Was kann ich tun?

Giardien beim Hund: Symptome und Behandlung

Giardien beim Hund sind sehr häufig und bleiben leider oft unerkannt. Erfahren Sie, wie Sie einen Befall erkennen.

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Ihre Fellnase hat Durchfall? Grund hierfür kann ein Parasitenbefall sein. Eine Ansteckung lauert überall und so sind auch Giardien beim Hund keine Seltenheit. Ist der Darm Ihres Hundes mit einer Giardiose konfrontiert, ist die richtige Behandlung entscheidend. Denn unbehandelt kann sie nicht nur für Ihren Hund, sondern auch für andere Tiere und Menschen in Ihrem Haushalt schädlich sein. Doch um sie zu bekämpfen muss der Befall erst erkannt werden. Lesen Sie hier auf was Sie achten müssen.  Liebenswert sprach außerdem mit Tierärztin Dr. Birgit Rüschoff, die erklärte, wie man sich bei Befall am besten verhält. 

Achtung: Um Ihrem Tier optimal zu helfen, fragen Sie bitte immer einen Tierarzt.

Unsere Expertin

Dr. Birgit Rüschoff ist Fachtierärztin für Reptilien und Amphibien und seit 1990  Jahren selbständig in der Tierärztlichen Gemeinschaftspraxis Altona. Die Tierarztpraxis Altona ist seit Juni 2023 Teil eines Praxisverbundes und wird jetzt unter dem Namen: Veternicum Altona GmbH geführt.

Behandlungsschwerpunkte: Internistik, Weichteiloperationen bei allen Kleintieren (Hunde, Katzen, Heimtiere, Reptilien, Amphibien, Fische, Insekten).

Alle weiteren Informationen unter www.tierarzt-hh-altona.de

Was sind Giardien?

Giardien befallen meist Säugetiere, siedeln sich an deren Dünndarm an und lösen dort Magen-Darm-Probleme aus. Die einzelligen Parasiten, die auch Giardia intestinalis oder Giardia lamblia genannt werden, gehören deshalb zu den Dünndarmparasiten. Mehr als 40 unterschiedliche Arten gibt es, die sich auf ihre jeweiligen Wirte bestens spezialisiert haben. Nach der Ansteckung können diese beim infizierten Tier eine sogenannte Giardiose auslösen. Eine solche äußert sich zum Beispiel durch starken Durchfall, einige der Fellnasen infizieren sich aber auch ohne später Symptome zu zeigen.

Unterschied Giardien und Würmer

Fallen Ihnen Veränderungen im Stuhl ihres Hundes auf, denken viele Menschen zunächst an Würmer. Tatsächlich sind Giardien und Würmer die Klassiker unter den Darmerkrankungen und auch zu Durchfall kann es bei beiden kommen. Verwechseln sollte man sie aber nicht. Denn Giardien gehören nicht zu den Würmern, sie unterscheiden sich auch in der Form und haben zusätzlich kleine Fesseln.

Anstecken kann sich jeder, auch der Mensch. Katzen können sich ebenfalls mit Giardien infizieren, die Stubentiger sind aber noch lange nicht so häufig betroffen, wie Hunde. 

So häufig sind sie beim Hund

Die MSD-Tiergesundheit geht davon aus, dass circa 17 Prozent der Hunde in Deutschland mit Giardien infiziert sind. Bei Welpen und jüngeren Tieren geht man sogar von einer Infektionsrate von bis 70 Prozent aus. Einem guten Immunsystem kann der Erreger nicht viel anhaben, doch es gilt trotzdem Vorsicht. Besonders bei Welpen, geschwächten Tieren oder einem älteren Hund mit schwachem Immunsystem, kann eine Infektion ein größeres Risiko darstellen. Bei den kleinen Welpen ist weder die Darmflora noch das Immunsystem komplett ausgereift, daher sind sie besonders anfällig für einen schweren Verlauf.

Wie kommt es zur Infektion?

Ein Befall mit Giardien lauert prinzipiell überall, da diese Plagegeister auch ohne Wirt relativ lange überleben. Scheidet ein Hund mit Giadien befallenen Kot aus, sind die Zysten bis zu einer Woche überlebensfähig und für ein anderes Tier ansteckend. In einer feuchten Umgebung besteht diese Gefahr sogar bis zu drei Monaten. Eine Infektionsgefahr besteht für ihren Hund schon bei der Aufnahme von 10 bis 100 Zysten. Der Hund nimmt die infektiösen Zysten auf, im Körper entwickeln sich diese zu sogenannten Trophozoiten. Diese Trophozoiten sind die aktive Erregerform, die zur Vermehrung imstande ist. Haben die sich an die Darmwand abgesetzt, bilden sie wieder Giardien-Zysten. Scheidet der Hund diese aus, wird der Infektionszyklus erneut gestartet und andere Tiere werden angesteckt. Giardien zu behandeln ist daher oftmals ein langwieriger und zeitintensiver Prozess, sowohl für den Menschen als auch für den Hund. Scheinen sie erst besiegt zu sein, kann es leider schnell zu einer neuen Infektion kommen. Die Gefahr einer direkten Reinfektion besteht, da ausgeschiedene Zysten sich am After des Hundes sammeln können und so wieder vom Tier aufgenommen werden können.

Die Ursachen und Herde für eine Giardien-Infektion sind zum Beispiel die Aufnahme von kontaminiertem Futter, Trinkwasser oder Kot. Durch engen Kontakt oder gegenseitiges Ablecken (Muttertier beim Welpen zum Beispiel), kann Ihr Hund sich ebenfalls anstecken. Daher sind Hunde, die sich in Gruppen aufhalten, sei es das Tierheim, eine Hundeschule oder Zwingerhunde, stärker gefährdet.

Ihr Liebling kann sich leicht mit Giardien anstecken. Die Infektion verläuft folgendermaßen:

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Giardien beim Hund
Foto: iStock / TopVectors

Von Oberflächen oder verseuchtem Wasser nimmt der Hund die Giardien-Zysten auf.

Giardien beim Hund
Foto: iStock / TopVectors & newannyart

Im Körper werden die Zysten dann zu Trophozoiten, der aktiven Form der Erregers.

Giardien beim Hund
Foto: iStock / TopVectors & newannyart

Diese bewegen und vermehren sich in der Darmschleimhaut des Hundes.

Giardien beim Hund
Foto: iStock / TopVectors & newannyart

Vor dem Ausscheiden werden die Trophozoiten wieder zu Giardien-Zysten.

Giardien beim Hund
Foto: iStock / TopVectors

Diese Zysten werden mit den Fäkalien ausgeschieden und kontaminieren Wasser und Oberflächen.

Giardien beim Hund
Foto: iStock / TopVectors

Der Kreislauf einer Giardien-Infektion beginnt von vorne. Das Tier kann sich nun selbst wieder infizieren, oder andere Hunde anstecken.

Giardien beim Hund- Das sind die Symptome

Bei einem gesunden Tier kann die Giardien- Erkrankung durchaus ohne Symptome ablaufen, was das Gefährliche an einer Infektion ist, da Giardien ohne Behandlung weitergegeben werden. Und zwar nicht nur an andere Tiere im Haushalt, sondern in seltenen Fällen dann auch an den Menschen. Sind Kleinkinder oder geschwächte Menschen in Ihrem Haushalt, sollten diese besonders vor einer Giardien-Infektion geschützt werden.

Typisches Symptom der lästigen Parasiten ist Durchfall. Dieser ist oft blutig oder schleimig. Der Kot der betroffenen Hunde kann aber auch gelb verfärbt sein oder ranzig riechen. Bei besonders starkem Durchfall kann bei Ihrem Vierbeiner aber auch wässriger Stuhlgang auftreten. Weitere Symptome sind Magenkrämpfe, starke Blähungen und Erbrechen. Die Symptome können aber über den Magen-Darm-Trakt hinausgehen und es kann zu Fieber und Abgeschlagenheit beim Hund kommen.

Hund Giardien
Wie Sie Ihrem Hund bei Giardien helfen können. Foto: Chalabala / iStock

Die richtige Diagnose

Hat Ihr Hund Giardien, oder haben sie den Verdacht, sollten Sie unbedingt einen Tierarzt aufsuchen. In der Praxis kann dann ein Giardien-Test bei Ihrem Hund durchgeführt werden. Mittlerweile gibt es zur Unterstützung auch Schnelltests für zu Hause, die Sie begleitend anwenden können. Sind mehrere Vierbeiner im Haushalt und Ihr Hund wurde positiv getestet, sollten die anderen Hunde oder Katzen ebenfalls kontinuierlich getestet werden. Vor dem Tierarztbesuch bietet es sich an, über mehrere Tage den Kot des erkrankten Tieres zu sammeln und als Proben mitzubringen. Denn nicht mit jedem Stuhlgang scheidet Ihr Hund Giardien aus, so kann es sein, dass der Test der Kotprobe eines infizierten Tieres negativ ausfällt.

Ist die Erkrankung meldepflichtig?

Giardien beim Menschen sind meldepflichtig, gerade in Gemeinschaftsstätten, medizinisches Einrichtungen oder bei Kontakt mit Lebensmitteln. Falls Sie sich also bei Ihrem Tier angesteckt haben sollten, muss das kommuniziert werden.

Giardien-Behandlung beim Hund

Ist bei Ihrem Tier ein Befall festgestellt worden, gilt es mit dem Tierarzt die richtige Giardien-Behandlung zu besprechen. Bis zum Termin hat die Expertin aber noch einen Tipp: "Gegen den Durchfall können als erste Hilfe Kohletabletten oder Ulmenrinde -Präparate gegeben werden. Erleichternd für den Darm kann auch sein, dem Hund erst einmal Schonkost zu füttern."

Doch auch in Ihrem Zuhause gibt es nun einiges zu beachten! 

Wurde ein Giardien- Befall festgestellt, ist es extrem wichtig, dass Sie gegen die hartnäckigen Plagegeister umfassende Hygienemaßnahmen ergreifen. Reinigen Sie alle Utensilien Ihres Hundes mit hohen Temperaturen, am besten heißes Wasser, denn viele herkömmliche Desinfektionsmittel können den Giardien nichts anhaben, hier empfiehlt die Tierärztin spezielle Mittel, die die Zysten abtöten. Wenn Sie Decken, Kissen, Näpfe und Spielzeug waschen, ist eine Temperatur von mindestens 60-65 Grad Celsius zu empfehlen. Wenn es das Material zulässt, gerne abkochen. Ist der Hund zum Beispiel oft im Auto mit dabei, sollte auch hier gereinigt werden. Bei der Ernährung Ihres Hundes, können Sie auf kohlenhydratarme Ernährung durch Nassfutter achten, da Giardien für die Vermehrung große Mengen Zucker bevorzugen. Durch Futteranpassung kann man versuchen, ihnen diesen nicht mehr zu bieten. Entscheidet der Tierarzt sich für eine medikamentöse Behandlung sind in den Medikamenten meist die Wirkstoffe Metronidazol oder Fenbendazol. Die Giardien-Therapie geht sowohl über Tabletten als auch Pasten. Hier kann darauf eingegangen werden, was der Hund besser annimmt. Sie können die medikamentöse Therapie zusätzlich mit der Gabe von Nahrungsergänzungsmitteln unterstützen. Da es nach einer erfolgreichen Giardien-Therapie ihres Hundes leider schnell wieder erneut zu einem Befall kommen kann, lohnt es sich die Vierbeiner im Haus weiter zu beobachten.

Hausmittel gegen den Parasit

Giardien sind ansteckend und leider oft immer wiederkehrend, daher dienen Hausmittel nur zur Unterstützung. Ein Tierarzt sollte den Hund trotzdem professionell behandeln und mit Ihnen die Gabe von Hilfsmitteln besprechen. Sie könnten Kokosöl über das Essen geben, bei kleinen Hunden einen halben und bei großen Hunden einen ganzen Teelöffel, ebenso Kräuterbuttermilch und probiotischer Joghurt. Es kann aber auch Rinder- Pansen oder Blähmagen versucht werden.

Was tun, um Giardien zu verhindern?

Giardien sind bei Hunden leider sehr häufig und durch ihre hohe Infektiosität und Langlebigkeit kann der Hund sind nicht nach einer erfolgreichen Behandlung nicht nur sofort wieder anstecken, sondern auch andere Tiere. Gerade bei Hunden lässt sich eine Infektion so kaum vermeiden. Die beste Prophylaxe ist ein gesunder Darm, daher geht es bei der Vorbeugung von Giardien gerade darum, diesen zu stärken. Sie können eine Sanierung der Darmflora vornehmen um dem Darm des Hundes etwas Gutes zu tun. Auch ein gutes Immunsystem hilft dem Tier beim Abwehren der lästigen Parasiten. Kot sollte außerdem fachgemäß entsorgt werden, sodass mögliche Giardien- Zysten nicht zu weiteren Erkrankungen führen. Stets auf Hygiene zu achten, kann gerade in einem Haushalt, in dem mehrere Hunde und Katzen leben, eine Infektion mit Giardien vorbeugen, deshalb sollten Spielzeug und Utensilien möglichst oft gereinigt werden. Da sich Giardien auch in Wasser und einer feuchten Umgebung sehr wohl fühlen, ist es gut auch immer auf sauberes Wasser zu achten. Da sich Giardien nach dem Absetzen von Kot auch am After und Fell sammeln, den Hund am besten mit Hundeshampoo waschen, um sie so aus dem Fell des Hundes zu entfernen, gerade bei Langhaarhunden.

Dem stimmt auch die Tierärztin zu: "Ganz vorbeugen lässt sich eine Infektion nicht, gerade bei Junghunden ist es wichtig, darauf zu achten, dass sie keinen Kot fressen. Um ihnen das abzutrainieren, kann es helfen, beim Spaziergang voranzugehen und Tabasco auf die Hundehaufen zu geben. Eine mühsame Angelegenheit- hilft aber, dem Welpen das Kot fressen abzugewöhnen."

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Quellen

  • Anicura

  • Dr. Hoelter

  • Deutsche Familienversicherung

  • MedPets

  • MSD-Tiergesundheit