Papierfische bekämpfen: Darauf müssen Sie achten
Papierfischchen sind ziemlich lästig. Das Ungeziefer wird man fast unmöglich los, zudem können sie Bücher, Fotos & Co. beschädigen. Eine Expertin erklärt, was Sie gegen die Schädlinge tun können.
Papierfischchen sind ziemlich lästig. Das Ungeziefer wird man fast unmöglich los, zudem können sie Bücher, Fotos & Co. beschädigen. Eine Expertin erklärt, was Sie gegen die Schädlinge tun können.
Sie sind kleine, lästige Mitbewohner: Ungeziefer wie Papierfischchen kann man zu Hause wirklich nicht gebrauchen.
Doch woran kann man den Schädling erkennen, um rechtzeitig gegen ihn vorzugehen und inwieweit unterscheidet er sich von Silberfischen? Das alles und welche Mittel Ihnen dabei helfen, Papierfische zu bekämpfen, erfahren Sie im Artikel.
Bärbel Holl ist Schädlingsbekämpferin, Gründerin und Chefin von besto hygienica, einer ganzheitlichen und ökologischen Schädlingbekämpfung.
Außerdem ist sie Vorsitzende des Prüfungsausschusses zum geprüften Schädlingsbekämpfer bei der IHK Mittlerer Niederrhein, Dozentin sowie 1. Vorsitzende des Vereins zur Förderung ökologischer Schädlingsbekämpfung, einem Berufsverband, dem bundesweit 150 Firmen angehören, die in der Schädlingsbekämpfung tätig sind.
Sie war zudem schon als Expertin in zahlreichen TV- und Radiobeiträgen zu Gast und gibt Seminare und Vorträge.
Mehr über die Expertin sowie Kontaktmöglichkeiten finden Sie auf der Website von besto hygienica.
Den Papierfisch erkennen: ein kurzer Schädlings-Steckbrief
wird bis zu 18 Millimeter lang
hat braune und graue Schuppen
optisch leicht gesprenkelt und matt
häutet sich regelmäßig
kann bis zu zehn Jahre alt werden
kann bis zu einem Jahr hungern
hat sowohl am Kopf als auch am anderen Ende schwanzartige, fühlerartige Filamente
Im folgenden Video erfahren Sie noch weitere spannende Fakten und Wissenswertes über die Papierfischchen (der Artikel geht unter dem Video weiter):
Die kleinen Ungeziefer existieren schon länger als die Menschheit selbst. Es gibt sie schon mehr als 300 Millionen Jahren und sie gelten als die Ur-Insekten der Erde. Mit den Silberfischen zählen sie zur Familie der Schuppenfischchen (Lepismatidae).
Es handelt sich bei den Tierchen – der lateinische Name ist Ctenolepisma longicaudata – um nachtaktive Insekten, die nachts auch auf Nahrungssuche gehen. Sie meiden vorzugsweise helles Licht und sind daher besonders am Tag überwiegend an dunkleren Orten – wie in Möbeln, Regalen, hinter Büchern oder in Ritzen von Wänden – aufzufinden. Sie können sich aber auch an anderen, trockenen Orten wie der Garage oder in einem Schuppen aufhalten.
In der Regel wird ein Befall meist erst recht spät bemerkt und ist für Laien auf den ersten Blick nicht direkt erkennbar.
Was ist der Unterschied zwischen Silberfischchen und Papierfischchen?
Achtung, Verwechslungsgefahr! Obwohl sie sich für ein Laienauge nicht groß unterscheiden lassen, sind Silberfische und Papierfische unterschiedlicher, als man zunächst annimmt.
Silberfische sind in den deutschen Haushalten vermutlich der bekanntere Plagegeist aus der Familie der Fischchen. Wahrscheinlich hat schon so gut wie jeder einmal dieses Insekt im Badezimmer krabbeln sehen.
Dort halten sich die Silberfische nämlich auch am liebsten auf, eben wo es möglichst warm und feucht ist. Das ist schon einer der großen Unterschiede zu den Papierfischen, die sich ja im Gegenzug lieber an warmen, trockenen und dunklen Orten wohlfühlen.
Auch optisch unterscheiden sich die beiden kriechenden Insekten. Während der Papierfisch leicht gesprenkelt und matt ist, sind Silberfischchen überwiegend silbergrau bis silbrig-schwarz.
Außerdem sind Silberfischchen etwas kleiner als ihre lichtscheuen Verwandten. Während der Papierfisch eine Größe zwischen 15 und 18 Millimetern erreichen kann, wird der Silberfisch in der Regel nur etwa zwölf Millimeter lang. Und Papierfische haben längere Antennen als Silberfische.
Mehr zum Thema Silberfische: Diese Hausmittel machen den flinken Insekten den Garaus
Warum habe ich den Schädling in der Wohnung?
Entdecken Sie in Ihrem Bücherregal ein Papierfischchen, was vorbeihuscht? Sie sind damit nicht alleine. Die Schädlinge sind seit einigen Jahren zunehmend in deutschen Haushalten aufzufinden. Und sie fühlen sich besonders in den Neubauten sehr wohl.
Kein Wunder, denn die neuen Häuser und Wohnungen bieten den Insekten ideale Lebensbedingungen – das bestätigt auch Bärbel Holl im Gespräch mit Liebenswert. "Die moderne Bauweise ist eines der ganz großen Probleme", so die Schädlingsbekämpferin. So hat sie bei etlichen befallenen Häusern – Neubauten – schnell eins festgestellt: Aufgrund der heutigen Trockenbauweise mit vielen Hohlräumen, die als Verstecke dienen, fühlen sich die Tierchen besonders wohl.
Die Papierfischchen bevorzugen Temperaturen von 20 bis 26° C. Aufgrund der guten Dämmungen ist diese Voraussetzung gegeben, da in Neubauten meist ziemlich konstante Temperaturen herrschen.
Außerdem findet das Ungeziefer dort auch hervorragend Nahrung. Denn die Tierchen spalten Zellulosefasern mit körpereigener Cellulase zu Zucker auf und machen sie essbar. Besonders auf ihrem Speiseplan stehen daher Fotos, Dokumente und Bücher. Aber auch die Tapete und Kleidung kann ihnen zum Opfer fallen.
Doch geben Sie sich nicht die Schuld für die Tierchen in Ihrem Zuhause. Es ist keine Folge von mangelnder Hygiene oder einem falschen Lebensstil. "Die Tiere werden mit den Baumaterialien eingeschleppt", so die Expertin.
Ein zusätzliches Problem ist laut der Schädlingsbekämpferin der weltweite Warentransport weltweit und das Bestellen direkt ins Haus. "Die Papierfischchen befinden sich im Füllmaterial, in den Kartonagen und zum Teil sogar in eingeschweißten Produkten", weiß Bärbel Holl aus Erfahrung. Sie empfiehlt daher, beim Auspacken sehr achtsam zu sein und Kartons und andere Verpackungen schnellstens zu entsorgen.
Ist das Ungeziefer gefährlich?
Auch wenn Papierfische zu Hause ziemlich lästig sind, stellen sie per se keine Gefahr dar – jedenfalls auf den ersten Blick nicht direkt für Menschen oder deren Gesundheit, da sie keine Krankheiten übertragen.
Die Papierfische können allerdings eine wahre psychische Belastung werden, das weiß die Schädlingsbekämpferin aus Erfahrungen mit Betroffenen.
Das große Hauptproblem aller Betroffenen: Ekel. "Ich habe mich sehr früh mit diesen Fischchen auseinandergesetzt, weil es wirklich etwas ist, was die Menschen völlig fertig macht."
Sie hatte bereits Fälle von Betroffenen, da seien die Fischchen überall aufgetaucht – im Pullover aus dem Schrank, im Bett unter dem Kopfkissen, zwischen Kaffeepads. "Das nimmt Betroffenen vollkommen die Lebensqualität", so die 1. Vorsitzende des Vereins zur Förderung ökologischer Schädlingsbekämpfung.
Und auch in anderen Bereichen sind die Insekten durchaus ein echtes Problem. Denn sie können unschöne und ärgerliche Fraßschäden an Büchern, wichtigen Dokumenten und Bildern verursachen. Besonders in Büchereien, Museen und Archiven können die Insekten große Schäden anrichten.
Wie wird man Papierfischchen los?
Haben es sich Papierfischchen in Ihrem Zuhause gemütlich gemacht und hinterlassen – zu Ihrem Ärger – Löcher in sämtlichen Büchern und schönen Bildern? Es gibt eine gute Nachricht: Die Plagegeister lassen sich zum Glück bekämpfen.
Leider wird ein Versuch auf eigene Faust nicht funktionieren, da Hausmittel wie Backpulver oder Essig bei diesen Tieren nichts nützen, so Bärbel Holl.
Die Expertin hat inzwischen schon jahrzehntelange Erfahrung in der Schädlingsbekämpfung und unterstützt auch immer den Versuch, lästige Tiere wie Wespen, Bettwanzen und ähnliches mit Hausmitteln loszuwerden und ihnen Einhalt zu gebieten.
Doch wenn Sie einen Befall durch Papierfischchen bei sich zu Hause feststellen, gibt es laut Bärbel Holl nur eine wirklich effektive Methode der Bekämpfung:
Ziehen Sie einen professionellen Schädlingsbekämpfer zu Rate. Das bestätigt auch die Expertin. "Bei Papierfischchen muss wirklich ein Profi ran, der weiß, was er tut."
Laut der Schädlingsbekämpferin gibt es zwei passende, zugelassene Mittel, die allerdings nicht für den Laien geeignet sind. In der Handhabung seien die Mittel zwar sehr harmlos, allerdings ist der Wirkstoff höchst toxisch. Für den Menschen sei dieser nicht belastend. Die Schädlingsbekämpfer führen dieses Mittel dann überall – in jede Ritze – ein. "Die Papierfischchen fressen das dann und sterben."
Die Erfolgsquote ist dabei sehr hoch. Es gäbe zwar laut der Expertin keine 100-prozentige Garantie, dass die Papierfischchen danach endgültig abgestorben sind – möglicherweise sind noch in manchen Verstecken Eier hinterblieben. Doch es lohnt sich wirklich aus Erfahrung – so die Schädlingsbekämpferin – das zu machen.
Professionelle Schädlingsbekämpfung um Hilfe bitten: zu welchem Zeitpunkt?
Die Expertin rät im Liebenswert-Interview dazu, einen Schädlingsbekämpfer hinzuzuziehen, wenn Sie täglich mehr als zehn Papierfische regelmäßig in Ihrer Wohnung sehen.
Welche Maßnahmen kann ich selbst ergreifen?
Tipp der Expertin: Abdichten ist eins der wichtigsten Dinge überhaupt!
"Schauen Sie sich ganz genau nach feinen Rissen – oberhalb von Türen, an Fußleisten – und verschließen diese Verstecke und Risse mit einem entsprechenden Abdichtungsmittel." Welches speziell für Sie infrage kommt, hängt vom Material ab. Informieren Sie sich hierfür am besten im Baumarkt.
Außerdem empfiehlt Bärbel Holl spezielle Fallen, die beim Nachweisen eines Befalls helfen können. Diese können Sie direkt bei einem Schädlingsbekämpfer anfordern. Diese können dann eine Orientierung geben, wie groß der Befall schon ist und welche Bereiche in Ihrem Zuhause besonders betroffen sind.
Davon rät die Expertin bei der Bekämpfung ab
"Die Möglichkeit, die Fischchen thermisch zu bekämpfen erweist sich als sehr schwierig, ist aufwendig und hochpreisig, hinterlässt eventuell Schäden in der Wohnung und bringt nicht unbedingt den erwünschten Erfolg."
Kälte sei laut der Expertin eine Möglichkeit, bei 0° Celsius sterben die Fischchen, das ließe sich aber zurzeit nicht umsetzen.
Zusätzlich sei dieses Verfahren ebenfalls schwierig, da sich die Tiere unseren Wetterbedingungen anpassen.
Wie kann ich einen Befall verhindern?
Leider gibt es laut der Expertin auch keine Möglichkeit, einen Befall zu umgehen oder vorzubeugen. Die Papierfischchen sind laut der Schädlingsbekämpferin absolut unberechenbar. Zudem lässt es sich aufgrund der modernen Baumethoden nicht vermeiden, da die Tiere bereits beim Bau durch die Materialien eingeschleppt werden.
Fazit
Haben Sie Papierfische in Ihrem Zuhause entdeckt, scheuen Sie sich auf keinen Fall davor, einen professionellen Schädlingsbekämpfer in Ihrer Nähe zu kontaktieren. Dieser kann mit großer Wahrscheinlichkeit den Schädling bekämpfen.
Quelle
Bärbel Holl, Schädlingsbekämpferin