Schädling

So können Sie den Kohlweißling bekämpfen!

Klein, aber oho! Die Raupen können große Schäden verursachen. Erfahren Sie im Artikel, was bei Befall hilft.

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Als Falter sieht er mit seinen hellen Flügeln und der feschen Zeichnung wunderschön aus, doch seine Raupen richten im Garten und auf Feldern immensen Schaden an. Zum Glück können Hausmittel helfen, dem Schädling erst gar keine Chance zu geben, Unheil zu stiften. Erfahren Sie im Artikel, wie Sie den Kohlweißling bekämpfen und einem Befall vorbeugen. Für die besten Hausmittel hat Liebenswert auch bei Pflanzenarzt René Wadas nachgefragt.

Kohlweißling bekämpfen
Unser Experte

René Wadas ist Pflanzenarzt. Nach einer klassischen Ausbildung zum Zierpflanzen-Gärtner machte er sich 1989 selbstständig als Pflanzenarzt.

Seit 2006 verzichtet er konsequent auf Chemie und Pestizide. Er ist überzeugt: Natur ist die beste Medizin.

Wer ist der Schädling?

Vorkommen und Lebensweise des Plagegeistes

Der Kohlweißling ist ein Tagfalter, der, wie sein Name schon verrät, zu der Familie der Weißlinge gehört, übrigens genauso der Zitronenfalter. Der Vorsatz "Kohl" kommt ebenfalls nicht von ungefähr, denn den liebt er als Nahrungsquelle besonders. 

Bei uns in Mitteleuropa gehören die Schmetterlinge zu den häufigsten Tagfaltern, gelegentlich ist er auch in Nordafrika anzutreffen. Sie haben an ihren Lebensraum keine großen Ansprüche, fühlen sich aber im offenen Gelände und Wiesen, aber auch Kulturland besonders wohl. Hier ist er zwischen Frühjahr und Herbst anzutreffen und erscheint in diesem Zeitraum in zwei bis vier Generationen. Den Winter überbrückt die Raupe verpuppt. 

Bei den Kohlweißlingen stellt sich eine große Frage: Ist er wirklich ein Schädling? Oder sogar ein Nützling? Das ist mit einem klaren Jein zu beantworten. 

Kohlweißling bekämpfen
Der Kohlweißling ernährt sich als Falter vom Nektar. Foto: Artlanes/iStock

Die Schmetterlinge ernähren sich von Nektar und stellen so für Pflanzen und Co. keine Gefahr dar. Ein wirklicher Nützling ist der hübsche Tagfalter aber auch nicht. Wer allerdings ein großes Problem für Hobbygärtner und Bauern darstellt, sind die Larven. Das Schadbild ist also die Schuld der kleinen Raupen, diese fressen sich nämlich allzu gerne durch Blätter und Gemüse. Und das hat ihnen den Ruf als Schädling eingebracht. 

Bei uns gibt es zwei Arten, die den Gärtnern und Bauern das Leben schwer machen:

Kleiner Kohlweißling

Pieris rapae ist der lateinische Name des kleinen Übeltäters. Er legt seine blassgelben Eier einzeln auf Blattunterseiten im April und Juli ab. Die Raupen, die schlüpfen, werden circa 2,5 Zentimeter lang und sind hellgrün, mit sehr kurzen hellen Borsten.

Als Schmetterling erreicht er eine Flügelspannweite von vier bis fünf Zentimetern. Diese sind cremefarben und mit leicht schwarz-grauen Rändern geziert. Männliche Exemplare haben einen grauen Punkt, weibliche Schmetterlinge haben sogar zwei, die stärker ausgeprägt sind!  

Großer Kohlweißling

Der große Kohlweißling wird auch Pieris brassicae genannt. Der Falter legt von Mai bis Juli leuchtend gelbe Eier ab. Im Gegensatz zum kleinen Kohlweißling allerdings nicht einzeln, sondern in Gruppen! Nach dem Schlüpfen bleiben diese Gruppen als eine Art Kindergarten bestehen. Die Raupen sind grün und ihr Rücken ist durch eine schwarze Musterung gezeichnet.

Wie bei seinem kleineren Verwandten sind die Flügel sind überwiegend hell und haben nur einen schwarzen Rand, auch hier haben die Weibchen zwei Punkte, die Männchen allerdings keinen. 

Die Unterschiede

Während sich die Raupen sehr gut auseinanderhalten lassen, ist das bei den Schmetterlingen etwas kniffliger. Der beste Anhaltspunkt ist hier tatsächlich die Größe! Der kleine Kohlweißling ist bei uns auch weiter verbreitet. Tummelt sich ein Kohlweißling bei Ihnen im Garten, handelt es sich also höchstwahrscheinlich um einen Pieris rapae.

Kohlweißling bekämpfen
Der große und kleine Kohlweißling sind nicht immer leicht zu unterscheiden! Foto: Liebenswert.de & iStock (Motoianu Alexandra Theodora, NPavelN)

Die Eier und Larven des Kohlweißlings

Der Schmetterling legt nach der Paarung seine Eier auf der Blattunterseite ab, aus denen dann nach circa 10-14 Tagen die gierigen Raupen schlüpfen. Das geschieht im Frühjahr, je nach Art ist der Start April oder Mai. So kommt es auch, dass der Hauptschaden im Juni und Juli auftritt.

Schlüpfen Kohlweißling-Raupen, sind sie circa ein Zentimeter groß, wachsen dann aber fleißig! So werden die Larven des großen Kohlweißlings bis zu fünf Zentimeter groß, die des kleinen circa 3 Zentimeter groß.

Die nimmersatten Raupen haben sich mit dem Kohl eine optimale Nahrungsquelle ausgesucht. Sie selbst finden die in ihm enthaltenen Senföle herrlich und werden durch sie nahezu magisch angezogen. Vögeln und anderen möglichen Fressfeinden bekommen diese aber gar nicht, daher geht von ihnen auch keine Gefahr aus. Ganz im Gegenteil! Nehmen die Raupen die sogenannten Senfölglycoside auf und verarbeiten sie diese während des Stoffwechsels, entsteht unter anderem das giftige Isothiocyanate.  Das reizt Schleimhäute und hat negative Auswirkungen auf die Hormonproduktion. So futtern sie sich ungestört drei bis vier Wochen durch, bis sie ihre nächste Lebensphase erreichen.

Der Schmetterling

Nachdem sie sich an den Pflanzen ordentlich satt gefressen haben, ziehen sie sich für die Verpuppung zurück. Hat sich die Raupe dann ihre Puppe gesponnen, verbringt sie dort circa drei Wochen, um dann als Schmetterling für eine neue Generation und somit auch einen neuen Befall zu sorgen. 

So erkennen Sie den Kohlweißling

Den Schädling erkennen Sie zum einen an den adulten Schmetterlingen, die sich im Garten tummeln. Viel ärgerlicher ist allerdings das Schadbild, das die Raupen an den geliebten Pflanzen anrichten.   

Schadbild des Kohlweißling

Die Larven fressen sich durch die Blätter, das ist zunächst als Lochfraß zu erkennen, sprich die Blätter sehen durchlöchert aus. Später kann das in den sogenannten Skelettfraß übergehen, hier sind nur noch die Blattadern übrig. Ohne diese kann die Wirtspflanze nicht überleben, denn ohne Blätter ist es ihr kaum möglich ihren Stoffwechsel aufrechtzuerhalten.

Kohlweißling bekämpfen Schadbild
Die Raupe des großen Kohlweißlings frisst sich hier fleißig durch Blätter. Foto: Eivaisla/iStock

Ganz schöner Schlamassel, wenn das im eigenen Garten oder Feld passiert. Doch um welche Pflanzen müssen Gärtner bangen?

Folgendes steht auf dem Speiseplan der Plagegeister:

  • Weißkohl

  • Spitzkohl

  • Blumenkohl

  • Kohlrabi 

  • Raps

  • Senf

  • Rüben

  • Rettich 

  • Radieschen

  • Rucola 

  • Zwiebeln

  • Kapuzinerkresse

Ein größerer Schädling ist hierbei aber tatsächlich der kleine Kohlweißling. Die Insekten gehören in der Landwirtschaft und dem Gemüseanbau zu den gefürchtesten Gegenspielern der Bauern. Denn der große Kohlweißling befällt wirklich nur Kohlarten, der kleine Kohlweißling ist etwas gieriger und lässt sich auch andere Pflanzen schmecken. Außerdem reichen ihm die Kohlblätter nicht. Nein, er frisst sich tief ins Innere, was ihm den Spitznamen "Herzwurm" eingebracht hat.

Alles rund um Pflanzen und ihre Pflege finden Sie im großen Nachschlagewerk von René Wadas:

Was kann ich gegen Kohlweißlinge tun?

Im Fachhandel gibt es Pflanzenschutzmittel, die die Raupen abtöten! Allerdings tötet dieses oft auch die Nützlinge und andere Insekten. Gemüse, das mit ihnen behandelt wurde, hat oft auch nicht mehr Bio-Qualität. Daher sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass man sich für ein Mittel entscheidet, dass die Nützlinge im Garten oder Feld nicht angreift.

Durch Hecken und Feldränder kann man die Nützlinge, die im Gegenzug die Schädlinge im Zaum halten, gezielt fördern. Schlupfwespen, genauer gesagt die Kohlweißling-Schlupfwespe, helfen als natürliche Feinde dabei, den Kohlweißling zu bekämpfen. Besonders wirksam sind sie 10 Meter rund um die Nektarquellen. Auch im Gewächshaus werden die Wespen als natürliche Fressfeinde eingesetzt. 

Der Pflanzenarzt rät im Interview: "Hilfreich ist es auch, die Blattunterseiten auf mögliche Gelege zu überprüfen." Entdeckt man auf Pflanzen oder dem Gemüse Raupen, sollte man sie einsammeln und mindestens 25 Meter wegtragen, um so den Befall zu verringern.

Weder die Raupen noch die Falter des Kohlweißling mögen den Geruch von Pulver. Das kann man sich bei der Bekämpfung zu gute machen. Statt Pestiziden helfen so Hausmittel die Kohlweißlinge wieder loszuwerden. 

Knoblauchpulver, Algenkalk oder Steinmehl auf die befallenen Pflanzen geben, das sollte die Falter und potenziellen Raupen vertreiben.

Der Experte hat außerdem noch einen Tipp: "Ganz besonders hilfreich sind Mischkulturen. Hierfür Pflanzen wählen, deren Duft die Tierchen irritiert und somit fernhält. Das kann Rainfarn, Pfefferminze oder Lavendel sein." Nach diesem Prinzip funktionieren auch Thymian und Salbei. Der strenge Geruch lenkt die Plagegeister vom Objekt ihrer Begierde ab.

Der Geheimtipp von René Wadas

"Die ultimative Mischkultur entsteht durch das Pflanzen von Leguminosen (zum Beispiel Wicken, Bohnen, Klee und Lupinen). Der Kohlweißling wird auch hier abgelenkt, doch das ist längst nicht alles! Leguminosen binden Stickstoff aus der Luft und versorgen damit dann auch den Kohl. Dadurch, dass der ganze Boden bewachsen ist, bleibt die Feuchtigkeit länger erhalten. So wird der Kohl zusätzlich mit Wasser versorgt."

René Wadas räumt im Gespräch auch mit oft kursierenden Tipps auf: "Bei der Bekämpfung sollte man auf Tabak oder in Wasser aufgelöste Zigarettenstummel verzichten. Das darin enthaltene Nikotin ist giftig und schädlich!"

Auch wenn diese Tipps oft empfohlen werden, sollte man es daher zunächst lieber mit schonenderen Hausmitteln versuchen.

Vorbeugende Maßnahmen

Um die Puppen, die überwintern zu bekämpfen ist außerdem eine gute Bodenbearbeitung wichtig. Um dem Kohlweißling erst gar nicht zu ermöglichen, Eier abzulegen, sollten um anfällige Pflanzen und Gemüse engmaschige Netze gespannt werden. Am besten eignen sich Maschen von 1,5 bis 2 Millimeter!

Zum Pflanzenschutz sollten sie aber auch darauf achten, dass das Netz weder Feuchtigkeit noch Sonnenlicht blockiert. Das Gute: Das Netz hält auch andere Insekten und Plagegeister wie die Kohlfliege und Co. fern.

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Quellen

  • NABU

  • Mein schöner Garten

  • Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt