Fahrtauglichkeitsprüfung: Keine Verkehrstests für Senioren in Aussicht
Laut Verkehrsminister Andreas Scheuer wird es keine Verkehrstests zur Prüfung der Fahrtauglichkeit von Senioren geben. Hier gehen die Meinungen jedoch weiterhin auseinander. Obligatorische Rückmeldefahrten könnten zum Beispiel eine Lösung sein.
Nach dem Verkehrsunfall von Prinz Philip (97) in Großbritannien, bei dem zwei junge Frauen verletzt wurden, ist auch in Deutschland die Debatte über die Einführung von Fahrtauglichkeitsprüfungen für Senioren wieder hochgekocht.
Bislang zählt Deutschland neben Frankreich, Belgien, Polen, Bulgarien und Österreich zu den einzigen europäischen Ländern, in denen der Führerschein zeitlich unbegrenzt ist. In anderen Ländern wie beispielsweise Spanien oder Italien muss der Führerschein ab einem bestimmten Alter alle fünf Jahre erneuert werden oder es muss ein medizinischer Kontrolltest, der die Fahrtauglichkeit prüft, absolviert werden.
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Scheuer: "Verkehrstests für Senioren wird es mit mir nicht geben"
Solche Maßnahmen, die den oben genannten Fall möglichst verhindern sollen, wird es aber laut Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) in Deutschland vorerst nicht geben. Der Verkehrsminister äußerte sich nun gegenüber den Zeitschriften der Funke Mediengruppe und erklärte, dass es "einen Verkehrstest für Senioren" mit ihm nicht geben werde. Dies begründete er mit der Unfallstatistik, aus der sich keine Auffälligkeiten ergeben würden. Laut Scheuer sei ein Verkehrstauglichkeitstest daher nicht sinnvoll. Im Weiteren appellierte er an die Eigenverantwortung der Autofahrer, ihre Fitness und ihre Fähigkeiten im Straßenverkehr immer wieder selbst zu überprüfen.
Obligatorische Rückmeldefahrten als Alternative?
Für Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft sieht die Sachlage etwas anders aus. Gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung plädierte er für "obligatorische Rückmeldefahrten". In einer begleiteten Fahrt mit der Dauer von 45 bis 60 Minuten soll älteren Verkehrsteilnehmern ab 75 Jahren so eine Rückmeldung über ihre aktuelle Fahrtauglichkeit gegeben werden. Zwar sollen die Rückmeldefahrten ab 75 verpflichtend für alle Senioren sein, sie sollen jedoch lediglich zur Selbsterkenntnis dienen und nicht mit einer Abgabe der Fahrerlaubnis einhergehen. Brockmann begründete seine Alternative wie folgt: "Drei Viertel aller Unfälle, in die Fahrer ab 75 Jahren verwickelt sind, werden von ihnen verursacht." Der Wert liege damit "über denen der Risikogruppe der 18- bis 21-Jährigen". Zwar setzt er auch auf die Eigenverantwortung der älteren Autofahrer, sich nach einer negativen Rückmeldung nicht mehr hinters Steuer zu setzen, glaubt jedoch, dass die Rückmeldefahrten verpflichtend sein sollten, damit eine Erkenntnis überhaupt stattfinden kann. Ohne Pflicht würden nur die "Falschen" teilnehmen. Nämlich Senioren, die sich gerne amtlich bestätigen ließen, dass sie ganz toll Autofahren, so Brockmann.
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Alzheimer-Gesellschaft fordert Pflicht-Test für Autofahrer
Drastischere Maßnahmen fordert hingegen die Geschäftsführerin der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Sabine Jansen. Der Neuen Osnabrücker Zeitung sagte sie, dass regelmäßig vorgeschriebene Tests es ein Stück weit normaler machen würden, dass der Führerschein irgendwann abgegeben werden müsse. Außerdem ist sie der Meinung, dass sich viele Menschen nicht eingestehen würden, dass sie eigentlich nicht mehr fahrtüchtig seien. Um eine Altersdiskriminierung zu vermeiden, appelliert Jansen für regelmäßige verbindliche Tests, ab Erwerb des Führerscheins.
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Ein Appell an das Gewissen älterer Autofahrer
Ob es ausreichen wird, dass Senioren über 75 Jahre eigenverantwortlich entscheiden, ob sie noch am Steuer sitzen können, wird die Zukunft zeigen. Zwar mag es durchaus möglich sein, dass, wie Verkehrsminister Scheuer angemerkt hat, die Technik der Automobilbranche in naher Zukunft soweit ist, dass Autos selbständig fahren. Es bleibt jedoch fraglich, ob sich diese auch jeder eventuell nicht mehr fahrtaugliche Senior leisten kann. Das Älterwerden ist ein schleichender Prozess, der bei jedem Menschen individuell verläuft. Auch mag sich nicht jeder eingestehen, dass er bestimmte Dinge, die er immer ohne Probleme tun konnte, plötzlich nicht mehr kann. So ist mit zunehmendem Alter auch immer wieder der Hang zur Selbstüberschätzung zu beobachten, der einer realistischen Einschätzung in diesem Falle im Wege stehen würde. Wenn die Politik in diesem Bereich jedoch keinen Handlungsbedarf sieht, bleibt nur die Möglichkeit, an den gesunden Menschenverstand eines jeden zu appellieren, sich die Frage zu stellen, ob er ab einem gewissen Alter, für sich und andere Verkehrsteilnehmer eine Gefahr im Straßenverkehr darstellt. Regelmäßige, verpflichtende Rückmeldefahrten könnten hier Klarheit schaffen und das Bewusstsein vieler Autofahrer über 75 Jahre schärfen. Dieser Appell an das Gewissen würde vielleicht den einen oder anderen 97-jährigen Autofahrer davon abhalten, sich hinter das Steuer zu setzen. Ein Versuch wäre es auf jeden Fall wert.
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