Demenzkranke pflegen verwaiste Kätzchen
Katzenbabys sind zuckersüß, doch als Waisen sind sie auf die Hilfe des Menschen angewiesen. Die gibt es nun von Demenzkranken, die durch ein neues Projekt zu Pflegeltern werden.
In einer Residenz für Senioren mit Demenz ist es seit einigen Wochen deutlich zu hören: das Miauen von Kätzchen. Das neue Hintergrundgeräusch ist zusammen mit vielen zufriedenen Gesichtern das Ergebnis einer neuen Partnerschaft zwischen einem Tierheim und einer Seniorenresidenz für Demenzerkrankte in Pima, Arizona. Dort päppeln Menschen, die an der tückischen Krankheit leiden, verwaiste Babykätzchen auf und sorgen damit für die wohl süßeste Geschichte des Jahres.
Pionier-Projekt mit Pflegeeinrichtung
Das Pima Animal Care Center (ortsansässiges Tierheim) nahm im vergangenen Geschäftsjahr über 2.100 verwaiste Babykatzen auf. Eine Mammut-Aufgabe, da die Kätzchen eine Pflege rund um die Uhr benötigen. Den kleinen Fellnasen fehlen wichtige Wochen der Entwöhnungsphase, die die Katzenmama eigentlich selbst in die Pfoten nimmt. Bei unzureichender Zuneigung drohen den Babykatzen Probleme bei der Sozialisierung und mit ihrer Gesundheit. Die Idee einer Partnerschaft mit der Pflegeeinrichtung Catalina Springs Memory Care wurde durch eine Angestellte der Seniorenresidenz, die zuvor selbst Kätzchen pflegte, initiiert: Die Bewohnergemeinschaft der Pflegeeinrichtung betreut jeweils zwei Kätzchen.
Mitte Oktober 2016 war es so weit: Das „Bottle Babies“-Projekt (auf Deutsch: Flaschenkinder) begann mit den beiden Wurfgeschwistern Peaches und Turtle, die mit einem Körpergewicht von nur je 200 Gramm in dem Heim für Demenzkranke ankamen. Dort bekamen die beiden die Liebe, Fürsorge und Flaschenfütterung, die sie so dringend brauchten, um fit zu werden. Nach vier Wochen hatten sie bereits ordentlich an Gewicht zugelegt, bevor es zur Weitervermittlung zurück ins Tierheim ging. Doch das Ganze hat noch einen ganz anderen Hintergedanken: Nicht nur die Tiere profitieren von dem Projekt, auch die Patienten sind total angetan.
Kätzchen wecken Erinnerungen
„Für einige ist es wohl am Anfang befremdlich: Bewohner, die selbst auf 'rundum die Uhr'-Pflege angewiesen sind, bekommen die Aufgabe, junge Katzen zu pflegen“, erklärt die Geschäftsführerin der Pflegeeinrichtung, Sharon Mercer, auf der Website der Kleinstadt. „Es gibt aber Fähigkeiten, Emotionen und Bedürfnisse, die einer an Demenz oder Alzheimer erkrankten Person nicht einfach fehlen. Das Bedürfnis Liebe zu geben und zu erfahren bleibt. Die Kätzchen haben uns die Möglichkeit gegeben dieses menschliche Grundbedürfnis, das jeder unserer Bewohner innehat, zu nähren.“
Und nicht nur das: Offenbar fördert die Pflege für die Babykätzchen die Fähigkeit, Erinnerungen zu wecken. „Viele Erinnerungen sind alleine durch das Kümmern um die Katzenbabys zurückgekommen”, bestätigte Rebecca Hamilton, die Leitung der Pflege, gegenüber ABC News, „Patienten sprechen von bereits lange verlorene Erinnerungen an eine Katze oder einen Hund, die sie als Kind hatten.“ Pünktlich zum diesjährigen Nikolaus gab es übrigens zwei neue Babykatzen für die rund 30 Patienten. Ein tolles Projekt, das hoffentlich hierzulande den ein oder anderen Nachahmer findet.
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