Wie Flüchtling Kinan eine neue Heimat fand
Die Berliner Familie Jellinek wagte, was sich viele wohl nur schwer vorstellen können: Sie nahm einen syrischen Flüchtling bei sich auf. Ihr Alltag habe sich dadurch kaum verändert.
Seit November 2015 sitzt bei den Jellineks ein neues Familienmitglied mit am Tisch: Kinan, Ende 20 und syrischer Flüchtling, fand bei der Familie ein neues Zuhause. Dass er Muslim und die Jellineks Juden sind, stört keinen - im Gegenteil: Seit Kinans Ankunft werden zum Shabbat eben auch syrische Gerichte aufgetischt, die der junge Mann beisteuert. Abgesehen von diesem schmackhaften Detail habe sich das Leben der Familie kaum verändert, wie Mama Kyra Jellinek laut UNHCR erklärt: "Jeder tut das, was er gerne möchte. Einen Flüchtling aufzunehmen ist eine Win-Win-Situation. Integration ist so viel leichter."
Der gemeinnützige Verein Freedomus, dem Familienvater Chaim vorsitzt und der Flüchtlinge in Berlin unterstützt, brachte Kinan und die Jellineks zusammen und als Sohnemann Béla auszog, übernahm Kinan kurzerhand dessen Zimmer - ohne auch nur ein Wort Deutsch zu können.
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Aus Kinans Blickwinkel sind die positiven Veränderungen offensichtlich: Er verließ seine Heimat Damaskus, um zu vermeiden, zum Militärdienst eingezogen zu werden. Eine Waffe gegen seine Landsleute zu richten - das kam für ihn nicht in Frage. In Berlin fühlt er sich pudelwohl, findet die Stadt wunderschön und möchte sich in Deutschland ein Leben aufbauen. Außerdem war für ihn, trotz anfänglicher Schüchternheit und Sprachbarrieren, ab dem ersten Tag klar: "Ich möchte Teil dieser Familie sein."
"Integration ist keine Einbahnstraße"
Für Rosa, die ältere Tochter der Familie, steht aber mittlerweile fest, dass nicht nur Kinan von der neuen Lebenssituation profitiert: "Ich glaube, dass wir durchaus sehr viel voneinander lernen und ich auch unglaublich viel von Kinan lernen kann. Dass man lernt aufeinander zuzugehen, dass man definitiv Vorurteile ablegt, dass man lernt, sich gegenseitig zu helfen."
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Chaim Jellinek findet ohnehin: "Integration ist keine Einbahnstraße. Integration ist etwas, das wir nicht nur von den Ankömmlingen in unserem Land erwarten sollten, sondern auch von uns selbst. Wir müssen fremdes Essen, andere Kulturen und anderes Verhalten akzeptieren. Das ist ein Prozess, der auf beiden Seiten ablaufen muss."
Dass beide Seiten davon profitieren, wenn sie offen aufeinander zugehen, Integration zulassen und leben - dafür sind die Jellineks und Kinan ein Paradebeispiel. Dass es mittlerweile noch viel mehr dieser Erfolgsgeschichten gibt, beweist das Projekt No Stranger Place des Fotografen Aubrey Wade in Zusammenarbeit mit der UNHCR, der Geschichten aus ganz Europa sammelt und zeigt, wie einheimische Familien mit Flüchtlingen zusammenleben.
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