Digitaler Diagnose-Helfer: Wie eine Smartwatch Ihr Leben retten kann
Ihre Smartwatch kann mehr als nur Schritte zählen. Dank Herzfrequenzüberwachung, EKG-Aufzeichnung und Sturzerkennung erkennt sie gesundheitliche Risiken frühzeitig und kann im Notfall sogar Leben retten. Wie genau, erfahren Sie hier.
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Technik begleitet uns täglich, doch eine Smartwatch kann weit mehr als nur Schritte zählen oder Nachrichten anzeigen – sie könnte sogar Ihr Leben retten! Immer mehr Menschen setzen auf smarte Armbanduhren, um ihre Gesundheit zu überwachen. Doch wie genau kann eine Smartwatch in einer kritischen Situation zur Lebensretterin werden?
Diese Funktionen können Leben retten
Herzfrequenzmessung: Warnsignal für Herzprobleme
Moderne Smartwatches, wie die Garmin Vivoactive 5 oder die Samsung Galaxy Watch5 Pro, messen kontinuierlich Ihre Herzfrequenz. Treten Unregelmäßigkeiten auf, wie z. B. eine gefährlich hohe oder niedrige Herzfrequenz, kann die Uhr Sie sofort warnen. So können Herzprobleme frühzeitig erkannt und Schlimmeres verhindert werden.
EKG-Funktion: Früherkennung von Herzrhythmusstörungen
Manche Smartwatches sind mit einer EKG-Funktion ausgestattet. Diese kann innerhalb von Sekunden ein Elektrokardiogramm aufzeichnen und Anzeichen für Herzrhythmusstörungen, wie Vorhofflimmern, erkennen. Ein rechtzeitiger Arztbesuch könnte so lebensrettend sein.
So wie im Fall einer Seniorin, der in der Juni-Ausgabe des European Heart Journal 2020 beschrieben wurde. Die 80-Jährige suchte die Chest Pain Unit der Universitätsmedizin Mainz mit Brustschmerzen, unregelmäßigem Puls und dem Gefühl, das Bewusstsein zu verlieren, auf. Alles mögliche Vorboten eines Herzinfarktes. Doch EKG und Blutuntersuchung waren unauffällig.
Die EKG-Aufzeichnungen, die die Apple Watch der Frau gemacht hatte, zeigten jedoch ausgeprägte Senkungen der sogenannten ST-Strecke – und damit deutliche Hinweise auf eine schwere und akute Herzdurchblutungsstörung.
Die Frau wurde daraufhin mit einem Herzkatheter untersucht, der eine schwere Koronaren Herzkrankheit zeigte. Die fast verschlossenen Herzkranzgefäße der Frau wurden mit einem Ballon geweitet und sie bekam Stents. Zwei Tage später konnte sie die Klinik wieder verlassen.
Notfallalarm und Sturzerkennung
Ein plötzlicher Sturz kann gefährlich sein, vor allem, wenn niemand in der Nähe ist, um zu helfen. Viele Smartwatches, so auch die Apple Watch SE oder die Samsung Galaxy Watch 5, erkennen solche Situationen und senden automatisch einen Notruf mit Ihrem Standort an vorher festgelegte Kontakte – ein wertvolles Feature für ältere Menschen oder alleinlebende Personen.
Blutsauerstoffmessung: Wichtige Daten für Ihre Atmung
Die Sauerstoffsättigung im Blut ist ein wichtiger Indikator für Ihre Gesundheit. Besonders in Zeiten von Atemwegserkrankungen, wie Corona, oder bei extremer körperlicher Belastung können diese Daten helfen, rechtzeitig auf Atemprobleme aufmerksam zu werden.
Schlafüberwachung: Besserer Schlaf für mehr Gesundheit
Auch Ihr Schlafverhalten hat großen Einfluss auf Ihre Gesundheit. Viele Smartwatches überwachen die Schlafphasen und können wertvolle Hinweise geben, wie Sie Ihre Nachtruhe verbessern können oder ob Sie unter einer Krankheit wie Schlafapnoe leiden – denn erholsamer Schlaf ist essenziell für ein gesundes Leben.
Wie funktioniert die Messung per Smartwatch?
Um Vorhofflimmern mit einer Smartwatch zu erkennen, gibt es zwei Methoden: die Ableitung per 1-Kanal-EKG und die Messung der Pulswelle durch Photoplethysmographie.
1-Kanal-EKG:
Bei dieser Methode arbeitet Ihre Smartwatch wie ein kleines EKG-Gerät. Die Unterseite der Uhr hat Kontakt zu Ihrem Handgelenk, während Sie mit einem Finger der anderen Hand die Oberseite berühren. So wird das 1-Kanal-EKG aktiviert und kann Ihren Herzrhythmus messen.
Messung durch Photoplethysmographie:
Hier nutzt die Smartwatch Infrarotlicht, das durch Ihre Haut auf das Blut trifft. Der rote Blutfarbstoff Hämoglobin reflektiert das Licht unterschiedlich, je nachdem, wie Ihr Herz gerade schlägt. So entsteht eine Pulskurve, die von der Uhr ausgewertet wird. Stellt die Software Unregelmäßigkeiten fest, die auf Vorhofflimmern hindeuten, erhalten Sie eine Warnung.
Wie genau ist ein EKG mit einer Smartwatch?
Laut Prof. Dr. Christian Veltmann, Kardiologe und Elektrophysiologe in der Elektrophysiologie Bremen am Klinikum Links der Weser, sind beide von Smartwatches genutzten Verfahren dazu in der Lage, Vorhofflimmern mit einer Sicherheit von über 90 Prozent zu erkennen. Das bedeutet, dass nur weniger als 10 Prozent der Ereignisse mit Vorhofflimmern fälschlicherweise als normal eingestuft werden.
Kann die Smartwatch den Arztbesuch ersetzen?
Nein, eine Smartwatch kann den Arztbesuch nicht ersetzen. Auch wenn in der medizinischen Forschung bereits über den Einsatz der sogenannten Wearables (Smartwatches, Armbänder, Brustgurte) bei der Patientenversorgung diskutiert wird. Die Smartwatches sind noch zu fehleranfällig. Außerdem müssen sie richtig bedient werden, um verlässliche Daten zu liefern. Die Nutzung und Auswertung sollten Patientinnen daher immer mit ihrem Kardiologen abstimmen.
"Moderne Smartwatches können helfen, den Herzrhythmus kontinuierlich aufzuzeichnen und dabei einen unregelmäßigen Herzschlag, der auf Vorhofflimmern hindeutet, festzustellen. Es braucht in der Regel allerdings einen Mediziner, um aus den Messungen die richtigen Schlüsse für die weitere Diagnostik und Therapie zu ziehen", so Prof. Meinertz vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung e.V.
Erstattet die Krankenkasse die Kosten für eine Smartwatch?
Nein, bislang erstattet die Krankenkasse die Kosten für eine Smartwatch zur Überwachung der Herzgesundheit nicht. Allerdings bezuschussen einige Krankenkassen den Kauf einer Smartwatch über Bonusprogramme. Das sind laut krankenkassen.de folgende Krankenkassen:
DAK Gesundheit
Continentale BKK
mhplus Krankenkasse
Techniker Krankenkasse
Bergische Krankenkasse
IKK
Mobil Krankenkasse
vivida bkk
hkk Krankenkasse
Novitas BKK
BKK exklusiv
SBK
KKH
Viactiv Krankenkasse
BKK Werra-Meissner
BKK ZF & Partner
Am 1. Januar 2020 ist das "Gesetz für eine bessere Versorgung durch Digitalisierung und Innovation" (Digitale-Versorgung-Gesetz – DVG) in Kraft getreten. Dadurch sind auch Gesundheits-Apps – sogenannte digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) – eine Leistung der Krankenkassen. Bislang gibt es im Verzeichnis zwei DiGA zu Arrhythmiediagnostik - ProHerz und Vantis | KHK und Herzinfarkt.
