Massenhaftes Kükentöten ab 2022 endgültig verboten
Die Zahlen sind erschreckend: Mehr als 40 Millionen männliche Küken werden jedes Jahr getötet, da sie weder Eier legen noch viel Fleisch ansetzen. Nun hat der Bundestag beschlossen: Ab 2022 ist Schluss damit.
Das sinnlose, millionenfache Töten männlicher Küken ist in Deutschland ab 2022 verboten. Dies hat der Bundestag am Donnerstagabend beschlossen.
Kükentöten-Verbot greift ab 1. Januar 2022
Die Gesetzesänderung tritt schon ab dem 1. Januar kommenden Jahres in Kraft. Damit endet die fragwürdige Behandlung der über 40 Millionen männlichen Küken, die jedes Jahr kurz nach ihrem Schlüpfen getötet werden – meistens mit Gas. Männliche Hühner legen keine Eier und setzen auch vergleichsweise wenig Fleisch an, womit sie für die Viehindustrie zu wenig lukrativ sind.
Kennen Sie schon diese fünf spannenden Fakten über Eier? (Der Artikel geht unter dem Video weiter)
Tierschutz wichtiger als wirtschaftliche Interessen
Bereits 2019 entschied das Bundesverwaltungsgericht, dass das bisherige Verfahren nur noch auf bestimmte Zeit erlaubt sei. Damals hieß es, der Tierschutzgedanke sei höher zu bewerten als die dahinter stehenden wirtschaftlichen Interessen.
Statt der umstrittenen Praxis soll ein neu entwickeltes Verfahren zum Einsatz kommen: Das Geschlecht des Kükens soll bereits im Ei bestimmt werden. Männliche Küken werden dann gar nicht weiter bebrütet und schlüpfen somit nicht. Das entsprechende Ei wird entsorgt.
Das Modell gibt es bisher nur in Deutschland
Ab 2024 soll dies nur noch erlaubt sind, wenn sich das Geschlecht des Kükens schon in einem frühen Brutstadium – vor dem siebten Bruttag - zeigt. Somit soll auch der Embryo vor etwaigen Schmerzen geschützt werden. Normalerweise dauert es 21 Tage, bis ein Küken aus dem Ei schlüpft.
Der von Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) vorgelegte Gesetzesbeschluss muss noch dem Bundesrat vorgelegt werden. Stoppen kann dieser ihn aber nicht – höchstens verzögern.
Das Modell, das es bisher nur in Deutschland gibt, soll auch in andere Länder exportiert werden.
Tierschützern geht der Vorstoß nicht weit genug
Doch Tierschützern geht der Verstoß nicht weit genug. Für ein wirkliches Mehr an Tierschutz sei es notwendig, so genannte Zweinutzungshühner zu züchten: Weibliche Hühner legen Eier, männliche werden für die Mast aufgezogen. So lautet die Forderung des Tierschutzbundes.
Ebenso kritisiert der Tierschutzbund eine Ausnahmeregelung, laut derer das Töten männlicher Küken dann erlaubt sei, wenn die Tiere anschließend beispielsweise an Wildtiere verfüttert würden. Befürchtet werde ein Ausnutzen dieser Regelung.
Und der FDP-Bundestagsabgeordnete Gero Hocker fordert ein EU-weites Verbot des Kükentötens. Durch das neue Gesetz würden sicherlich mehr Eier aus dem Inland importiert - wo die Praxis noch nicht gesetzlich verankert und das Herstellen von Eier somit noch günstiger ist. Dadurch werde gleichzeitig die deutsche Geflügelwirtschaft benachteiligt.