Wechseljahresbeschwerden

Herzrasen in den Wechseljahren: Das können Sie tun

In den Wechseljahren erhöht sich das Risiko für Herzprobleme. Ab wann ein Arzt aufgesucht werden sollte.

Frau hat Herzprobleme und fasst sich an die Brust
In den Wechseljahren kommt es nicht selten zu Herzrasen und anderen Herzbeschwerden. Foto: champja / iStock
Auf Pinterest merken

Wieso können die Wechseljahre Herzprobleme auslösen?

Vor den Wechseljahren haben Frauen ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Männer. Das liegt an ihrem Hormonspiegel, größtenteils an dem weiblichen Sexualhormon Östrogen.

Es sorgt dafür, dass sich die Gefäße weiten und das Blut ungehindert durch den Körper laufen kann. Während der Menopause nimmt die Östrogenproduktion aber allmählich ab, sodass auch der schützende Effekt des Hormons nachlässt.

Wie Sie mit der neuen Situation am besten umgehen und warum Sie Herzrasen besser von Experten abklären lassen sollten, erfahren Sie im Artikel.

Univ. Prof. Dr. Doris Maria Gruber  - Foto: Sabine Hauswirth

Unsere Expertin

Univ. Prof. Dr. Doris Maria Gruber ist Frauenärztin aus Wien. Sie betreibt Menopausenforschung und bringt langjährige Erfahrung aus Ihrer Arbeit in einer Wechselambulanz mit. Einer Abteilung, die auf  Diagnose und Therapie von  Beschwerden in den Wechseljahren spezialisiert ist. Außerdem hält sie regelmäßig Vorträge zum Thema und wirkt an internationalen Kongressen mit.

Weitere mögliche Ursachen für Herzrasen

Viele Frauen in den Wechseljahren erleben Herzrasen und kennen das Gefühl, womöglich einen Herzinfarkt zu bekommen. Sie wachen mit Herzrhythmusstörungen oder einem pochenden Herzen auf. Das kennt auch Frauenärztin Dr. Doris Maria Gruber von ihren Patientinnen: „Oftmals wird dann der Internist aufgesucht.“  Dies sei auch richtig so, denn: „Es ist durchaus möglich, in den Wechseljahren einen Herzinfarkt zu bekommen“, weiß Dr. Gruber.

„ Man muss wissen, dass die Menopause auch Herzbeschwerden verursachen kann.“
Frauenärztin Dr. Doris Maria Gruber

Häufig sei es aber tatsächlich so, dass sich während der Hormonumstellung die Elastizität der Gefäße verändere. Dies könne, insbesondere in den Wechseljahren, ebenfalls die Ursache für ein pochendes Herz oder Herzrhythmusstörungen sein. Dr. Gruber empfiehlt beides abklären zu lassen – also einen Internisten und einen Frauenarzt aufzusuchen. Nur so könne sichergestellt werden, ob die Herzbeschwerden mit der Menopause zu tun haben, oder tatsächlich ein kardiales Problem vorliegt.

Weitere mögliche Ursachen sind Schilddrüsenüberfunktion, Panikattacken, Anämie oder auch Nebenwirkungen von Medikamenten oder übermäßigem Alkoholkonsum. Sind Sie sich unsicher, welche Ursache sich hinter Ihren Herzbeschwerden verbirgt, sollten Sie diese unbedingt durch einen Arzt abklären lassen.

Hinweis: Kardiologische Beschwerden sollten immer ernst genommen werden und von einem Facharzt für Kardiologie oder Innere Medizin abgeklärt werden. Auch wenn nicht immer ernste Ursachen dahinterstecken, ist es wichtig hier Klarheit zu haben.

Herzrasen in den Wechseljahren: Diese Symptome können auftreten

Solange das Klimakterium noch nicht vorüber ist, kann es zu Schwankungen bei den Hormonveränderungen kommen. Das heißt, die Auswirkungen des Östrogenmangels auf das Herz sind während der Wechseljahre mal schwächer und mal stärker zu spüren.

Betroffene Frauen fühlen sich zwischendurch immer wieder ganz gesund, werden dann aber plötzlich von starkem Herzklopfen, einem hohen Puls bis hin zu Herzrasen überrascht.

Welcher Puls ist normal?

Für Erwachsene ist ein Ruhepuls zwischen 60 und 80 Schlägen pro Minute normal.

So kann der Puls ganz einfach gemessen werden: Einfach zwei oder drei Finger an die Arterie des inneren Handgelenks platzieren. Nun 30 Sekunden lang die Schläge zählen. Dieser Wert mal zwei ergibt den Puls pro Minute.

Oder es kommt durch die wechselnde Menge der Geschlechtshormone zu Unregelmäßigkeiten wie Herzstolpern oder Herzrhythmusstörungen.

Des Weiteren können in dieser Lebensphase psychische Symptome auftreten, die ebenfalls Einfluss auf den Herzschlag haben. Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, innere Unruhe, Nervosität bis hin zu Angstzuständen oder Depressionen können Folge des veränderten Hormonhaushalts und sinkenden Östrogenspiegels sein. Hier können Herzstechen oder Herzschmerzen als Begleiterscheinung der Beschwerden auftreten.

Mehr zum Thema: Schwindel und Co.: Kreislaufprobleme in den Wechseljahren

Ist das Herzinfarkt-Risiko für Frauen in der Menopause erhöht?

Leider ja. Frauen haben im Klimakterium und danach durch die hormonellen Veränderungen ein erhöhtes Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko als vorher. Erschwerend hinzu kommt, dass der Blutdruck in diesem Lebensabschnitt oft unbemerkt steigt, sodass mögliche Warnsignale häufig erst spät erkannt werden.

Wissen, das Leben retten kann:

Die Mehrzahl an wissenschaftlichen Studien zu den Symptomen eines Herzinfarktes wurde ohne Frauen durchgeführt. Deshalb sind die typischen Symptome wie Schmerzen im linken Arm für Frauen oftmals weniger aussagekräftig als für Männer.

Frauen zeigen bei einem Herzinfarkt oft eher subtile Veränderungen, die selbst im EKG kaum erkennbar sind. Deshalb ist es umso wichtiger, dass sie mit den typischen Symptomen eines Herzinfarktes bei Frauen vertraut sind.

Dr. med. Sheila de Liz ist Frauenärztin und hat mit 'Woman On Fire' ein ganzes Buch dem Thema Wechseljahre gewidmet. In diesem beschreibt sie, dass Herzinfarkte bei Frauen oft unentdeckt blieben. Mit fatalen Folgen: Die Wahrscheinlichkeit an einem Herzinfarkt zu sterben ist für Frauen doppelt so hoch, wie für Männer und die Haupttodesursache für Frauen in westlichen Ländern.

Auf diese Symptome sollten insbesondere Frauen achten:

  • mildere Brustschmerzen

  • extreme Müdigkeit

  • allgemeines Krankheitsgefühl

  • Kurzatmigkeit

  • Mildere Schmerzen im Rücken

  • Schlafstörungen

  • Schmerzen in Nacken und Kiefer

Hinweis: Sollten Sie diese Symptome bei sich bemerken, suchen Sie umgehend einen Arzt auf.

Tipp: Legen Sie sich einen Fitnesstracker oder ein Blutdruckmessgerät zu. Diese können Ihnen dabei helfen, ihr Herz im Blick zu behalten. Besprechen Sie ggf. mit Ihrem Arzt, ob ein solches Gerät für Sie womöglich infrage kommt. So fühlen Sie sich womöglich sicherer im Umgang mit dem Herzrasen.

Welche Symptome bei Frauen auf einen Herzinfarkt hindeuten können, sehen Sie in folgendem Video (der Artikel wird nach dem Video fortgesetzt):

Video Platzhalter
Video: Glutamat

Wann sollte ich mit den Herzbeschwerden zum Arzt gehen?

In den allermeisten Fällen ist das Herzrasen nicht gefährlich, trotzdem sollten Sie, wenn Sie zum ersten Mal betroffen sind, die Ursache abklären lassen, um das Herzrasen richtig einzuordnen.

Dr. Gruber empfiehlt, gleich mehrere Ärzte aufzusuchen. Ein Problem einstehe meist in den Fällen, in denen nur ein Arzt aufgesucht wird: „Es gibt Patientinnen, die kardiologisch intensiv untersucht und anschließend ohne Hinweise auf Herzprobleme weggeschickt wurden. Aber das Problem besteht weiterhin.“

Die Frauenärztin appelliert sowohl an Patientinnen als auch Ärzte allumfassender zu denken: „Das Herz gehört nicht nur dem Internisten, die Haut nicht nur dem Dermatologen und die Gelenke nicht nur dem Orthopäden. Das ist nicht weit genug gedacht!“ Frauen müssen medizin-holisitsch erfasst werden.  

Sie empfiehlt betroffenen Frauen daher sowohl den Internisten, als auch den Frauenarzt aufzusuchen.

Tipp

Die Deutsche Herzstiftung hat eine Checkliste mit Fragen erstellt, die dem Arzt helfen, Ihr Herzrasen besser einzuschätzen.

Hinweis: In den allermeisten Fällen ist das Herzrasen nicht gefährlich, trotzdem sollten Sie, wenn Sie zum ersten Mal betroffen sind, einen Arzt aufsuchen.

Dieser kann die Ursache abklären und Ihnen dabei helfen, das Herzrasen richtig einzuordnen.

Was hilft schnell bei Herzrasen?

Keine Panik: Die Wechseljahre sind zwar ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Beschwerden, aber trotzdem können Sie einiges zur Vorbeugung tun. All diese Dinge stärken das Herz:

  • regelmäßiges Ausdauertraining und eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung

  • Nahrungsergänzungsmittel: Magnesium und Kalium haben antiarrhythmische Eigenschaften. Das bedeutet, sie wirken gegen Herzrhythmusstörungen. Kalium ist auch in Bananen, Trockenobst oder Kartoffeln zu finden. Magnesium ist in Walnüssen, Vollkornprodukten und Mandeln enthalten

  • Heilpflanzen (Homöopathie): Viele Betroffene schwören auf Mittel wie Baldrian oder Traubensilberkerze gegen Nervosität und Unruhe

  • Wechseldusche oder Wechselbad, um den Kreislauf zu stärken

  • Ruhe und Entspannung - zum Beispiel durch Yoga, Meditation oder ein kleines Achtsamkeitstraining zwischendurch

  • Hormonersatztherapie (HRT): Kann bei Herzrasen oder Hitzewallungen helfen. Wird in Absprache mit einem Arzt verschrieben

*Affiliate-Links