EU-Regel: Zoos sollen beliebte Tierarten aussterben lassen
Mit harten Mitteln geht die EU jetzt gegen so genannte invasive Arten vor, die ursprünglich nicht bei uns heimisch sind: Zoos und andere Tierparks dürfen beliebte Tiere wie Waschbären oder Nasenbären nicht mehr züchten oder transportieren, um eine weitere Ausbreitung und damit das Verdrängen heimischer Arten zu verhindern. Erste Auswirkungen sind bereits zu spüren.
Sie sind zwar hübsch anzusehen - doch Experten zufolge sollen Pflanzen- und Tierarten, die ursprünglich nicht aus Deutschland kommen, negative Auswirkungen auf die heimische Artenvielfalt und unser Ökosystem haben, weil sie keine natürlichen Feinde haben. Eine im Juli 2016 erlassene Richtlinie der Europäischen Union sieht deshalb vor, insgesamt 37 Tier- und Pflanzenarten stärker zu bekämpfen.
Schon jetzt werden beliebte Zoo-Tiere vermisst
Zu dieser Liste zählen unter anderem Waschbären, Nasenbären, Grauhörnchen oder Kleine Mungos. Auch die Zwergmuntjaks, die besonders im Hamburger Tierpark Hagenbeck beliebt sind, fallen dieser Regelung zum Opfer. Bisher liefen diese Mini-Hirsche hier sogar frei herum - doch auf diesen Anblick müssen die Besucher nun verzichten. "Diejenigen, die die zutraulichen Zwerghirsche auf den Wiesen und Wegen gekannt haben, vermissen sie bereits", erklärt Pressesprecherin Eveline Düstersiek.
Der Zoo habe angefangen, die chinesischen Muntjaks einzufangen und in ein eigenes Gehege zu bringen. Darüber hinaus habe der Tierpark auch schon mit der Sterilisation männlicher Nasenbären begonnen. Einfach so hinnehmen will man die EU-Verordnung, die in Tierparks langfristig das Aussterben der genannten Tierarten zur Folge hätte, trotzdem nicht: Gemeinsam mit dem Verband der zoologischen Gärten (VdZ) und weiteren Tierfreunden, die bereits eine Online-Petition gestartet haben, macht sich der Park für eine Ausnahmeregelung stark, die Zoos eine Sondergenehmigung erteilen würde.
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"Unserer Meinung nach schließt die kontrollierte Haltung und Züchtung in europäischen Zoos und Tierparks eine unkontrollierte Ausbreitung dieser invasiven Tierarten aus", lautet die Begründung dieser Forderung in einer aktuellen Pressemitteilung von Hagenbeck.
Was in diesem Satz mitschwingt ist allerdings auch die Tatsache, dass sich Tier- beziehungsweise Naturschützer und Zoos in einem Punkt einig sind: Die Eindämmung wild lebender, eingewanderter Arten ist wichtig und richtig, um die heimische Flora und Fauna zu unterstützen. "Dass es die Unionsliste gibt, ist ein großer Fortschritt für den Schutz der biologischen Vielfalt", schreibt deshalb der Naturschutzbund (NABU). Doch viele kritische Tier- und Pflanzenarten seien noch gar nicht in diese Liste aufgenommen.
Was die Zukunft für unsere Tiere bringen wird
Sind die bisherigen Maßnahmen also vielmehr ein Tropfen auf den heißen Stein? Und sollten nicht gerade Zoos von einer derartigen Regelung ausgeschlossen werden, da ihre Bedeutung ja gerade darin liegt, Wissen über nicht bei uns heimische Tiere zu vermitteln? Es bleibt abzuwarten, wie genau die Umweltbehörden der einzelnen Bundesländer die EU-Richtlinie weiterhin umsetzen werden - vor allem auch in Bezug auf wild lebende Tiere.
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Fest steht nur: Auch, wenn der EU-Kommission zufolge zum Beispiel Waschbären nicht ganz bei uns ausgerottet werden müssten, dürften sie in der Wildnis nun trotzdem verstärkt ins Visier von Jägern geraten.