Biberach: Senioren-Fahrkarte im Tausch gegen den Führerschein
In Biberach an der Riß, Baden-Württemberg, erhalten Senioren eine kostenlose Fahrkarte für den Nahverkehr, wenn sie freiwillig ihren Führerschein abgegeben.
Eine Maßnahme, die für mehr Sicherheit sorgen und gleichzeitig die Mobilität von älteren Mitbürgern nicht einschränken soll: Die Baden-Württembergische Stadt Biberach ermöglicht es Senioren, ihren Führerschein gegen eine kostenlose Jahreskarte für Bus und Bahn in der Region einzutauschen. Wir haben mit Christian Walz, Leiter des Seniorenbüros in Biberach, über die Initiative gesprochen.
An diese Menschen richtet sich die Maßnahme der Stadt Biberach
Wer kann von der Maßnahme profitieren?
Christian Walz: Die Initiative richtet sich an Menschen über 65 Jahren, die nicht mehr selber Autofahren, aber dennoch mobil bleiben möchten.
Was muss man tun, um die kostenlose Fahrkarte zu bekommen?
Wer seinen Führerschein abgeben und eine kostenlose Fahrkarte 65plus erhalten möchte, kommt zu uns ins Seniorenbüro. Hier zeigt er Ausweis und Fahrerlaubnis vor und füllt zum einen ein Formular aus, auf dem er bestätigt, dass er den Führerschein freiwillig abgibt und zum anderen einen Antrag für die kostenlose Fahrkarte. Wir leiten die Dokumente entsprechend an die Fahrerlaubnisbehörde und den Verkehrsverbund weiter. Die Fahrkarte wird kurze Zeit später per Post zugeschickt.
Der Gedanke dahinter: Die Hemmschwelle senken
Was hat die Stadt Biberach zu dieser Initiative bewegt?
In Gesprächen mit älteren Mitbürgern hört man immer wieder, dass sie sich im Straßenverkehr nicht mehr sicher fühlen, aber gleichzeitig Hemmungen haben, den Nahverkehr zu nutzen. Das liegt zum Beispiel daran, dass sie nicht wissen, welches Ticket sie für die Fahrt mit dem Bus benötigen oder wie sie dieses lösen. Die Angst vor einer Blamage ist groß - mit der Maßnahme, den Führerschein kostenlos gegen die Jahreskarte zu tauschen und mit Informationen zur Seite zu stehen, wollen wir dem entgegenwirken.
Auch eine schöne Initiative: Mitfahrerbank für immobile Menschen
Bereits vor einiger Zeit gab es eine Initiative des Stadtseniorenrates, bei der ältere Verkehrsteilnehmer ihre Fahrtüchtigkeit bei einem Fahrlehrer testen lassen konnten. Dieser "Fahr-Fitnesscheck" wurde gut angenommen, sodass über 80 Senioren von dem Angebot Gebrauch gemacht haben.
Wer trägt die Kosten der Jahreskarte?
Die 65plus-Karte wird im ersten Jahr, nachdem der Führerschein abgegeben wurde, zur Hälfte von der Kommune und zur Hälfte von den Stadtwerken Biberach finanziert. Nach dem kostenfreien Jahr können die Senioren selbst entscheiden, ob sie die Karte weiter beziehen möchten oder nicht. Der Preis der 65plus-Karte liegt derzeit bei 518,40 Euro im Jahr.
Auch an Menschen ohne Führerschein wird gedacht
Wie unterstützen Sie Senioren, die keinen Führerschein haben?
Auch für diese Menschen gibt es diverse Maßnahmen, um ihnen die Nutzung des Nahverkehrs zu erleichtern: Es gibt Vorträge im Seniorenheim, in denen Tipps zur Nutzung von Bus und Bahn vermittelt werden und auch begleitete Testfahrten werden angeboten.
Häufig gibt es die Konstellation, dass Ehefrauen keinen Führerschein besitzen und auf die Fahrerlaubnis ihres Gatten angewiesen sind ...
Auch diese Personengruppe wurde in der Maßnahme berücksichtigt: Die Anschaffung der 65plus-Jahreskarte wird mit 30 Prozent Preisnachlass rabattiert, wenn der Ehepartner seinen Führerschein freiwillig abgibt.
Mehr Informationen finden Sie auf der Internetseite der Stadt Biberach.
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