Verlassene Eltern

Wenn Kinder den Kontakt abbrechen

Es ist eines der schlimmsten Dinge, die Menschen einander antun können: ein Kontaktabbruch ohne jegliche Erklärung. In immer mehr Familien verlassen Kinder ihre Eltern.

Verlassene Eltern
Das schlimmste für verlassene Eltern ist das endlose Hoffen und Bangen. Foto: Juanmonino/iStock
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Von einem auf den anderen Tag plötzlich verschwunden, ohne jede Erklärung. Kein Telefonanruf wird mehr angenommen, weder Briefe noch Mails werden beantwortet. Der Grund für den Kontaktabbruch? Unklar. Am schlimmsten für die verlassenen Eltern ist das Warten, Hoffen und Bangen. Wird mein Kind jemals wieder zurückkommen? Was habe ich nur getan, dass es nichts mehr mit mir zu tun haben will? Wieso habe ich nur die Anzeichen nicht bemerkt? Ein zermürbendes Grübeln ist es, dass die Eltern von nun an Tag für Tag bei jedem Schritt verfolgt.

Immer mehr verlassene Eltern in Deutschland

"Wissenschaftlich ist das noch ein relativ unerforschtes Gebiet", beschreibt die Psychotherapeutin Dr. Christiane Jendrich gegenüber dem Kölner Stadt Anzeiger. Die Psychologin glaubt jedoch, dass es immer häufiger zum Kontaktabbruch in Familien kommt. Dr. Jendrich vermutet, dass wir insgesamt bindungsunfähiger werden. Fast 100.000 Fälle von Kindern, die ihre Eltern verlassen haben, soll es schätzungsweise in Deutschland geben.

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Die ewige Suche nach dem Grund

"Die Kommunikation und das Miteinander waren in der Regel bereits lange gefährdet und brüchig - wie dünnes Eis", erklärt die Psychotherapeutin Claudia Haarmann der Sächsischen Zeitung. Das bedeutet, dass der Moment des Bruchs die Folge eines jahrelang schwelenden Konflikts sein kann. Und doch bleibt die Frage nach dem Warum. Denn die Ursache für den Kontaktabbruch kann auch weit in der Vergangenheit liegen. Für die Kinder steckt hinter dem Entschluss meist ein jahrelanger Entscheidungsprozess. Denn ein Kontaktabbruch ist nichts, was man mal so eben beschließt. "Man leugnet jemanden in seiner Existenz. Das ist wie eine Ich-Vernichtung durch einen anderen", beschreibt Dr. Jendrich.

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In der Öffentlichkeit wird geschwiegen

Habe ich mein Kind zu sehr geliebt? Ihm zu viel durchgehen lassen? Habe ich mich zu sehr eingemischt? Waren mir zu viele Dinge egal? Für die Eltern bleibt die Suche nach dem Grund ein ewiger Begleiter. Und doch sind sie mit ihrem schweren Schicksal oft allein. Denn in der Öffentlichkeit, mit Bekannten und Freunden möchten viele nicht über ihr Problem sprechen. Zu groß ist die Angst verurteilt zu werden. Zu wahrscheinlich ist es, dass jemand falsche Schlüsse zieht und etwas sagt wie: "Da können doch nur die Eltern etwas falsch gemacht haben."

Die Hoffnung bleibt ein Leben lang

Viele Eltern treffen sich deshalb mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen. Denn mit Menschen, denen dasselbe widerfahren ist, können sie offen über ihre Gefühle sprechen. Die Hoffnung, dass sie ihr Kind noch einmal wiedersehen, geben die wenigsten auf. Doch im Laufe der Zeit müssen sie lernen, ihr Leben so gut es geht weiterzuführen. Denn manchmal meldet sich das Kind nach Jahren urplötzlich bei seinen Eltern, manchmal ist der Kontakt aber auch für immer beendet.

Autor: Carolin Ostrowski

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