Gemüse anbauen

Kartoffeln im Topf pflanzen: Tipps für den Anbau auf Balkon und Terrasse

Der Pflanzenarzt René Wadas erklärt, wie es ganz einfach gelingt, Kartoffeln im Topf zu pflanzen.

Video Platzhalter
Video: Glutamat

Ob als Bratkartoffeln oder Putzhelfer - so vielfältig wie Kartoffeln (lat. Solanum tuberosum) als Gemüse sind, so unterschiedlich lassen sich die kleinen Knollen auch anbauen.

Dafür können Sie ein Beet in Ihrem Garten anlegen oder die Kartoffeln in einem Kübel auf der Terrasse oder auf dem Balkon pflanzen. Eine genaue Schritt-für-Schritt-Anleitung sowie Tipps zum Kartoffelanbau vom Pflanzenarzt René Wadas, stellen wir Ihnen hier vor. Viel Spaß!

Lesen Sie hier: Gemüsebeet anlegen: Tipps und Ideen für die Planung

René Wadas ist der Pflanzenarzt - Foto: Patrice Kunte

Unser Experte

René Wadas ist Pflanzenarzt. Nach einer klassischen Ausbildung zum Zierpflanzen-Gärtner machte er sich 1989 selbstständig als Pflanzenarzt.

Seit 2006 verzichtet er konsequent auf Chemie und Pestizide. Er ist überzeugt: Natur ist die beste Medizin.

Viele stellen sich die Frage, welche Kartoffeln sich denn überhaupt zum Pflanzen eignen. Oft ist davon zu lesen, dass solche aus dem Supermarkt weniger geeignet wären, als Pflanzkartoffeln. Doch ist dem wirklich so?

Darauf hat der Pflanzenarzt René Wadas die Antwort: „Um Kartoffeln im Kübel anzupflanzen, eignen sich alle Kartoffeln aus dem Haushalt, die bereits Triebe haben, weiß Wadas. Spezielle Pflanzkartoffeln müssten demnach nicht extra besorgt werden, sondern solche aus dem Supermarkt würden völlig ausreichen.

Wichtig: Kartoffeln, die keine Keimlinge zeigen, sollten nicht gepflanzt werden.

Kartoffeln pflanzen im Topf: Wie groß sollte der Kübel sein?

Bei der Topfauswahl können Sie frei wählen - ob eckig oder rund, die Knollen lassen sich in jeder Kübelform problemlos anbauen, sofern der Topf oder Eimer hoch ist.

Pflanzenarzt René Wadas erklärt: „Egal ob Topf, Kübel oder Sack – wichtig ist, dass dieser groß genug ist, denn Kartoffeln brauchen Platz.“ Der Pflanzenarzt empfiehlt ein Volumen von etwa 30 Litern.

Wichtig zu beachten ist bei der Wahl des Topfes zudem, dass mindestens drei Abzugslöcher vorhanden sind, damit überschüssiges Gießwasser ablaufen kann. Denn Stauwasser sollte unbedingt vermieden werden.

Tipp: Vorsicht bei schwarzen Töpfen. An einem halbschattigen Standort kann die Kartoffelpflanze davon profitieren und das Wachstum sogar angeregt werden. Wird der Topf durch die Sonne jedoch zu warm, kann die aufkommende Hitze der Pflanze schaden.

Auch interessant: Radieschen anpflanzen, pflegen und ernten

Besonders zu empfehlen sind zwei Töpfe, um die Kartoffeln auf dem Balkon oder der Terrasse anzubauen. Mehr dazu erfahren Sie weiter unten im Text in der Anleitung.

Wie viele Kartoffeln lassen sich im Topf anbauen?

Auch darauf, wie viele Kartoffeln in einen Topf gepflanzt werden sollten, hat der Pflanzenarzt eine Antwort: Bei 30 Litern sollten es nicht mehr als drei Kartoffeln sein.

Wadas weiß: „Wenn man nämlich zu viele Kartoffeln in einen Kübel setzt, dann nehmen diese sich gegenseitig die Nährstoffe weg.“ Dies könne dazu führen, dass die Kartoffeln kleiner werden.

Tipp zur Vorbereitung:

Rund vier bis sechs Wochen vor dem Pflanzen der Kartoffeln können Sie die Knollen vorkeimen lassen.

Es reiche ebenso aus, nur eine Kartoffel in einen Topf zu setzen. „Im Optimalfall bringt eine Kartoffel zehn neue Kartoffeln“, weiß der Pflanzenarzt. Wer auf Nummer sicher gehen wolle, der könne einfach zwei Kartoffeln pflanzen, falls eine nicht richtig wachsen will, so Wadas.

Lesen Sie auch: Tomaten-Pflanzen für den Balkon: So gelingt der Anbau im Kübel

Wann ist die beste Zeit, um Kartoffeln zu pflanzen?

Kartoffeln im Topf lassen sich von Anfang April bis Mitte Mai anpflanzen. Wichtig ist, dass die Außentemperaturen bei etwa zehn bis 15 Grad Celsius liegen und diese nachts nicht unter fünf Grad Celsius fallen.

Wadas gibt zu bedenken: „Man sollte nicht zu früh anfangen. Sollten die Kartoffeln schon rausgucken und es gibt noch einmal Frost, dann kriegen sie einen auf den Dez.“

Lesen Sie auch: Säulenäpfel pflanzen, pflegen und schneiden

Alternativ zu einem Topf können Sie auch einen Sack zum Anbauen der Knollen verwenden. Der sogenannte Pflanzsack besteht aus einem robusten PVC-Gewebe und hat, ähnlich wie in einem Beet, einen eingebauten Wasserabzug.

Einen Pflanzsack für Kartoffeln können Sie zum Beispiel hier kaufen:

Bei der Wahl der Sorte empfiehlt Wadas sowohl frühe als auch späte Sorten: „Der Vorteil von frühen Sorten ist, dass sie eine kürzere Kulturzeit haben, also früher geerntet werden können. Dafür sind sie jedoch, im Gegensatz zu späten Sorten, weniger lagerfähig.“

Der Pflanzenarzt empfiehlt als frühe Sorte: Granola. Wer eine späte Sorte bevorzugt, dem rät der Pflanzenarzt zu Holländer Erstlingen.

Die beste Pflanzzeit für die Kartoffeln:

Kartoffeln

Pflanzzeit

Erntezeit

Frühe Sorten (wie zum Beispiel Granola, Agata, Annabelle, Berber)

Ende März

Mitte Juni

Mittelfrühe Sorten (wie zum Beispiel Saskia, Hansa, Cilena)

Mitte April bis Mitte Mai

Mitte August

Späte Sorten (Bamberger Hörnchen, Palma, Holländer Erstlinge)

Mitte April bis Mitte Mai

bis Ende Oktober

Kartoffeln im Kübel pflanzen: Diese Erde eignet sich besonders gut

Kartoffeln gehören zur Familie der Nachtschattengewächse und sind wie die Tomate ein sogenannter Starkzehrer. Das bedeutet, dass diese Pflanze während der Wachstumsphase besonders viele Nährstoffe benötigt. Der Pflanzenarzt empfiehlt: „Kompost eignet sich besonders gut." Und dazu alte Erde, zum Beispiel solche aus den Blumenkästen.

Mehr dazu: Pflanzerde oder Blumenerde: Was ist der Unterschied?

„Die alte Erde kann dann im Verhältnis 1:4 mit Kompost gemischt werden. Also einen Teil Kompost, der Rest alte Erde.“ Zusätzlich sollte dann noch darauf geachtet werden, dass die Kartoffeln regelmäßig gedüngt werden, so der Pflanzen-Experte.

Hierfür empfiehlt er Naturdünger mit einer Extra-Portion Kali, die z.B. in Tomatendünger zu finden ist. „Tomaten und Kartoffeln sich nämlich recht ähnliche Pflanzen“, weiß Wadas.

So wählen Sie den richtigen Standort aus

Für eine gute Ernte und hohe Erträge eignen sich warme, sonnige und wenn möglich vor Witterung geschützte Standorte. Auch wenn die Knollen schlechtes Wetter gut vertragen, kann ein Regenschutz dazu beitragen, dass einige Kartoffelkrankheiten wie zum Beispiel Ringfäule vermeiden lassen.

Besonders gut ist ein Platz für den Kübel an einer nach Süden ausgerichteten Wand oder ein Dachüberstand auf dem Balkon oder der Terrasse geeignet, um die Kartoffeln vor Wettereinflüssen zu schützen.

Sowohl ein Standort im Halbschatten als auch direkte Sonneneinstrahlung würden sich eignen, so Wadas. Er gibt jedoch zu bedenken, dass die Pflanze in der Sonne deutlich mehr Wasser brauche und häufiger gegossen werden müsse.

Dieses Thema könnte Sie auch interessieren: Bewässerungssystem Balkon: So werden Ihre Pflanzen automatisch gegossen

Tipp: Wenn Sie Kartoffeln in einem Hochbeet oder Beet im Garten anpflanzen wollen, am besten nicht neben Tomaten. Denn obwohl sich Nachtschattengewächse gut vertragen, können die natürlichen Wurzelausscheidungen nur unzureichend wachsen. Außerdem können Kartoffeln von Kraut- und Braunfäule befallen werden. Krankheiten, mit denen sich Tomaten anstecken können.

Topf selber basteln: So geht es

  1. Als Erstes zwei Plastiktöpfe mit dünnen Wänden wählen, die zehn bis 20 Liter Fassungsvermögen haben.

  1. Mit einem Teppichmesser oder etwas Ähnlichem drei gleich große Schaufenster in einen der Töpfe schneiden. Achten Sie darauf, dass die Stege zwischen den einzelnen Fenstern nicht zu dünn werden.

  2. Nehmen Sie nun einen zweiten Topf (ohne Fenster) und stellen Sie den ersten mit den Fenstern hinein. Fertig ist ihr 'Potato Pot' bzw. Kartoffeltopf.

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Kartoffeln im Kübel anpflanzen: Anleitung

  1. Topf oder Pflanzsack mit einer etwa 10 cm hohen Drainageschicht aus Blähton, Tonscherben oder Kies befüllen.

  2. Dann ca. 15 cm hoch das Pflanzsubstrat in den Sack oder Kübel geben.

  3. Je nach Größe des Kübels, Eimers oder Sacks etwa 3 Pflanzkartoffeln mittig auslegen. Die vorgekeimten Knollen dabei mit den Trieben nach oben legen. Der Abstand zwischen den Kartoffeln sollte etwa 10 cm betragen. Dann den Behälter mit Erde auffüllen, sodass die Kartoffeln bedeckt sind.

  4. Kübel oder Sack an den gewählten Standort stellen und gleichmäßig feucht halten, allerdings darf keine Staunässe entstehen. Sind die Kartoffelpflanzen ca. 10 cm hoch gewachsen, können Sie Substrat nachfüllen. Wichtig ist, dass die Triebspitzen dabei immer noch aus der Erde schauen.

  5. Je höher die Kartoffelpflanzen wachsen, desto mehr Erde wird in den Kübel oder Sack nachgefüllt. Mit der Zeit ist der Behälter schließlich bis zum Rand gefüllt, doch die Pflanzen schauen weiterhin aus der Erde heraus. So entstehen die Kartoffeln in verschiedenen Schichten.

    Im Beet wird das Anhäufen etwas anders vorgenommen, jedoch lassen sich die Kartoffeln mit dieser Methode gut im Topf ziehen.

  6. Wenn der Kübel oder Kartoffelsack komplett mit Erde aufgefüllt ist, werden die Pflanzen bis zur Ernte wöchentlich mit einem Flüssigdünger versorgt.

René Wadas Geheimtipp

Wer seinen Ertrag erhöhen will, dem empfiehlt Wadas folgendes Vorgehen:

Füllen Sie den Topf nicht gleich komplett mit Erde, sondern gehen Sie wie folgt vor: Füllen Sie ca. zehn Zentimeter Erde in den Topf und legen Sie dann die Kartoffel hinein. Dann füllen Sie weitere zehn Zentimeter Erde nach. Nun warten Sie, bis die Kartoffel durchgetrieben ist. Das erkennen Sie daran, dass Sie die Triebe sehen können. Dann geben Sie erneut Erde darauf und warten, bis schließlich zwei bis drei Blätter rausgucken. Sobald Sie diese sehen, können Sie den Topf randvoll mit Erde füllen.

Mit dieser Methode können Sie Kartoffeln übereinander anbauen und den Ertrag erhöhen.

So düngen Sie richtig

Kartoffeln im Topf lassen sich besonders gut mit einem Flüssigdünger düngen, sodass sie als Starkzehrer ausreichend mit Nährstoffen versorgt sind. Zu empfehlen ist eine ausgewogene Düngung. In der zweiten Hälfte des Anbaues können Sie die Stickstoffgabe etwas reduzieren, damit sich die Qualität der Knollen nicht verschlechtert und sie nicht so anfällig für Krankheiten und Schädlinge werden.

Mehr dazu: Bio-Dünger: Für Gemüse und Pflanzen ohne Chemie

Wenn Sie Bio-Dünger bevorzugen, können Sie den Boden der Kartoffeln auch mit Kompost düngen. Oder generell organische Dünger wie Kuh- und Pferdemist, Brennnesseljauche oder Hornspäne verwenden. Diese Mittel sind umweltfreundlich und effektiv.

Wann werden die Kartoffeln im Topf geerntet?

Die ersten Kartoffeln im Topf sind nach etwa drei bis vier Monaten bereit für die Ernte. Bei Frühkartoffeln können Sie die Knollen schon bei grünem Laub ernten, bei späteren Sorten erst, wenn das Laub abstirbt. Es lohnt sich auch ein Blick auf das Kartoffelkraut (die Kartoffelpflanze). Ist dieses verwelkt, können die Kartoffeln geerntet werden. Lagerkartoffeln können Sie erst zwei Wochen nach dem Verwelken der Pflanze ernten. Einzelne Knollen können Sie jedoch entnehmen, sobald diese groß genug sind.

Lesen Sie auch: Paprika anpflanzen: Tipps für Pflege und Ernte im Garten

Ein weiteres Indiz dafür, dass die Kartoffeln erntereif sind, ist, dass sich die Schale nicht mehr abreiben lässt. Dann können Sie den ersten Topf ihres Kartoffeltopfes aus dem zweiten Topf herausziehen und so die Kartoffeln ernten. Oder diese mit den Händen und einer kleinen Gartenschaufel ausbuddeln.

Tipp: Die Erde der Kartoffeln können Sie nach der Ernte für andere Gemüsearten wie Salat oder Kohl verwenden. Nur für andere Nachtschattengewächse nicht.

*Affiliate-Links