Buttons gegen Einsamkeit - auch in Deutschland denkbar?
In Großbritannien gibt es seit neuestem Buttons, die Leute zu Gesprächen animieren und damit Einsamkeit bekämpfen soll. Würde dieses Projekt auch in Deutschland funktionieren?
Initiative soll Gespräche unter Fremden ermöglichen
Manche Menschen mögen es zwar von Zeit zu Zeit alleine zu sein, einsam hingegen möchte niemand sein. Einsamkeit, das Gefühl sozialer Isolation und der Gedanke, niemanden zum Sprechen zu haben, ist allerdings kein seltenes Phänomen. Gerade ältere Menschen fürchten sich davor, aber auch jüngere Menschen sind in unserer schnelllebigen, hektischen Zeit häufig betroffen.
Mehr zum Thema: Was ein 90-Jähriger gegen Einsamkeit unternimmt
In Großbritannien startete nun eine Initiative, die zu mehr Gesprächen und einem kommunikativen Miteinander auffordert. An den U-Bahn-Stationen in London werden Buttons mit dem Spruch "Ich plaudere gerne" ("Happy to chat") verteilt. Dies soll einsamen Menschen die Hürde nehmen, unbekannte Menschen in der U-Bahn für einen kurzen oder auch längeren Plausch anzusprechen.
Unter dem Video geht der Artikel weiter.
Kampagne in Gedenken an ermordete Politikerin
Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlichten bereits einige Nutzer Fotos ihres Buttons mit dem Hinweis, gerne mitzumachen. Die Initiative geht von der Jo Cox Loneliness Kampagne aus. Diese hat es sich unter dem Slogan "Beginne ein Gespräch" zur Aufgabe gemacht, die wachsende Einsamkeit, unter der Menschen leiden, zu bekämpfen. Über ihre Einsamkeit sprechen öffentlich nur wenige, stattdessen schweigen viele aus falschem Schamgefühl.
Mehr zum Thema: Einsamer Witwer sucht Angel-Freund - wird überrascht
Die Auseinandersetzung mit Einsamkeit und die Entwicklung von Gegenmaßnahmen waren ein Anliegen der verstorbenen britischen Politikerin Jo Cox (✝41). Die britische Labour-Abgeordnete wurde im Juni 2016 ermordet. In ihrem Andenken wird die Arbeit fortgeführt und von ihrem Ehemann und ihrer Schwester unterstützt.
Einsamkeit macht Menschen krank
Einsamkeit kann aus unterschiedlichsten Gründen eintreten. Ob es der plötzliche Tod eines langjährigen Partners ist, oder ein schleichender Prozess, bei dem der Kontakt zu Freunden nach und nach einschläft: Jeder Mensch hat ein unterschiedliches Bedürfnis nach sozialer Interaktion und entsprechend unterschiedlich wird Einsamkeit wahrgenommen. Auch wer unter Gesellschaft ist, kann sich ausgeschlossen und einsam fühlen. Das Gefühl kann sogar krank machen und eine Altersdepression auslösen.
Sind Aktionen, wie die Buttons in London, auch eine Idee für Deutschland? Sicherlich ist das Projekt eine gute Initiative. Allerdings scheint in Großbritannien generell eine geringere Hemmschwelle vorzuherrschen, um mit Unbekannten in ein Gespräch zu kommen. Man plaudert allgemein mehr und von daher dürfte das Projekt dort erfolgreich sein. In Deutschland gibt es aber auch Maßnahmen gegen die soziale Isolation, beispielsweise vom Verein Initiative gegen Einsamkeit im Alter. Auf der Internetseite der gemeinnützigen Organisation kann man Freizeitangebote inserieren - so soll für mehr Geselligkeit unter Senioren gesorgt werden.