes: "Jüngere Frauen, die nicht berufstätig sind, weil sie Kinder großziehen, können freiwillig Beiträge in die Rentenversicherung einzahlen." Die Beiträge reichen von 84 bis zu 1200 Euro monatlich und können im Idealfall aus dem Haushaltseinkommen gezahlt werden. Für Frauen mit Teilzeitjobs ist eine private Vorsorge, zum Beispiel mit der Riester-Rente, Aktien oder Fonds, sinnvoll.
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Was können Frauen tun, die schon in Rente sind?
Sind Sie bereits in Rente und haben nur wenig Geld zur Verfügung, ist es für eine Vorsorge meist zu spät. In diesem Fall erklärte Dirk Manthey gegenüber 'Auf einen Blick' 2017: "Wer unter 823 Euro Rente bezieht und sonst keine Einkünfte hat, sollte Grundsicherung beantragen."
Außerdem gab er noch einen wichtigen Tipp, denn seit Anfang 2017 bestünde für Rentnerinnen, die mit einem Mini-Job etwas dazuverdienen wollen, noch eine weitere Möglichkeit, ihre Rente aufzubessern: "Statt sich von der Versicherungspflicht befreien zu lassen, können sie weiter Beiträge zahlen. Das erhöht schon im Folgejahr ihre Rente", so der Experte.