Häufiger oder seltener Stuhlgang: Wie oft ist gesund?
Wie häufig ist Stuhlgang normal? Und was sind Folgen von nicht gesundem Stuhlgang? Die wichtigsten Fragen beantwortet Heilpraktikerin Ulrike Schäfer im Interview.
Essen ist für uns ein ganz zentrales Thema im alltäglichen Leben - doch was mit dem Essen passiert, wenn es einmal in unseren Verdauungsorganen angekommen ist, gilt als Tabuthema in unserer Gesellschaft wie der Stuhlgang. Dabei wissen viele nicht, was ein "normales" oder gesundes "Geschäft" beim Toilettengang ist. Selbst beim Arzt wird selten danach gefragt oder darüber aufgeklärt, wie häufig wir Stuhlgang haben sollten und wie dieser auszusehen hat. Dabei haben so viele Menschen erhebliche Probleme mit ihrer Verdauung.
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Wir haben die Heilpraktikerin Ulrike Schäfer dazu befragt, die sich auf das Thema Mikrobiologische Therapie und Darmsanierung in ihrer Praxis in Hamburg (www.hp-praxis-schaefer.de) spezialisiert hat.
"Eine gesunde Verdauung ist wichtig für Körper, Geist und Seele"
Liebenswert: Frau Schäfer, warum ist ein "normaler" Stuhlgang so wichtig?
Ulrike Schäfer: Als Heilpraktikerin ist für mich im Patientengespräch die Frage nach dem Stuhlgang enorm wichtig, da er eine große Aussagekraft über die Verdauungsprozesse und damit verbundenen Organtätigkeiten bis hin zum Immunsystem des Patienten hat. Der Dünn- und Dickdarm spalten Nahrungsmittel auf und geben diese kleinsten Nahrungsmoleküle durch die Darmhülle in den Blutkreislauf an die Leber ab. Auch der Magen, die Leber und auch die Bauchspeicheldrüse produzieren wichtige Verdauungssäfte, damit überhaupt die Nahrung so aufgespalten werden kann, dass der gesamte Organismus Energie bekommt und er alle seine Funktionen durchführen kann. Außerdem werden im Darm wichtige Vitamine gebildet wie zum Beispiel Vitamin B12 im Dünndarm oder Vitamin K im Dickdarm.
Im Video zeigen wir, was die Konsistenz des Stuhlgangs bedeutet (Artikel wird unter dem Video fortgesetzt):
Darüber hinaus liegen 90 Prozent des Immunsystems am Darm und es wird über die Darmbakterien gegen fremde Erreger wie Viren, bösartige Keime, Pilze oder Parasiten regelrecht wie im Fitness-Studio trainiert. Inzwischen zeigen neueste Forschungsergebnisse, dass die Darmflora und damit die Verdauung das Entstehen oder Verhindern von chronischen und schwerwiegenden Erkrankungen beeinflussen können. Außerdem hat auch die Medizin inzwischen erkannt, dass der Verdauungsapparat unsere Psyche und Gemüt erheblich beeinflusst. Man spricht inzwischen auch vom "Bauchhirn". Daher ist eine gesunde Verdauung so wichtig für Körper, Geist und Seele.
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Die Häufigkeit des Stuhlgangs - was ist normal?
Was bedeutet das nun konkret für unseren Stuhlgang? Wie oft ist normal, beziehungsweise gesund?
Man spricht in der Medizin von einer normalen Stuhlfrequenz, wenn man im Bereich von dreimal wöchentlich bis hin zu dreimal täglich Stuhlgang hat. Aus naturheilkundlicher Sicht ist eine Stuhlfrequenz von ein- bis zweimal täglich optimal. Denn der Kot beinhaltet Stoffe, die unser Körper fertig verdaut hat. Von Verstopfung spricht man, wenn weniger als dreimal Stuhlgang pro Woche besteht. Unter Durchfall versteht man mehr als dreimal Stuhlgang pro Tag und umschreibt damit vor allem eine sehr weiche oder flüssige Stuhlkonsistenz. Bei Durchfall geht oftmals ein unangenehmer und unwiderstehlicher, heftiger Stuhldrang einher.
Im Video zeigen wir Hausmittel, die bei Verstopfung helfen (Artikel wird darunter fortgesetzt):
Warum sind Verstopfungen nicht gesund?
Liegt der Kot zu lange im Dickdarm, wie zum Beispiel bei Verstopfung, dann können Fäulnisbakterien und Pilze nicht nur Blähungen und Völlegefühl hervorrufen, sondern auch für den Körper schädliche Stoffe bis hin zu Fuselalkoholen durch Gärung bei langsamer Darmpassage produzieren. Gerade bei häufigem Verzehr von tierischen Lebensmitteln kann sich zudem Ammoniak bilden. Diese schädlichen Stoffe, auch Toxine genannt, gelangen dann ebenfalls in die Blutbahn und damit in den ganzen Organismus und können nicht nur der Darmschleimhaut schaden, sondern auch langfristige Erkrankungen von Leber und Gehirn bis hin zu Krebs begünstigen. Daher ist eine regelmäßige Stuhlfrequenz gesund, um den Körper immer wieder von Giftstoffen zu befreien.
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Die Dauer der "Sitzung" beim Stuhlgang: Was ist gesund?
Wie lange dauert gesunder Stuhlgang im Normalfall?
Die Stuhlentleerung sollte in wenigen Sekunden bis Minuten erledigt sein, wenn Sie gesund sind und alles im Fluss ist. Dann müssen Sie kaum pressen, der Stuhl kommt völlig schmerzfrei und automatisch, wenn Sie den Schließmuskel entspannen. Zu lange Sitzungen sind auch hier wieder nicht gut für die Hämorrhoiden, da diese Sitzhaltung die Hämorrhoiden regelrecht abklemmt und damit zu Blutstau in den Gefäßen führt. Um die Entleerung zu vereinfachen und den Enddarm in eine senkrechte Position zu bringen, ist es ratsam die Füße beim Stuhlgang auf einen kleinen Hocker zu stellen. Die südeuropäischen Toiletten zum Hinhocken sind für eine bestmögliche Stuhlentleerung daher optimal.
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Wahrscheinlich fragen sich einige, ob dann auch langes Sitzen überhaupt gesund sein kann. Leider ist auch eine sitzende Arbeit oder Tätigkeit nicht besonders gut für unsere hämorrhoidalen Blutgefäße. Zumal Bewegungsmangel sich generell negativ auf unsere Darmbewegung und damit Verdauung auswirkt. Öfter Aufstehen und die Beine vertreten - am besten an der frischen Luft - ist daher gesund, um Körper und Geist sowie unsere Verdauung in Schwung zu halten.
Über die Expertin: Ulrike Schäfer hat in München eine dreijährige Ausbildung zur Heilpraktikerin erfolgreich absolviert und vielfältige Therapien der Naturheilkunde gelernt. Seit 2014 ist Ulrike Schäfer als Heilpraktikerin mit eigener Praxis in Hamburg mit Behandlungsschwerpunkten Mikrobiologische Therapie und Darmsanierung sowie Hypnose tätig.