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Darmsanierung beim Hund: So gelingt der natürliche Aufbau der Darmflora

Wann eine Darmsanierung beim Hund sinnvoll ist und welche Hausmittel die Darmflora des Vierbeiners stärken.

Durchfall, Antibiotika oder Stress- es gibt Einiges, das Ihrem Hund auf den Magen schlagen kann. Oder wohl eher auf den Darm. Ist dieser nicht gesund, spielt aber nicht nur die Verdauung verrückt. 

Was können Sie tun, wenn die Darmgesundheit der Fellnase aus dem Gleichgewicht geraten ist? Möchte man die Darmflora wieder aufbauen und damit das Immunsystem des Tieres stärken, gibt es die Möglichkeit eine Darmsanierung beim Hund durchzuführen. Unter Experten ist deren Wirksamkeit allerdings umstritten. Tierärztin Dr. Petra Kölle, Oberärztin der Ernährungsberatung an der LMU in München, steht dem Thema kritisch gegenüber. Sie merkt an:"Hat das Tier Darmprobleme, bedarf es zunächst unbedingt einer Diagnose. Anhand dieser wird dann ein individueller Therapieansatz erarbeitet, da Darmerkrankungen seht viele verschiedene Ursachen haben können."

Eine generell richtige Therapie bei Gesundheitsfragen gibt es also so nicht. Umso wichtiger ist es, immer mit Ihrem Tierarzt oder Tierärztin auf die individuellen Bedürfnisse Ihres Vierbeiners einzugehen. Auch der Begriff Sanierung ist vielen ein Dorn im Auge. Vielmehr geht es um die Unterstützung bei der Regeneration. Entscheiden Sie sich, nach Rücksprache mit dem Tierarzt oder Tierärztin, für eine Darmsanierung hat Tierärztin Heike Listmann vom Dr. Hoelter Team wertvolle Tipps.

Darmsanierung beim Hund
Wie führt man eine Darmsanierung beim Hund durch? Foto: nikkimeel/iStock

Was ist eine Darmsanierung?

Eine intakter Darm ist essentiell für die Hundegesundheit Ihres Vierbeiners. Er ist zunächst für seine Verdauung und damit auch den regelmäßigen Stuhlgang verantwortlich. Das faszinierende Organ kann aber viel mehr!

Er ist das größte Immunorgan und trägt maßgeblich zur Bildung von Antikörpern bei. Der Darm Ihres Hundes bildet also einen großen Teil seines Immunsystems, genauer gesagt, circa 80  Prozent. Dieser besteht nicht nur aus den Darmzellen oder Enzymen, sondern auch aus Bakterien, die auf der Oberfläche des Darmes wachsen. All das bildet die Darmflora Ihres Tieres- in seiner Gesamtheit nennt man diese Organismen auch Darm-Mikrobiom. Und das hat bei einigen Gesundheitsfragen Ihres Hundes mitzureden. Das Mikrobiom, oder Mikrobiota, beeinflusst die Entwicklung von Allergien, Gewichtsverteilung aber auch wie Ihr Hund mit Stress zurecht kommt. Umso wichtiger also, die gesunden Bakterien der Darmflora zu schützen und zu vermehren. 

Der Weg vom Futternapf bis zum Stuhlgang ist mindestens genauso komplex wie die Organe, die dafür verantwortlich sind. So sieht der Verdauungstrakt Ihres Hundes aus:

Hundedarm
Bis zu 400 Bakterienstämme tummeln sich im Hundedarm. Foto: MuchMania/iStock/Liebenswert

Gesunde Bakterien? Ja, die gibt es- bei Ihrem Hund sind das zum Beispiel Lactobazillen, Enterokokken und Escherichia coli. Diese stehen mitunter vor großen Herausforderungen- zum Beispiel durch Stress, das Alter oder Magen-Darm-Erkrankungen. Hier kommt die Darmsanierung ins Spiel. Diese soll maßgeblich zur Erholung der Darmflora und damit der allgemeinen Gesundheit des Tieres beitragen. Die Expertin erklärt genauer: "Eine Darmsanierung beim Hund ist ein Prozess, mit dem die Darmgesundheit verbessert und das Gleichgewicht der Darmflora (Mikrobiota) wiederhergestellt werden kann. Eine Darmsanierung kann hilfreich sein, wenn der Hund Verdauungsprobleme, chronische Magen-Darm-Erkrankungen oder eine geschwächte Immunabwehr hat, da eine gesunde Darmflora für die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden des Hundes entscheidend ist."

Woran erkennt man aber einen gesunden Magen-Darm-Trakt und wann sollten Sie den Darm Ihres Hundes unterstützen?

Unsere Experten

Tierärztin Heike Listmann vom Dr. Hoelter Team hat mit uns über die Bedeutung und das Vorgehen einer Darmsanierung gesprochen.

Dr. med. vet. Petra Kölle von der tierärztlichen Fakultät der LMU München, ist nicht nur Fachärztin für Reptilien und Zierfische, sondern auch auf Ernährungsberatung von Kleintieren spezialisiert.

Dr. Thomas Rieker ist Medical Director bei AniCura in Ravensburg und steht dem Thema Darmsanierung sehr kritisch gegenüber.

Wann braucht der Darm Hilfe?

Ist die Darmflora nicht intakt, kann sie ihren gewohnten Aufgaben nicht richtig nachgehen. Die Darmschranke ist nicht mehr so widerstandsfähig, was bedeutet, Giftstoffe werden nur noch schlecht gefiltert, was wiederum Allergien oder Entzündungen zur Folge haben kann.

Die Darmgesundheit der Vierbeiner kann durch die unterschiedlichsten Faktoren aus dem Gleichgewicht geraten. Herrschen chronische Probleme, wie ständige Verstopfung oder Durchfall ist es wichtig, den Darm gezielt zu stärken, das Gleiche gilt bei Allergien.

Doch auch akute Beschwerden stiften Chaos. Erkrankungen wie Magen-Darm-Infekte, Giardien oder Würmer stören nicht nur  die Verdauung des Tieres. Sie prägen nachhaltig die Funktion der Darms. Bei einer Infektion mit Parasiten, Viren oder Bakterien mischen diese Erreger sich unter die gewünschten Keime, die für eine gesunde Darmfunktion benötigt werden, was zu einem Ungleichgewicht führt.

Achtung: Bestand eine Infektion mit solchen Parasiten, sollte diese erst vollständig behandelt sein, bevor man mit der Darmsanierung startet.

Auch eine Behandlung mit Antibiotika kann unter Umständen die gesunden Bakterien angreifen. Meist regenerieren sich diese von selbst wieder. Dieser Prozess kann aber einige Monate dauern. Möchte man sein Tier dabei unterstützen, kann auch hier die Darmsanierung helfen. Ebenfalls wird die Darmflora durch eine Wurmkur geschädigt, da auch diese oft nicht nur die unerwünschten Parasiten tötet. Hier kann die Darmsanierung helfen, dass Fehlbesiedlungen durch Bakterien und Pilzen Einhalt geboten wird und die gesunden Darmflora wieder hergestellt werden kann. Doch wie bekommen Sie die Hunde-Darmflora wieder in Schwung?

Die verschiedenen Schritte einer Darmsanierung

Wer eine Darmsanierung bei seinem Liebling vornehmen möchte, sollte das unbedingt vorher mit seinem Tierarzt oder Tierärztin besprechen.  Die Ernährung sollte nämlich nicht eigenständig umgestellt werden, auch sollte auf keine Fall selbstständig Medikamente gegeben werden.

Entscheidet man sich aber dazu, den Darm des Tieres zu sanieren, verläuft dieser Wiederaufbau in der Regel in mehreren Schritten. Über Wochen, oder je nach Bedarf auch Monate, wird so zur Regeneration beigetragen. Aber wie macht man eine Darmsanierung beim Hund?

1. Die richtige Ernährung

Der erste Schritt auf dem Weg zu einem gesunden Darm und einem guten Immunsystem ist es, die Fütterung  des Hundes zu hinterfragen. Wie bei uns Menschen hat die Nahrung einen großen Einfluss auf die Darmgesundheit und somit auch auf das allgemeine Wohlbefinden des Vierbeiners. Um den Speiseplan von Ihrem Hund optimal zu gestalten, wird beim Futter auf Allergien und die Zusammensetzung von Nährstoffen wie Kohlenhydraten und Fetten geachtet. Besteht eine Unversträglichkeit oder ein Bedarf an Nährstoffen? Die Tierärztin empfiehlt außerdem:

"Während einer Darmsanierung sollte der Hund eine leicht verdauliche, ausgewogene Ernährung erhalten. Zudem ist es wichtig, dem Hund keine Snacks oder Leckereien zu geben, die die Darmflora stören könnten - zum Beispiel schwer verdauliches wie Pansen oder Kauartikel aus Haut und Knorpel (z.B. Schweinsohren, Ochsenziemer). Einige Hunde können auch von einer hypoallergenen Diät profitieren, wenn sie auf bestimmte Nahrungsmittel empfindlich reagieren."

Wichtig ist es, die Futterumstellung schonend vorzunehmen, also schrittweise immer mehr des neuen Futters in die alte Nahrung mischen. Denn auch der Darm muss sich an die neue Fütterung erst gewöhnen. 

2. Ist eine Darmreinigung notwendig?

Im Zuge einer Darmsanierung begegnet man auch der Darmreinigung. Empfohlen wird oft, den Darm vor der Sanierung von Kot- oder Medikamentenresten zu befreien. Eine vermeintliche "Entschlackung" kann dann zum Beispiel durch Flohsamenschalen gemacht werden. Doch einige Experten stehen diesem Thema kritisch gegenüber. Dr. Thomas Rieker, Medical Director AniCura erzählt im Gespräch: "Der Darm beinhaltet keine Schlacke! Er hat eine Schleimhautschicht, die aus Zellen besteht und maßgeblich zum Schutz für die Gesundheit beiträgt. Der Mythos einer sogenannten Schlacke stammt aus dem 17. und 18. Jahrhundert."

Expertin Dr. Kölle erklärt weiter: "Da die Darmzellen sich alle 4-7 Tage komplett erneuern und Futter je nach Verdaulichkeit in 1-3 Tagen komplett verdaut ist, lagern sich keine „Schlacken“ im Darm an. Das Einzige, was man für einen gesunden Darm tun kann, ist die Darmflora („Mikrobiom“) zu pflegen, indem z.B. ausreichend Fasern ( = Präbiotika wie Zellulose, Pektin u.a.) in der Ration enthalten sind, um das Wachstum der „guten“ Bakterien zu fördern. Ein sehr hoher Fleischanteil in der Ration lässt eher die unerwünschten Bakterien wachsen, so dass die betroffenen Hunde vermehrt zu Durchfall neigen."

3. Behandlung mit Probiotika und Präbiotika

Eine weitere Möglichkeit die Gesundheit des Darmes zu unterstützen, ist die Gabe von Prä- und Probiotika. Doch wie funktionieren diese überhaupt? Dr. Listmann erklärt: "Die Darmflora Ihres Hundes können Sie durch eine ausgewogene Ernährung, reich an Ballaststoffen und hochwertigen Proteinen, wieder aufbauen." Möchte man die Darmflora weiter unterstützen , geht das mit einer Kombination aus sogenannten Prä- und Probiotika. Wie diese wirken erklärt die Tierärztin auch: " Zusätzlich können Probiotika und Präbiotika eingesetzt werden, um die gesunde Bakterienpopulation zu stärken. Probiotika sind lebende Mikroorganismen, meistens Bakterien, die in bestimmten Mengen verabreicht, einen gesundheitlichen Nutzen für den Wirt haben. Sie helfen dabei, das Gleichgewicht der Darmflora zu verbessern und das Immunsystem zu stärken.

Präbiotika hingegen sind nicht verdaubare Lebensmittelbestandteile, meistens bestimmte Arten von Fasern, die das Wachstum und die Aktivität von guten Bakterien im Darm fördern. Sie dienen den probiotischen Bakterien als Nahrung und unterstützen so ihre positive Wirkung. In manchen Fällen kann auch eine medizinische Behandlung notwendig sein, dies sollte jedoch immer in Absprache mit einem Tierarzt erfolgen."

Präbiotika sind aber noch weiterhin hilfreich, denn sie binden zusätzlich Schädlinge wie Inulin und schützen die Darmschleimhaut. Außerdem regulieren sie den pH-Wert des Darmes.

Darmflora mit Hausmitteln aufbauen

Viele Hundebesitzer wünschen sich einen natürlicheren Weg, das Tier bei seiner Gesundheit zu unterstützen.

Aber Achtung! Auch bei der Gabe von Hausmitteln gilt immer: Nur in Rücksprache mit dem Tierarzt!

Doch gibt es eine natürliche Option, den Darm zu unterstützen? Die Tierärtzin Dr. Listmann weiß mehr: "Ja, es gibt verschiedene Hausmittel, die zur Darmgesundheit bei Hunden beitragen können. Dazu gehören zum Beispiel fermentierte Lebensmittel, die natürliche Probiotika enthalten und die Darmflora unterstützen können. Auch die Gabe von speziellen Fasern, wie Flohsamenschalen, kann hilfreich sein. Darüber hinaus können einige Kräuter wie Oregano und Thymian helfen, unerwünschte Bakterien zu bekämpfen. Allerdings sollte man stets die Dosierung beachten und sicherstellen, dass die verwendeten Hausmittel für Hunde unbedenklich sind. Bei ernsthaften Verdauungsproblemen oder wenn Ihr Hund Zeichen von Unwohlsein zeigt, ist es jedoch immer empfehlenswert, einen Tierarzt zu konsultieren."

Die Hausmittel auf einen Blick

In dieser Bildergalerie finden Sie Hausmittel, die Ihrem Hund zu einer gesunden Darmflora verhelfen können:

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Darmsanierung Hund
Aloe Vera wirkt entzündungshemmend. Foto: penguiiin/iStock
Darmsanierung Hund
Auch Kokosöl kann bei der Regeneration. Foto: AnthonyRosenberg/iStock
Darmsanierung Hund
Bei Flohsamenschalen unbedingt auf die richtige Dosierung achten. Foto: handmadepictures /iStock
Darmsanierung Hund
Auch Joghurt tut den Darm-Bakterien machen. Foto: ollo / iStock
Darmsanierung Hund
Auch fermentierte Lebensmittel unterstützen die Darmflora. Foto: FotografiaBasica/iStock

Des Weiteren kann Joghurt zur Unterstützung beitragen. Denn auch bei den laktoseintoleranten Hunden helfen dessen gesunden Bakterien den Darm im Gleichgewicht zu halten. Leinöl und Kokosöl bieten Nährstoffe wie Omega-3-Fettsäuren und Vitamine. Aloe Vera ist generell giftig für Hunde. Bei der Darmsanierung wird es aber, meist in Form von Präparaten, für seine entzündungshemmenden Wirkstoffe eingesetzt. Auch Sauerkraut enthält Michsäurebakterien, die dem Hund bei der Regeneration helfen. Der Darm Ihres Hundes wird auch durch die Ballaststoffe und Vitamine in Bierhefe wieder angeregt. 

Prävention für einen gesunden Darm

Der Darm Ihres Hundes freut sich sehr über Ballaststoffe und genügend Proteine. Ihm ist schon viel geholfen, wenn auf eine ausgewogene Ernährung und qualitativ hochwertiges Futter geachtet wird! Da der Körper Ihres Tieres aber auch auf andere Faktoren reagiert, sollte stets auf genügend Bewegung geachtet werden. 

Ein weiterer Tipp von Heike Listmann: "Vermeiden Sie extreme Diäten, die zu einseitig sind, da diese die Darmflora stören können. Darüber hinaus ist regelmäßige Bewegung wichtig, da sie die Darmtätigkeit anregt und zur allgemeinen Gesundheit des Hundes beiträgt. Falls Ihr Hund Medikamente wie Antibiotika einnehmen muss, welche die Darmflora beeinträchtigen können, sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt über die Möglichkeit einer begleitenden Darmsanierung, um die negativen Auswirkungen auf die Darmflora zu minimieren."

Es kann also Einges getan werden, um die Darmgesundheit Ihrer Fellnase zu stabilisieren.

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