Blutbild richtig deuten: Was ein Tropfen Blut verrät
Wir erklären, wie Sie Ihr Blutbild richtig deuten und was die einzelnen Blutwerte über Ihre Gesundheit verraten.
Ausgewogen essen, viel bewegen, nicht stressen lassen und acht Stunden pro Nacht gut schlafen – wir wissen eben, wie wir fit bleiben! Deswegen lassen wir auch keinen der für uns kostenlosen Gesundheits-Checks beim Arzt aus! Alle zwei Jahre nimmt der nämlich Blut ab, schickt es ins Labor und teilt mit, dass alles in Ordnung ist. Doch woran erkennt der Arzt eigentlich, wenn einem doch etwas fehlt? Etwa wichtige Mineralsalze wie Kalium, Natrium und Magnesium – oder ob ein Organ Hilfe braucht? Um die Sprache des Blutes besser zu verstehen, lernen wir doch gern ein bisschen "Labor-Latein":
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Sauerstoff im Blut: Die Organe brauchen frische Luft
Schon mit dem sogenannten kleinen Blutbild legen Sie ein Zeugnis ab. Und zwar über Ihre aussagekräftigsten Blutbestandteile: zum Beispiel die Erythrozyten (rote Blutkörperchen), das Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) und die Leukozyten (weiße Blutkörperchen). So verrät beispielsweise die Menge der roten Blutkörperchen, ob die Zellen für alle Stoffwechselvorgänge genug Sauerstoff aus der Lunge erhalten. Und ob schädliches Kohlendioxid aus dem Gewebe wieder dorthin zurückgebracht wird. Als Richtschnur gelten hier Mengen von rund fünf Millionen Erythrozyten pro Mikroliter Blut! Ist die Zahl niedriger, fehlt den Zellen buchstäblich die Luft zum Atmen.
Und das heißt: Herz, Nieren, Darm und Co. sind weniger leistungsstark. Vielleicht der Grund, weshalb wir schlapp sind, Kopfweh haben und uns kaum konzentrieren können? Der Arzt wird den genauen Ursachen natürlich sofort mit dem großen Blutbild und weiteren Untersuchungen auf den Grund gehen. Übrigens: Bei Müdigkeit kann auch das Hämoglobin eine wichtige Rolle spielen, weil nämlich Sauerstoff nur am eisenhaltigen roten Blutfarbstoff andocken kann. Der Hämoglobinwert sollte daher mindestens bei circa 12 Gramm pro Deziliter Blut liegen.
Sehen Sie im Video, welche Blutzuckerwerte normal sind: (Der Artikel geht unter dem Video weiter)
Leber- und Nierenwerte im Blutbild richtig deuten
Der Cognac am Vorabend, die Bratenkruste mittags oder die Hektik der letzten Wochen – alles, was wir täglich aufnehmen, spiegelt sich im Blut wider. Perfekt, so wissen wir immer, ob zum Beispiel unsere Cholesterin- und Blutzuckerwerte stimmen. Denn ein Zuviel dieser Stoffe, die von Leber und Nieren ins Blut abgegeben werden, warnt rechtzeitig vor schweren Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall bis hin zu Diabetes. Auf dem Laborzettel lesen sich die Details im Normalfall in etwa so: Gesamtcholesterin bis 200 Milligramm pro Deziliter und Blutzucker (Glukose) maximal 100 Milligramm pro Deziliter. Bei einem Harnsäurewert von dauerhaft über 6 Milligramm pro Deziliter wird geprüft, ob eine Nieren- oder Gichterkrankung vorliegt.
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Zudem wacht der Arzt mit Argusaugen über das Haupt-Entgiftungsorgan, die Leber! Genauer gesagt über leberspezifische Werte wie zum Beispiel das Gamma-GT. Als normal gilt hier ein Wert von maximal 40 Einheiten pro Liter. Interessant ist aber: Nach drei Gläsern Bier ist dieser Wert schon deutlich erhöht und zeigt an, dass die Leber überlastet ist. Das erklärt natürlich, warum nüchtern Blut abgenommen wird und wir dem Arzt erzählen, wenn wir am Vortag ein Gläschen zu viel oder ein bisschen zu fett gegessen haben …
Entzündungen am Schlafittchen packen
Wie Polizisten im Dauereinsatz patrouillieren weiße Blutkörperchen, die Leukozyten, durch Adern und Lymphgefäße. Praktisch, denn so können die fleißigen Helfer des Immunsystems jederzeit Eindringlinge ausfindig machen und vernichten. Ein erhöhter Wert (über 10 000 pro Mikroliter Blut) zeigt uns daher an, wenn der Körper gegen bakterielle Infektionen wie Bronchitis, Allergien, Pilze oder auch Krebszellen mobil macht und diese bekämpft. Liegt der Wert allerdings unter 5000 pro Mikroliter, könnte eine Schädigung des Immunsystems dahinterstecken und weitere Untersuchungen erforderlich machen.
Wichtig ist zudem das C-reaktive Protein (CRP) für unsere Abwehr, ein Eiweiß, das bei Entzündungen ebenfalls deutlich erhöht ist. Die Ursache dafür kann sogar eine bakterielle Infektion des Herzens sein! Der Wert erhöht sich aber auch bei anderen akuten Entzündungen wie des Blinddarms, der Lunge oder bei Harnwegsinfekten. Normal ist ein Wert bis 5 Milligramm pro Liter Blut, kritisch wird es ab 200 Milligramm pro Liter.
Sogar Lust und Launen "stehen" im Blut
Fühlen Sie sich dünnhäutig und leer, steckt nicht zwangsläufig eine Depression oder Organstörung dahinter. Vielleicht sind Ihre Energiespeicher einfach aufgebraucht? Dann brauchen Sie Vitalstoffe, zum Beispiel Vitamin B12. Sinkt das Gute-Laune-Vitamin nämlich auf unter 210 Pikogramm pro Milliliter Blut ab, haben Sie nichts zu lachen. Natürlich können Sie zusätzlich das Wohlfühl-Hormon Vitamin D sowie stimmungsrelevante Schilddrüsenhormone bestimmen lassen. Die Kosten tragen Sie aber selbst, wenn kein Verdacht auf eine Krankheit besteht.
Wann die Krankenkasse das Blutbild bezahlt
Das kleine Blutbild übernehmen die Kassen alle zwei Jahre für gesetzlich Versicherte ab 35. Zusatzuntersuchungen sowie das große Blutbild bezahlen Sie aus eigener Tasche – außer, es besteht der akute Verdacht auf eine Erkrankung. So kostet der Lebertest (u. a. Gamma-GT) circa 30 Euro, für die Ermittlung der Schilddrüsenwerte (T3, T4, TSH) müssen Sie circa 50 Euro ausgeben.