Mitgedacht

Istanbul: Futter für Streuner dank Flaschenautomaten

Streunende Hunde und Katzen prägen das Stadtbild von Istanbul, weshalb der Automatenhersteller Pugedon eine besonders hilfreiche Idee hatte.

Saubere Straßen und Futter für Streuner mithilfe von Flaschenautomaten
Die Firma Pugedon hat Automaten entwickelt, in die Passanten Plastikflaschen einwerfen können. Dafür spenden die Automaten Futter für streunende Hunde und Katzen. Foto: Pugedon
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Wer durch die Straßen Istanbuls läuft, kommt an atemberaubender Architektur, einladend-gemütlichen Restaurants und unzähligen streunenden Katzen und Hunden vorbei: ein Anblick, der Mitgefühl hervorruft. So ging es wohl auch den kreativen Köpfen des türkischen Unternehmens Pugedon.

Tausche Flaschen gegen Futter

Die Idee ist simpel: Sie entwickelten einen Automaten, der Trockenfutter für Hunde und Katzen ausgibt, sobald ein Passant eine Plastikflasche einwirft. Dafür hat der Automat ein frei zugängliches Fach mit Näpfen, in die das Futter fällt, sobald eine Plastikflasche eingeworfen wurde.

Der Hersteller zeigt in diesem Video, wie der Automat funktioniert (Artikel wird unter dem Video fortgesetzt):

Saubere Straßen und satte Streuner

Da es in der Türkei kein Pfandflaschen-System gibt, so wie es in Deutschland beispielsweise der Fall ist, ist der Ansporn für Konsumenten nicht sehr groß, diese ordnungsgemäß zu entsorgen. Die Folge: Flaschen liegen auf der Straße, verschmutzen Parks und andere öffentliche Flächen. Auch wenn die Futterautomaten kein Geld an den Spender der Flaschen auszahlen, scheint die Idee gut anzukommen: Allein der Gedanke, mit dem Einwurf einer Flasche Straßentieren etwas Gutes zu tun, scheint auszureichen, um die Menschen zum bewussten Entsorgen ihrer Getränkebehälter anzuregen.

Skeptisch: Verschlimmert das das Ausmaß der Straßentiere?

Ein möglicher Kritikpunkt ist, dass durch das Füttern der Streuner aktiv unterstützt wird, dass diese überleben - und sich fortpflanzen, was die Zahl der Tiere noch weiter vergrößert. Allerdings bieten die Automaten auch hier einen großen Vorteil: Sie ermöglichen den zuständigen Behörden in Istanbul durch das Anlocken mit Futter das gezielte Fangen von Straßentieren, welche anschließend kastriert, gekennzeichnet und wieder freigelassen werden können. Dabei handelt es sich um eine aktive Maßnahme gegen das Euthanisieren von Streunern, die dennoch unkontrollierte Fortpflanzung eindämmt.

(K)eine Einladung für Tierhasser

Kritische Stimmen betonen, dass der offene Napf des Automaten dazu einladen könnte, Gift beizumischen, um streunenden Hunden und Katzen zu schaden. Auch wenn diese Vermutung berechtigt ist, ist dazu zu sagen: Wer Gift für Straßentiere auslegen möchte, könnte dies auch ohne Futterautomaten tun. Dass sich die Stadtverwaltung der Idee der Futterautomaten gegenüber offen zeigt, zeugt von einem wichtigen Schritt in Richtung Tierschutz. Von dem profitieren nicht nur die Straßentiere, sondern auch die Menschen, die zu einem saubereren Stadtbild beitragen.

Warum ein Einsatz der Automaten nicht überall sinnvoll ist

So nachahmungswürdig die Idee der Futterautomaten auch ist: Sie ergibt nicht in jedem Land oder jeder Region einen Sinn. Denn: Die Zahl der Straßenhunde und -katzen ist beispielsweise in Deutschland um ein Vielfaches geringer, als es in der Türkei der Fall ist. Zudem gibt es in vielen Ländern ein Pfandsystem, was den Käufer von Getränkeflaschen dazu motiviert, diese in das Geschäft zurückzubringen. Außerdem ist zu betrachten, dass gerade aufgrund dieses Pfandsystems viele bedürftige Menschen mit dem Sammeln von Flaschen und Dosen ein notwendiges Zubrot verdienen und ihnen diese Möglichkeit aufgrund der Tierfutterautomaten genommen werden würde.

Für Länder, in denen große Probleme mit Straßentieren bestehen, hat die Stadt Istanbul gemeinsam mit dem Hersteller der Automaten jedoch einen guten Anstoß für mehr Mitgefühl und Verantwortung im Umgang mit Streunern gegeben.

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