Das Faultier – ein Leben in Zeitlupe
Beim Faultier können wir uns so manches Mal eine Scheibe abschneiden. Es hängt ganz gemütlich den ganzen Tag herum, lässt sich nicht stressen und macht aus dem Müßiggang eine Tugend.
Ein Faultier erkennt man in den verzweigten Baumkronen der tropischen Regenwälder erst beim genauen Hinsehen. Das merkwürdige Säugetier bewegt sich nicht nur selten, es ist auch noch perfekt getarnt.
Tatsächlich verbringt das mit den Ameisenbären und Gürteltieren verwandte Faultier fast sein ganzes Leben an einem Ast hängend. Die gebogenen Klauen des Faultiers geben sicheren Halt und lassen es wie an einem Haken baumeln – selbst im Schlaf fällt es nicht herunter. Wie viel die Tiere schlafen, ist umstritten. Früher ging man davon aus, dass der Faulpelz 15 bis 20 Stunden täglich schlummert, doch man hatte nur Exemplare in Gefangenschaft beobachtet. Neue Untersuchungen ergaben, dass Faultiere in freier Wildbahn zum Teil nur knapp zehn Stunden pro Tag schlafen.
Hunger lockt das Faultier
Selbst wenn Faultiere wach sind, wirkt ihr Anblick einschläfernd: Mühsam und zögerlich hangeln sie sich wie in Zeitlupe durch das Geäst, sogar auf kurzen Strecken beschleunigen Faultiere höchstens auf 1 km/h. Wenn es sich denn überhaupt bewegt, dann sucht das Faultier meistens was zu futtern. Als Hauptspeise dienen Blätter, nur die Familie der Zweifinger-Faultiere frisst hin und wieder auch Früchte und Kleintiere wie Würmer. Auch die Verdauung des Faultieres verläuft sehr langsam, weshalb es höchstens einmal pro Woche runter vom Baum muss, um sein Geschäft zu verrichten. Auf dem Boden des Waldes bewegen sich die Tiere noch unbeholfener, wobei sie erstaunlicherweise ab und zu in Flüsse oder Tümpel steigen und im Wasser sehr gut schwimmen können.
Darum ist ein Faultier so langsam
Die Langsamkeit hat ihren Grund: Wer sich wenig oder gar nicht bewegt, fällt nicht auf. Raubtiere oder -vögel haben deshalb Schwierigkeiten, Faultiere zu entdecken. Hinzu kommt ihre gute Tarnung. Im feuchten Fell der Faultiere fühlen sich Grünalgen besonders wohl und gedeihen dort prächtig. Die blau-grünliche Algenfarbe überdeckt zum Teil das braune Fell der Faultiere und macht sie im Blätterwald fast unsichtbar. Weitere Pelzmitbewohner wie Schmetterlingsraupen und Parasiten vervollständigen das Tarnkleid.
Faultiere sind Einzelgänger, die nur zur Paarung den Kontakt zum anderen Geschlecht suchen. Das Liebesspiel findet natürlich in den Bäumen statt, ebenso wie die Geburt. Die Mama bringt stets nur ein Junges zur Welt. Es klammert sich fest an die Brust und den Hals der Mutter und wird überall hin mitgetragen.
Das Dreifinger-Faultier besitzt eine erstaunliche Fähigkeit: Es kann seinen Kopf um 180 Grad nach hinten drehen. So erreicht es mehr Grünzeug, ohne den Körper bewegen zu müssen – eine bequeme Lösung.
Mach mal Pause