Trauerbewältigung: Wie Angehörige und Freunde dabei helfen können
Wenn jemand stirbt, sind wir im Umgang mit den Hinterbliebenen oft überfordert. Dabei sorgen schon kleine Dinge dafür, Trauernden Trost zu spenden. Wie Sie die Trauerbewältigung unterstützen.
Nichts ist gewisser als der Tod und dennoch haben wir große Berührungsängste, uns um Bekannte zu kümmern, die einen geliebten Menschen verloren haben. Wir haben Angst, etwas Falsches zu sagen, Angst vor den Emotionen der Trauernden. Trauer erinnert auch an die eigene Sterblichkeit. Viele Menschen ziehen sich daher lieber zurück.
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Nahes Umfeld ist für Trauerbewältigung besonders wichtig
Doch: "Einfach nichts zu tun, wenn jemand trauert, ist immer falsch", weiß Seelsorger Andreas Müller-Cyran. Er kennt die Zahlen: 15 bis 20 Prozent aller Todesfälle treffen Angehörige unvorbereitet: Herzinfarkt, Unfall, Suizid. Aber auch der Tod nach langer Krankheit wirft die Hinterbliebenen aus der Bahn. Was kann man dann tun, um ihnen zu helfen? "Man sollte sich natürlich nicht aufdrängen, wichtig ist aber, in Kontakt zu treten und Hilfe anzubieten", so Müller-Cyran. Denn: Das eigene Umfeld ist für Trauernde die größte Stütze.
Sehen Sie hier, welche Phasen ein Trauernder durchläuft (Artikel geht unten weiter):
Feste Rituale wie Trauerkarten oder Kondolenzbesuche können in der eigenen Unsicherheit helfen, etwa, wenn der Verstorbene ein Nachbar war. Die Art der Trauerbegleitung hängt nämlich auch von dem Verhältnis ab, das man zum Verstorbenen hatte. "Je distanzierter der Kontakt, desto eher würde ich eine Karte schreiben", sagt Diplom-Psychologin Ruth Belzner. Statt "Herzliches Beileid" spenden persönliche Worte über ein gemeinsames Erlebnis oder über Charaktereigenschaften des Verstorbenen Trost. "Man kann etwa an seine Verlässlichkeit oder Hilfsbereitschaft erinnern", so Belzner.
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Wichtig: Betroffene in ihrer Trauer nicht allein lassen
Gefühlvoll vortasten: Das gilt auch, wenn der Trauernde ein Angehöriger ist. Fragen Sie vor einem Besuch telefonisch nach, ob es passt. Und: keine Angst vor Emotionen. Der Trauernde befindet sich in einer Ausnahmesituation. In einem Moment fließen Tränen, dann wird gelacht, vielleicht erleben Sie auch Wut. Wichtig: Nehmen Sie das nicht persönlich. Es ist übrigens vollkommen in Ordnung zu gestehen: "Ich bin total hilflos, aber ich bin da". Sie brauchen keine tiefgründigen Dinge zu sagen, den Verlust können Sie nicht mindern. Vermeiden Sie daher auch Floskeln wie: "Alles wird gut".
Für viele ist Trostspenden ohnehin eher etwas Tatkräftiges: Helfen Sie bei Alltagstätigkeiten, die dem Trauernden jetzt schwerfallen, zum Beispiel das Einkaufen, Kochen oder Gartenarbeiten. Fragen Sie gezielt nach. "Man kann nicht erwarten, dass die Hinterbliebenen von sich aus um Hilfe bitten", so Ruth Belzner. Abschiednehmen ist ein individueller Prozess, "es gibt kein richtiges oder falsches Trauern" sagt Andreas Müller-Cyran.
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Auch nach der akuten Trauerphase kann man helfen: Wer sich um den Todestag meldet oder ein Treffen anbietet, zeigt: Du bist nicht allein. Ich habe dich und deine Trauer nicht vergessen.